Als neue Geschäfts-leiterin will Ute Dotti Gut dem Verein Slow Food Schweiz zu mehr Sichtbarkeit verhelfen.
Ute Dotti Gut: Ich habe immer in produzierenden Unternehmen gearbeitet und kenne die Lebensmittelkette vom Rohstoff bis zum Konsumenten. Das hilft mir hier sehr, denn Slow Food ist es ein Anliegen, dass diese Verbindungen gepflegt werden und man sich in der Wertschöpfungskette nach vorne und nach hinten vernetzt.
Wir haben kein Budget für klassische Werbekampagnen. Wir können unsere Werte über Aktivitäten und Projekte vertreten. Das Thema Essen betrifft alle. Unser Ernährungssystem und dessen Auswirkungen auf das Ökosystem sind auch politisch ein grosses Thema. Das müssen wir nutzen, um uns zu positionieren. Zudem gibt es im Verein mit über 3000 Mitgliedern viele Geschichten, die wir über Social Media ohne grosses Budget erzählen können.
Gastronominnen und Gastronomen spielen für uns eine ganz wichtige Rolle. Sie geben den Gästen unsere Werte weiter. Unsere Mitglieder legen viel Wert darauf, wenig vorverarbeitete Produkte zu verwenden und saisonal zu kochen. Sie können mit ihrem Handeln und ihrem Angebot Aufmerksamkeit und Verhaltensänderungen bewirken.
Der Austausch im Netzwerk unter den rund 120 Köchen der Cooks' Alliance bietet Inspiration. Innerhalb von Slow Food Schweiz entstehen auch Kontakte zu neuen Produzenten. Zudem werden sie online auf unserer Genusskarte aufgeschaltet. Suchen unsere Mitglieder nach einem Restaurant, schauen sie zuerst dort drauf.
Wir haben ein wertvolles Netzwerk in Europa mit Slow-Food-Hauptsitz in Italien. Gerade ar-beiten wir eng mit Slow Food Deutschland im Bereich Slow Wine zusammen und teilen unsere Erfahrungen. Im Bereich von Slow-Food-Reisen sind wir im Austausch mit Österreich.
Wir wollen das Netzwerk mit gleichgesinnten Organisationen und Betrieben weiter stärken. Wollen wir unser Ernährungssystem verändern, müssen wir Ressourcen bündeln. Slow Food Schweiz wird sich zudem stärker der Proteinwende widmen. Unser Ziel ist dabei, den Fokus weg von verarbeiteten Fleischersatzprodukten hin zu natürlichen Proteinen wie beispielsweise Hülsenfrüchten zu lenken. Auch hier kann die Gastronomie eine wichtige Rolle spielen.
(Alice Guldimann)
Ute Dotti Gut war über 20 Jahre lang in Marketing-Funktionen für verschiedene Lebensmittelhersteller tätig, unter anderem bei Lindt & Sprüngli. Seit Mai leitet sie die Geschäftsstelle des Vereins Slow Food Schweiz. Die Bewegung Slow Food tritt für das Recht auf gute, saubere und faire Lebensmittel ein, fördert lokale Esskultur und regionale Produkte.