1934 wurde in der Schweiz der Grundstein für den Volkssport Wandern gelegt. Verantwortlich war ausgerechnet der Vormarsch des Automobils.
Heutzutage ist das Wandern als Schweizer Kulturgut kaum mehr wegzudenken – es ist zum Volkssport für alle Altersklassen geworden. Insgesamt wandern rund 58 Prozent der Bevölkerung über 15 Jahren regelmässig. Die Basis für diese Erfolgsgeschichte legten zwei Männer aus dem Mittelland. In den 1920er-Jahren begann sich das Automobil zu verbreiten – ganz zum Unmut der Menschen, die zu Fuss unterwegs waren und von den Autos immer öfter von der Strasse verdrängt wurden. Dazu gehörte auch der Sekundarlehrer Johann Jakob Ess. Eine frustrierende Tour mit seiner Schulklasse über den Klausenpass entpuppte sich als Wendepunkt in der Geschichte der Schweizer Wanderbewegung: Als die Kinder sich am Rand der Strasse durch Lärm, Staub und Abgase kämpften, erkannte Ess die Notwendigkeit von speziell für Fussgänger bezeichneten Pfaden. Mit seinem Freund Otto Binder, dem damaligen Sekretär der Stiftung Pro Juventute und des Bunds der Schweizer Jugendherbergen, begann er, in der Stadt Zürich Wanderrouten zu markieren, die von Tramendstationen in die Natur hinausführten. 1933 gründeten die beiden die Zürcherische Arbeitsgemeinschaft für Wanderwege.
Auch in anderen Kantonen wuchs das Interesse an organisierten Wanderwegen, und bereits ein Jahr später wurde die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Wanderwege, der heutige Verband Schweizer Wanderwege, gegründet. Schon am Gründungstag wurden gelbe Tafeln mit schwarzer Schrift als für die ganze Schweiz geltender Wegweisertyp festgelegt. «Heute umfasst das Schweizer Wanderwegnetz über 65 000 Kilometer signalisierte Pfade, auf denen an rund 50 000 Standorten Wegweiser stehen», erklärt Michael Roschi, Geschäftsleiter des Verbandes. Im Jahr 2024 profitierten davon über vier Millionen Wanderinnen und Wanderer aus der Schweizer Bevölkerung und rund 300 000 ausländische Gäste.
(ahü)