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Schlemmen an St. Martin

Martin von Tours ist einer der bekanntesten Heiligen der katholischen Kirche, obwohl er nie heilig gesprochen wurde. Bis heute finden an seinem Namenstag, 11. November, spezielle Rituale statt.

Es ist ein Brauchtum, das aus der Zeit gefallen scheint. Jedes Jahr finden in der Altstadt von Sursee Gänse ihr Lebensende. Geköpft von jungen Erwachsenen, die mit verhülltem Gesicht und stumpfem Dragonersäbel dem Tier den Kopf abschlagen. Bis die insgesamt zwei leblosen Gänse geköpft sind, erfolgen in der Regel zwischen fünf und zwanzig Hiebe.

Das Spektakel, das immer wieder Tierschützer aufschreckt, ist dennoch ein Anlass, der jedes Jahr rund 3000 Zuschauende in die Altstadt am Sempachersee lockt. Wann der Gansabhauet von Sursee/LU erstmals stattfand, ist nicht schriftlich belegt. Das Einzige, was die Surseer wissen, ist, dass der Brauch um 1820 verschwand, aber bereits 1863 wieder eingeführt wurde. Der Surseer Gansabhauet gilt als Überbleibsel eines ehemals in ganz Europa verbreiteten Brauchtums.

Das Brauchtum Die Schweiz ist voller Bräuche. Während eines Jahres picken wir einige davon heraus wie jenen im Kanton Luzern und im Jura.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann sich die örtliche Fasnachtszunft Heini von Uri um den Brauch zu kümmern. Sie erweiterte die Gansabhauet um weitere Disziplinen wie Stangenklettern, Sackhüpfen sowie Grimassenschneiden, das «Chäszänne» genannt wird, weil die Kinder zur Belohnung für ihr dargebotenes «Zänni» ein Stück Käse bekommen. Den Abschluss der Gansabhauet machen ein abendlicher Räbeliechtli-Umzug sowie Mahlzeiten mit Gänsegerichten im ­Rathaus und in den Restaurants.

Martini ist im Jura wichtig

Im Jura und insbesondere in der Ajoie wird Mitte November nach bäuerlicher Tradition das St. Martinsfest am zweiten Wochenende im November gefeiert. Am dritten November-Wochenende folgt die Revira, eine Art Folgefest. Die ­Jurassier nutzen die Festwochenenden, um gross zu schlemmen. Das reichhaltige Menü setzt sich traditionell wie folgt zusammen: Bouillon, Sülze, Rahmpudding, gekochtes Schweinefleisch, Grilladen, Sauerkraut, Schweinebraten, Toétché, was Hirn bedeutet, und zum Schluss ein Sorbet aus Damassine, einer Pflaumensorte.

«Im Gegensatz zu früher isst man heute das Sankt-Martin-Menü nicht mehr unbedingt zu Hause, sondern in den Gaststätten von Porrentruy und Umgebung», schreibt dazu Jura Tourisme auf Anfrage. 16 Restaurants haben die Charta von St. Martin von Gastro Jura unterzeichnet. Diese Betriebe verpflichten sich, mindestens eines ihrer Hauptgerichte wie Blutwurst oder Adrios selbst herzustellen. Einer davon ist das Hôtel Restaurant de la Couronne in Beurnevésin/JU. Schon die Eltern der heute 74-jährigen Gastgeberin Yvette Comte bereiteten ab 1965 das traditionelle Menü von St. Martin zu. Bis 2020 servierte Yvette Comte in jedem November jeweils mehr als tausend Menüs, die nach eigenen Rezepten zubereitet werden. Heute sind es zwar etwas weniger geworden, aber noch immer serviert die Wirtin sechshundert Menüs pro Martinisaison.

(Ruth Marending)


Mehr Informationen unter: 

sursee.ch

gastrojura.ch

j3l.ch

saintmartin.ch