Am 8. Juni ist Sumiswald/BE im Ausnahmezustand. Dann pilgern bis zu 15 000 Gäste ins idyllische Dörfchen im Emmental.
Der Schriftsteller und Pfarrer Albert Bitzius (1797–1854) schrieb als Jeremias Gotthelf Romane, die das bäuerliche Leben des 19. Jahrhunderts zum Thema hatten. Jene Zeit ist Grundlage des Dorfmarktes, der jeden zweiten Samstag im Juni in Sumiswald/BE stattfindet: der Gotthelf-Märit. An 150 Marktständen wird historisches Handwerk zelebriert. Es gibt Schmiede, Kaffeeröster, Gerber, Drechsler, Korber und Wäscherinnen.
Mittendrin ist Chrigu Jakob, Mitglied des Schweizer Kochverbands. Seit er vor zwei Jahren seine Produktionsküche in Sumiswald eröffnet hat, ist er beim historischen Markt dabei. «Wir passen unser Angebot möglichst jener Zeit an», verrät Jakob. So gibt es statt laminierter Speisekarten Infotäfelchen aus Schiefer.
Auch getränkemässig plant er wie vor über 150 Jahren. «Bier war schon damals wichtig. Wir haben hier viele regionale Biere.» Zudem hat er Met im Angebot. Doch dieses verkaufe sich nur selten. «Das Getränk entspricht nicht dem heutigen Geschmack.»
Ein Verkaufsschlager hingegen sind seine Pulled-Pork-Sandwiches. Dafür lässt er eine Schweinsschulter lange kochen und zupft das Fleisch danach in Fäden. Vom Dorfbäcker lässt er ein Laugen-Käse-Sandwich backen, in das er das Fleisch gibt. «Wir verkaufen es als Sumiswalder Fötzu-Fleisch.»
Im Kochbuch «Ässe wie zu Gotthelfs Zyte» vom Emmentaler Koch Fritz Gfeller hat er das Rezept Dürsrüti Bratkartoffeln gefunden. Dabei handelt es sich um ein Rezept mit Kartoffeln, Speck und Käse. «Davon habe ich letztes Jahr 400 Portionen verkaufen können», so Jakob.
(Ruth Marending)