Die Gastkolumne von Silvana Lindt, Geschäftsleiterin von Cuisine sans frontières.
Wir Menschen können eigentlich ganz gut ohne Krieg. Denn – wie die aktuelle Forschung zeigt – während der ersten 99 Prozent der menschlichen Evolution gab es ihn nicht. Der Krieg ist eine relativ junge Erfindung. Dennoch leben wir in unfriedlichen Zeiten. Der Krieg in Gaza, im Libanon und in der Ukraine haben dieses Jahr geprägt. Manchmal fragte ich mich angesichts der vielen «Bad News»: «Wie können wir das Ruder wieder herumreissen?» Dieses Jahr haben wir von Cuisine sans frontières im Libanon Nothilfe geleistet, in unserem Restaurant in Kenia stellte uns eine Ausgangssperre vor neue Hürden und in Burkina Faso haben wir so viele binnenvertriebene Frauen und Kinder unterstützt wie noch nie zuvor. Die Hauptzutaten für den Frieden sind Demokratisierung, Gleichberechtigung und der Abbau von sozialen Ungleichheiten. Bevor sich die Menschen vor 14 000 Jahren niederliessen, galt das Sammler- und Jägercredo: «Teilen macht reich». Diese Logik änderte sich in der Jungsteinzeit. Mit dem Aufkommen des Landbesitzes und grosser sozialer Abhängigkeiten wurde es zunehmen wichtig, Besitz anzuhäufen. Vielleicht sollten wir im neuen Jahr Mut zum Frieden entwickeln und einfach wieder etwas mehr teilen. Cuisine sans frontières bringt Menschen zusammen an einen Tisch. Wir nutzen das Momentum des gemeinsamen Kochens und Essens, um einen Funken Gemeinschaft und Frieden, aber auch eine konkrete ökonomische Perspektive zu bieten. Auch in der Gastronomie und Hotellerie wird das Credo des Gastgebertums gelebt. Teilen wir gemeinsam im neuen Jahr: sei es eine feine Mahlzeit, ein nettes Wort oder eine gemeinsame Vision.