Beim Zentralschweizer Tourismustag drehte sich alles um das Thema generative KI. Praktische Beispiele zeigten, wie diese den Tourismus unterstützen kann.
Die künstliche Intelligenz KI ist in aller Munde – und die Meinungen gehen auseinander, ob sie nun Fluch, Segen, Gefahr oder Hype ist. Nicole Stuber-Berries, Dozentin für Digitalisierung an der Hochschule Luzern, stellte bei ihrer Einführung ins Thema erst einmal die Begrifflichkeiten klar: «Wenn wir heute von KI sprechen, meinen wir meist die generative KI. Denn künstliche Intelligenz gibt es bereits seit den 50er-Jahren.» Erst die generative KI kann selbst Inhalte erzeugen, welche auf Wahrscheinlichkeiten beruhen und sich daher bei jeder erneuten Anfrage ändern können.
Nicole Stuber-Berries rät Tourismusunternehmen, die Einsatzmöglichkeiten intern im geschützten Rahmen auszutesten. Dazu brauche es klare Richtlinien, damit beispielsweise keine firmeninternen Daten eingespeist werden. Auch eine Kontrolle der Ergebnisse sei unerlässlich: «Immerhin geht es um das Vertrauen der Kunden, welches sonst schnell verloren geht.» Ebenfalls wichtig sei Transparenz. Wo Inhalte mit KI erstellt werden, sollte dies auch ausgezeichnet werden.
Andreas Freimann ist Verantwortlicher der KI-Strategie von Schweiz Tourismus ST. Er zeigte auf, wo die Organisation KI bereits einsetzt. So zum Beispiel beim Projekt «hAIdi», einer KI-Plattform für Datenanalysen. Der digitale Assistent nutzt gezielt strukturierte Daten von ST, um Entscheidungsträgerinnen und Tourismusmanagern faktenbasierte Handlungsempfehlungen zu liefern. Eine weitere Anwendung ist die Erstellung von digitalen Zwillingen der ST-«Personae», also der typischen Gästeprofile. So lassen sich konkrete Fragestellungen für verschiedene Gästegruppen eingeben, um beispielsweise zielgruppengerechte Kampagnen zu erstellen.
Desiree Schier von Wependio zeigte auf, wie eine KI-gestützte Reiseplanung aussehen könnte. «Bereits heute sind 32 Prozent des Umsatzes in der Reisebranche durch KI beeinflusst», sagte sie. Diese Zahl werde weiter wachsen. Ihr Tool ist ein virtueller KI-basierter Reiseplaner, der sich beispielsweise auf der Website von Destinationen einbauen lässt. «Gäste können dort alle nötigen Informationen eingeben: Reisedaten und -dauer, Interessen, welche Art von Ferien sie sich wünschen und so weiter.» Das Tool spuckt dann einen fixfertigen Reiseplan aus – zusammengestellt aus den von der Destination zur Verfügung gestellten Daten. «So können sich Gäste viele Stunden Reiseplanung sparen.» Und: je einfacher die Planung, desto eher wird gebucht. Für Schier ist klar: «Die Frage, ob man den KI-Trend mitmachen will oder nicht, stellt sich nicht.» Denn wer nicht mitmache, werde abgehängt.
Zuletzt gab Joel De Buren von Zug Tourismus einen Einblick, wie die generative KI dort bereits angewendet wird. «Wir nutzen die künstliche Intelligenz jeden Tag», so De Buren. «Zum Beispiel beim Erstellen von Social-Media-Posts oder Newslettertexten.» Diese würden zunächst von Menschen geschrieben und danach zur Kontrolle, Verbesserung oder Anpassung an andere Kanäle in die KI gespeist. Er riet den Teilnehmenden: «Probiert es einfach aus. Die KI kann noch nicht alles, aber sie kann uns in vielem stark unterstützen.»
(Angela Hüppi)
Der Tourismustag ist ein Networking- und Weiterbildungsanlass der Zentralschweizer Tourismusbranche. Die Hochschule Luzern organisiert die Veranstaltung jährlich in einem der Zentralschweizer Kantone in Zusammenarbeit mit der Luzern Tourismus AG und der SHL Schweizerischen Hotelfachschule. Die nächste Ausgabe findet am 5. November 2025 statt.