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Overtourism war gestern

Rigi, Interlaken, Jungfraujoch: So sieht es an den Tourismus-Hotspots derzeit aus.

Der Ausflugsberg Rigi hat mit seinen 120 Kilometern Wanderwegen ein breites Wegnetz. Die Gastronomie und Hotellerie schaffen zudem neue Angebote. Wie zum Beispiel im «Rigi Kulm», wo neue Themenabende und Konzerte geplant sind. (ZVG)

Noch vor kurzem waren einige Schweizer Destinationen wegen zu vieler Touristen in den Schlagzeilen. Doch Corona hat dem viel beschriebenen Overtourism vorläufig ein Ende gesetzt.

Bei einem Besuch der Redaktion auf der Rigi ist das deutlich zu spüren. Auf dem Zentralschweizer Berg gibt es an diesem Tag zwar ein paar wenige Touristen. Doch es ist kein Vergleich zum Vorjahr. «Bei uns trafen regelmässig Sonderzüge mit asiatischen Gästen ein», erinnert sich Renate Käppeli, Hôtelière im Hotel Rigi Kulm. Die Situation hat sich verändert. Die Züge, aus Arth-Goldau und Vitznau kommend, verkehren nach regulärem Fahrplan. Es sind im Moment keine Sonderfahrten nötig.

Neue Wegweiser und Toiletten

Der Direktor der Rigi-Bahnen Frédéric Füssenich, sagt dazu: «Das Geschäft auf der Rigi ist in den letzten Jahren dank des Asien-Geschäfts rasant gewachsen.» Zwar ist Füssenich erst seit Mitte März auf der Rigi im Amt, doch er kennt sich mit diesem Markt gut aus. Zuvor hielt er lange Jahre die Fäden bei Engelberg Tourismus in den Händen. Eine Destination, die ebenfalls im asiatischen Markt gut verankert war. «Wir haben in der Zentralschweiz mit diesen Gästen grosse Erfolge gefeiert», so Frédéric Füssenich.

Engelberg, Luzern, Rigi: Sie alle hätten bei den Touristenzahlen nur die Kurve nach oben gekannt. «Diese Erfolge sind mit dem Ausbruch des Virus beendet worden.» Doch Füssenich blickt zuversichtlich in die Zukunft: «Wir rechnen damit, dass sich das Asien-Geschäft langfristig erholen wird.» In der Zwischenzeit setzt man auf Schweizer Gäste, die bislang immerhin bereits 60 Prozent ausgemacht haben. Auch stellt er eine Zunahme von Gästen aus der Romandie fest. Und wenn das Wetter mitspiele, könne man den Wegfall der ausländischen Gäste mit Einheimischen einigermassen kompensieren.

Zudem hat er einige Pläne im Köcher: «Wir wollen als Erstes die Wanderwege neu ausschildern, damit die Besucherströme auch bei erhöhtem Gästeaufkommen besser gelenkt werden können.» Danach werden die sanitären Anlagen an den Bahnstationen verbessert und in einem nächsten Schritt die Gastronomie. Im Fokus steht auch das Rollmaterial: «Wir investieren 42 Millionen Franken in neue Züge», führt Füssenich aus.  

Regionales GA und Rabatte

Auch das Strassenbild in Interlaken ist nicht mehr dasselbe wie vor einem Jahr. Christoph Leibundgut, Manager Communication bei Interlaken Tourismus, erinnert sich: «Letztes Jahr verzeichneten wir zusammen 1,64 Millionen Übernachtungen in allen Beherbergungsformen.» Die Logiernächte-Statistik zeige nun aber, dass während des Lockdowns die Einbrüche enorm waren. «Im April und Mai ging fast nichts. Nun kommen die Sommerferien, von denen wir uns zumindest eine Entspannung erhoffen», so Christoph Leibundgut.

Im vergangenen Jahr verzeichneten die Eidgenossen in der Ferienregion Interlaken rund 200 000 Logiernächte. Diese Zahl will man mit neu geschaffenen Angeboten erhöhen. Drei Kampagnen sollen es richten: Outdoor- und Adventure-Fans finden «...mehr Abenteuer». Familien können «... mehr entdecken» und Erholungssuchende dürfen «... mehr geniessen». Eine Weltneuheit sei die Captain’s Mystery Boat Tour,  das weltweit erste Escape-Spiel auf einer Bootstour.

Und der Regionalpass Berner Oberland, so führt Christoph Leibundgut aus, sei quasi ein GA für die Region. Der ÖV inklusive Bergbahnen inbegriffen. Gleichzeitig ist der Pass eine Rabattkarte für diverse Angebote wie Museumseintritte oder Outdoor-Aktivitäten. Für die Fahrten aufs Jungfraujoch und aufs Schilthorn gibt es damit grosszügige Rabatte.  

«Wir werden 42 Millionen Franken in Rollmaterial investieren.»


Apropos Jungfraujoch: Weil auch dort die asiatischen Gäste fehlen, umwirbt man fleissig den einheimischen Markt. Neben Werbung im Schweizer Fernsehen verteilen die Bahnen via Coop Rabattgutscheine für eine Fahrt auf «Top of Europe».

(Ruth Marending)


Nach wie vor ein Hotspot: «Aescher»

Kein anderes Berggasthaus findet international so grosse Aufmerksamkeit wie der «Aescher» im Appenzell. Als die neue Gastgeberin Melanie Gmünder nach dem Lockdown den Betrieb hochfuhr, stellte sie ausnahmsweise ein paar Schlafplätze bereit. Dies, weil unsicher war, wie das Geschäft anlaufen würde. Doch wie einem Bericht in der «Basler Zeitung» zu entnehmen war, wurde Melanie Gmünder von den vielen Wanderern überrascht, die bereits früh morgens den Weg auf den Berg fanden.