Die Dargebotene Hand hilft all jenen, die sich nicht mehr zu helfen wissen, aber anonym bleiben möchten. Die Sorgen und Nöte sind noch dieselben. Aber die Anrufe haben zugenommen.
«Die Anrufe sind bei weitem nicht nur schwierig. Es gibt auch viele leichte, schöne Gespräche. Zum Beispiel mit Menschen, die einfach nur jemanden zum Reden brauchen», sagt Barbara Meier (Namen geändert). Die 55-Jährige ist seit elf Jahren für das Sorgentelefon Die Dargebotene Hand tätig. Bereut hat sie diesen Schritt nie. «Das, was ich in dieser Zeit in kostenlosen Schulungen lernen durfte, ist unheimlich wertvoll», sagt sie. Und die Gespräche relativierten so einiges im Leben. «Die Geschichten sind zum Teil schon heftig», sagt Barbara Meier.
Nicht zu wissen, wie die Geschichten weitergehen, sei das schwierigste an der Arbeit beim Sorgentelefon. «Gerade wenn es schwere Fälle sind wie etwa jemand, der von einer Brücke anruft und sagt, dass er nicht mehr leben möchte, dann beschäftigt einen das schon», räumt Meier ein. Aber die Mitarbeitenden würden geschult, damit umzugehen, loszulassen.
Für die Freiwilligenarbeit bewerben kann sich jede und jeder. «Wichtig ist, dass man keine Altlasten mitbringt und mit beiden Beinen im Leben steht», sagt Klaus Rütschi, Leiter vom Verein Die Dargebotene Hand, Zentralschweiz. Ein Ertrinkender, so sagt er, könne schliesslich keinen Ertrinkenden retten.
Die Krise bekomme Die Dargebotene Hand schon zu spüren. «Die Nachfrage ist auf jeden Fall da. Besonders aus der Industrie und dem Gastgewerbe haben die Anfragen zugenommen», resümiert Klaus Rütschi. Letztens habe eine Dame angerufen, die im Frühling ihre Ausbildung im Gastgewerbe abgeschlossen hatte und auch Monate später noch keine Anstellung finden konnte. «In solchen Momenten versuchen wir, gemeinsam eine Lösung zu suchen und eine neue Perspektive zu eröffnen», sagt Rütschi. Aber es seien längst nicht nur die Direktbetroffenen, die sich meldeten. «Auch das Umfeld ist mit der Situation oft überfordert», weiss er. «Dabei geht es nicht darum, die Probleme der Betroffenen zu lösen. Das Wichtigste ist, dass man zuhört und da ist. Das kann schon viel bewirken.»
(Désirée Klarer)
Der Verein bietet unter der Rufnummer 143 sowie via E-Mail und Chat kostenlose Unterstützung. Im Jahr 2019 verzeichnete der hauptsächlich durch Spenden finanzierte Verein 190 000 Kontakte.