Sommer entdeckten viele Schweizer Camping als neue Art, ihre Ferien zu verbringen. Hält der Boom auch im Winter an? Campingplatzbetreiber und Touristiker wagen eine Prognose.
Die Dänen haben hygge, die Bündner patgific. Beide Begriffe stehen für einen gemütlichen, entspannten, friedlich-freundlichen Lebensstil. Diese entschleunigte Art, das Leben zu genies-sen, wird auch von vielen Campern gepflegt. In der Regel im Sommer. Hartgesottene haben den Reiz verschneiter Zeltplätze aber längst erkannt und wissen, wie patgific Wintercamping ist.
Jan Steiner, Brand Manager bei Engadin St. Moritz Tourismus, geht davon aus, dass das Wintercamping diese Saison stark zu-legen wird. Dementsprechend wer-den im Bündner Hochtal fünf der neuen Campingplätze diesen Winter geöffnet sein. Zum ersten Mal macht sich der Camping Morteratsch in Pontresina für Wintergäste bereit. Der Buchungsstand sehe bereits vielversprechend aus. Kein Wunder, denn der Platz liegt direkt neben der Langlaufloipe. Ebenfalls seine erste Wintersaison wird der Campadi Rein in Rueras/Sedrun absolvieren.
TCS ist der grösste Campingplatzbetreiber der Schweiz. Von seinen 24 Plätzen sind nur fünf im Winter geöffnet. Oliver Grützner, Leiter Tourismus und Freizeit, erklärt: «Um im Winter einen Campingplatz erfolgreich zu betreiben, braucht es gewisse Voraussetzungen. Hat man nur ein paar wenige Glamping*-Unterkünfte anzubieten, ist es nicht möglich, kostendeckend zu arbeiten.» Zu diesen Voraussetzungen zählen: beheizbare Sanitäranlagen, beheizbarer Aufenthaltsraum, Skiraum.
Ausserdem sollte die Umgebung auch im Winter für Gäste attraktiv sein. Es mag daher erstaunen, dass neben den Campingplätzen Samedan, Scuol und Sion auch die Plätze Lugano-Muzzano und Solothurn geöffnet sind. Das hat aber seinen Grund: Der Erste punktet mit milderem Klima und südländischem Flair, was auch im Winter etliche Gäste anspricht. Der Zweite liegt verkehrstechnisch gut und verfügt mit dem «Pier 11» über ein schönes Restaurant und sieben Fondue-Chalets.
Die TCS-Plätze sind vor allem über Weihnachten und Neujahr sehr gut gebucht und das zurzeit etwa auf dem gleichen Niveau wie in den Vorjahren.
Gemäss Luzi Bürkli, Mediensprecher bei Graubünden Ferien, ist die Nachfrage nach Wintercamping hoch. Ebenso seien die Ferienwohnungen bereits sehr gut gebucht. Die Hotels liegen hingegen noch hinter dem Vorjahr zurück, weil die Gäste aufgrund der Corona-Situation sehr kurzfristig buchen. Egal, wo sie logieren, die Gäste dürfen sich, unter Einhaltung der Schutzkonzepte, auf einen patgificen Winter mit speziellen Attraktionen freuen. Sei es die Schneesportarena auf dem St. Moritzersee, die Ski-Drive-ins in Grüsch-Danusa und Disentis oder der Lichtkunst-Schlittelspass auf der Lenzerheide.
(Riccarda Frei)
*Glamping = Camping in Unterkünften wie Schlaffässern, Blockhütten, Bubbles etc.