Davos, Arosa, Flims und Scuol glänzen heute mit ihrem Schnee- und Wanderangebot. Doch in den Anfangszeiten des Tourismus waren sie für ihre Luftkuren weitherum bekannt.
In der Höhe, ab zirka 1200 Meter über Meer, gibt es keine Hausmilben mehr. Das ist allgemein bekannt und wird auf der Website des Bundesamts für Gesundheit auch bestätigt. Ein Umstand, der vor allem für Asthmatiker wohltuend ist. Doch auch Tuberkulosekranken geht es in der Höhe besser. Dies fand 1853 Alexander Spengler heraus. Der deutsche Mediziner emigrierte aus politischen Gründen nach Davos/GR. Einer seiner ersten Kurgäste war 1865 der tuberkulosekranke Hugo Richter aus Königsberg/DE. Die Kunde seiner raschen Heilung machten Davos als Luftkurort weltberühmt.
Mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie von Landquart nach Davos wurde die Entwicklung des Ortes beschleunigt: Hotels, Pensionen, Sanatorien und Villen schossen wie Pilze aus dem Boden. In der Folge begannen viele Kantone und Länder im Alpendorf ihre eigenen Sanatorien zu bauen. Die bekanntesten, die noch heute existieren, sind die Deutsche Hochgebirgsklinik Davos Wolfgang, die Klinik Nederlands Astmacentrum Davos und die Zürcher Höhenklinik Davos Clavadel.
Als Luftkur wurde ab dem 19. Jahrhundert eine Form der Klimatherapie bezeichnet, die als Standardtherapie bei Tuberkulose galt. Die Patienten verbrachten dabei täglich mehrere Stunden auf Liegestühlen im Freien oder in offenen Liegehallen. Die Wirksamkeit der Luftkur galt schon damals vor allem in der Höhe als besonders heilsam und war bis zur Entdeckung wirksamer Medikamente die wichtigste Massnahme bei der Behandlung von Tuberkulose.
Für solche Luftkuren wurden spezielle Lungenheilstätten gebaut. Eines dieser Häuser ist das Waldhotel in Davos. Die Geschichte des Hauses begann 1911 als Waldsanatorium. Nach der Entdeckung von Streptomycin und der Entwicklung von Medikamenten gegen Tuberkulose ging die Epoche der Kuranstalten Anfang der 1950er-Jahre jäh zu Ende. So wurde das Haus 1957 zum Hotel umgebaut. Heute ist es ein Viersternehotel und wird als Ganzjahresbetrieb geführt.
Das Haus diente auch als Kulisse für den berühmten Roman «Der Zauberberg» von Thomas Mann. Sein Werk, 1924 erschienen, spielt in einem Davoser Lungensanatorium. Dabei griff Thomas Mann auf eigene Erfahrungen zurück, als er 1912 seine Frau Katia besuchte, die wegen eines Lungenleidens ein halbes Jahr in Davos zur Kur weilte. Noch heute wirbt das ehemalige Waldsanatorium und heutige Waldhotel Davos auf seiner Website mit dem Schriftsteller, der hier zu Gast war.
Auch in einem anderen Hotel logierte Thomas Mann und zwar im Waldhotel Arosa. Mann und seine Ehefrau entschieden sich während ihrer Ferien in Arosa im März 1933, aus politischen Gründen nicht nach Deutschland zurückzukehren. Jörg Röthlisberger, Mitglied des Verwaltungsrates des Waldhotels Arosa, schreibt dazu: «Für uns ist der grossartige Schriftsteller ein wichtiges Stück Hotelgeschichte. So erinnern etwa unsere beiden Restaurants Zauberberg und Thomas Mann an seine acht Ferienaufenthalte bei uns.» 1932 schloss das Waldsanatorium als Lungenklinik, und es entstand das Neue Waldhotel. 2019 erfuhr das Vier-Sterne-Superior-Haus ein Rebranding und firmiert seither als Waldhotel Arosa.
Die Luftkuren sind zwar Geschichte und obwohl sich der Tourismuskanton Graubünden auf den Schneesport ausgerichtet hat, sind Wellness- und Erholungsangebote bis heute ein wichtiges Standbein. Das zeigt auch ein Blick nach Scuol, wo die Hotels der Belvedere-Familie und das 1993 erbaute Engadin Bad Scuol erwähnenswert sind. Es ersetzte die alte, nicht mehr zeitgemässe Bäderanlage. Doch nicht alle Bäder haben die Pandemie gut überstanden. So bleibt das Badezentrum Alvaneu im Albulatal wegen Liquiditätsengpässen bis auf Weiteres geschlossen.
(Ruth Marending)