Der Flugverkehr ist nicht nur für den eigenen Ferienwunsch wichtig. Die Airlines bringen auch ausländische Touristen in die Schweiz. Ein Blick auf das diesjährige Potenzial an Feriengästen aus Europa und Übersee.
Juli 2019: Von den Flughäfen Zürich und Basel-Mulhouse verreisen Schweizer Feriengäste zuhauf an die Strände des Mittelmeerraums. In Luzern reihen sich Touristencars Stossstange an Stossstange, und in den Jungfraubahnen gibt es mehr asiatische Gäste als Einheimische. Juli 2020: gähnende Leere am Luzerner Schwanenplatz, gutes Durchkommen an den Flughäfen und fast nur Schweizer Gäste auf dem Jungfraujoch. Was vor einem Jahr unvorstellbar war, ist in diesem Sommer Realität geworden.
Das Coronavirus bringt den einheimischen Tourismus ganz schön durcheinander. Balsam für die Seele der Schweizer Touristiker ist der Reiseboom der einheimischen Erholungssuchenden. Doch nach der Sommerferienzeit werden diese Besucherströme kleiner werden. Ohne ausländische Touristen und einen gut funktionierenden internationalen Geschäftsreisetourismus wird so manches Hotelbett leer bleiben.
Zwar hat der Flughafen Zürich seinen Betrieb wieder aufgenommen, doch gegenüber dem Vorjahr beträgt das Flugvolumen lediglich 30 Prozent. Im Juni 2020 sind 201 692 Passagiere über den Flughafen Zürich geflogen. «Das entspricht einem Minus von 93 Prozent gegenüber derselben Periode des Vorjahres», sagt Mediensprecherin Raffaela Stelzer. Jedoch sei dies auch eine Zunahme von rund 460 Prozent gegenüber dem Mai 2020. Wer über den Flughafen Zürich einreist, sieht sich mit den mittlerweile üblichen Schutzmassnahmen konfrontiert. «Wir haben einerseits an diversen Stellen Desinfektionsmittel aufgestellt. Andererseits haben wir zum Schutz der Flughafenmitarbeitenden sowie der Passagiere Plexiglasscheiben montiert und reinigen häufiger.» Zudem werden die Passagiere gebeten, den nötigen Abstand einzuhalten, und aufgefordert, wo dies nicht möglich sei, eine Maske zu tragen. Doch welche ausländischen Gäste könnten die Schweiz in den nächsten Wochen bereisen? Die Karte rechts zeigt die momentane Situation in den von Schweiz Tourismus (ST) bearbeiteten Hauptmärkten auf.
(Ruth Marending)
HGZ: Der ausländische Tourist ist dieses Jahr coronabedingt ein rarer Gast in der Schweiz. Gibt es trotzdem Touristen aus dem Ausland?
André Aschwanden: Aktuell liegen uns noch keine detaillierten Daten vor. Die Hotellogiernächte für den Sommer publiziert ja das Bundesamt für Statistik erst ab Oktober. Auch in diesem ausserordentlichen Tourismusjahr ist dies so. Aufgrund der internationalen Rahmenbedingungen gehen wir jedoch davon aus, dass sowohl Gäste aus unseren Nachbarländern als auch aus den Benelux-Staaten die ersten ausländischen Touristen sind. Zudem ist das Vereinigte Königreich langsam wieder dabei. Diese Lage bestätigen auch die ersten Eindrücke von der «touristischen Front».
Schweiz Tourismus (ST) hat wegen der Krise vom Bund 40 Millionen Franken zusätzlich erhalten. Was geschieht damit?
Eine Präzisierung: Nicht ST hat 40 Millionen Franken erhalten, sondern ST gemeinsam mit der touristischen Branche. 20 Millionen gehen zur Entlastung an die Tourismuspartner. Die anderen 20 Millionen fliessen direkt in ausserordentliche Marketingaktivitäten von ST. Dabei werden sie zu einem Drittel in diesem Jahr und zu zwei weiteren Dritteln im nächsten Jahr eingesetzt.
Wie werden diese Mittel eingesetzt?
Neben den Aktivitäten im Heimmarkt Schweiz haben bereits Werbemassnahmen in Europa begonnen, dies hängt jedoch von den Reisebestimmungen im betreffenden Markt ab. 38 Prozent der Mittel werden in der Schweiz investiert, 35 Prozent in Europa und 20 Prozent in den Überseemärkten. Die verbleibenden sieben Prozent fliessen in globale Sonderprojekte. Ein Beispiel dafür ist eine geplante Promotion für die besonders leidenden Schweizer Städte in den Märkten Deutschland, Frankreich und Italien.
In den Medien herumgereicht wurde, dass Saudi-Arabien beworben wird. Nun sind aber dort die Grenzen geschlossen.
Zu Beginn des Sommers hofften wir natürlich darauf, in den Golfstaaten bereits diesen Sommer wieder mit den Marketing-Aktivitäten beginnen zu können. Für die arabischen Gäste ist jetzt Hauptreisezeit. Pandemiebedingt findet diese Sommersaison 2020 definitiv nicht statt. Für die Golfstaaten zielen wir deshalb auf den September ab.