Im Vier-Sterne-Superior-Hotel im Berner Oberland ist die vierte Generation am Zug.
Eine solche generationenübergreifende Einigkeit ist selten. Die Vertreter der dritten Generation, Sylvia und Urs Hauser, stellen sich zusammen mit ihren Kindern Carole und Philip den Medien. «Wir haben unsere Kinder nie dazu gedrängt, unser Hotel zu übernehmen», eröffnet Urs Hauser die Medienrunde. «Als es aber klar war, dass sie dereinst übernehmen wollen, haben wir früh die Weichen für eine problemlose Übernahme gestellt», ergänzt seine Ehefrau Sylvia. Strategische Entscheide, die längerfristige Auswirkungen hatten, fällten die dritte und vierte Generation in den letzten 15 Jahren gemeinsam.
Sylvia und Urs Hauser, Vertreter der dritten Generation, übernahmen das Haus 1986. Unter ihrer Ägide fanden zahlreiche Aus- und Umbauten statt. Unter anderem investierten sie in einen Spa mit Aussenwhirlpool. Und in den Jahren 2017 und 2018 bauten sie in allen Zimmern ein Air-Cooling-System ein. Dafür pumpen die Hausers Grundwasser aus dem Boden, um einerseits mittels einer Wärmepumpe den Spa-Bereich zu beheizen und andererseits die Zimmer zu kühlen. Ebenfalls 2017 verabschiedete sich das Hotel von Heizöl und setzt seither auf die Energie des nahe gelegenen Holzheizkraftwerks sowie als Ergänzung auf eine Wärmepumpe.
Seit 2018 werden die Badezimmer laufend erneuert, ein Prozess der derzeit noch nicht abgeschlossen ist. «In der jetzigen Zwischensaison renovieren wir weitere Bäder», so Carole Hauser. Sie ist im Betrieb verantwortlich für Umbauprojekte, während sich ihr Bruder Philip um das operative Geschäft kümmert.
Die beiden sind gut vorbereitet an die neue Herausforderung herangegangen: Philip hat sein Studium in Unternehmensführung an der Universität St. Gallen abgeschlossen und Hotelerfahrung in Norwegen sowie im Engadin gesammelt. Carole ging nach ihrem Abschluss an der EHL Ecole Hôtelière de Lausanne nach London (UK), um dort Erfahrungen in den Bereichen Digital Marketing sowie Hotelinvestoren-Beratung zu sammeln.
Bereits vor einem Jahr haben sie zu Hause das Ruder übernommen, die offizielle Stabsübergabe mit einem Festwochenende fand jedoch erst jetzt statt. «Wir wollten uns erst in unsere neuen Aufgabenbereiche einleben und alles sich setzen lassen, bevor wir das gross feiern», sagen die beiden.
Als die Eltern den Betrieb übernahmen, richteten sie im Untergeschoss ein Fonduestübli ein. «Eines Tages aber sagte uns ein Mitarbeiter, dass wir hier besser ein Gourmetlokal haben sollten», erzählt Sylvia Hauser. Sie befolgten diesen Rat und richteten ein Fine-Dining-Restaurant ein. Heute ist das Restaurant 1910 Gourmet by Hausers mit fünfzehn Gault-Millau-Punkten und einem Michelin-Stern ausgezeichnet. Die Küche verantwortet Dávid Imre Rózsa, dessen Stil sich durch technische Raffinesse sowie reduzierte Kompositionen auszeichnet. Carole Hauser gibt dazu eine Anekdote preis: «Wir haben uns letztes Jahr für den Green-Michelin-Stern angemeldet, weil wir viel Wert auf Nachhaltigkeit legen.» Daraufhin wurden sie an die letztjährige Verleihung in Lausanne/VD eingeladen. «Als alle Betriebe aufgezählt wurden, die einen Green-Michelin-Stern erhielten, und wir nicht dabei waren, kam Enttäuschung auf.» Sie verstanden nicht, wa-rum man sie eingeladen hatte. Als die traditionellen Sterne vergeben wurden, wussten sie warum: «Wir bekamen den klassischen Stern, und das als erster Betrieb in Grindelwald.»
(Ruth Marending)