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Das Beste aus dem Kaffee- und Teehandwerk herausholen

Timo Rechsteiner will die Stadt Bern in Bezug auf Kaffee auf ein besseres Niveau heben.

Wer regelmässig die Monbijoustrasse in Bern hinunterläuft, bleibt verwundert vor der Nummer 43 stehen. Dort, wo sich ein überfüllter Kiosk mit gelbem Plastikmobiliar befand, sieht es heute sehr aufgeräumt aus. Durch ein grosses holzgerahmtes Schaufenster blicken die Passanten auf zwei Korpusse aus gebürstetem Edelstahl. Im hinteren sind zwei Spülbecken eingelassen. Auf dem vorderen steht ein futuristisch anmutender Siebträger der Marke Slayer. Daneben gibt es Raum für Gäste und eine Toilette. Alles in allem misst das Reich von Timo Rechsteiner, 16,6 Quadratmeter. 


«Kaffee ist nicht bloss Wasser, sondern der Duft ätherischer Öle.»

Timo Rechsteiner, Inhaber Travois GmbH


Anfang März hat er seine Kaffee-Bar Travois offiziell eröffnet. «Vorerst arbeite ich alleine», sagt Timo Rechsteiner. Vom frühen Morgen bis Mitte Nachmittag steht er hinter der Kaffeemaschine. «Bevor ich Öffnungszeiten festlege, will ich austesten, wann die Nachfrage am höchsten ist.» Die erste Woche zeigt, dass guter Kaffee in der Geschäftswelt der Monbijoustrassse ein echtes Bedürfnis ist.

Timo Rechsteiner berät auch Betriebe bei ihrem Kaffeekonzept. (Bilder Oliver Moser)

Mit Kaffee in die Selbständigkeit

Auf der anderen Seite der Monbijoustrasse, wenige Schritt von seiner heutigen Kaffee-Bar entfernt, absolvierte der gelernte Koch den Zivildienst. Dort in den Räumlichkeiten von Contact, der Berner Stiftung für Suchthilfe, gab es zwar eine coole Kaffeemaschine aber nur schlechten Kaffee. Er nahm sich dieses Problems an, schaute Youtube-Videos und tauschte sich mit einem Kollegen aus, der bei einem Kaffeeröster arbeitete. Fortan lässt das Thema Kaffee Timo Rechsteiner nicht mehr los.

Später arbeitete er in einer Kaffeebar und während der Corona-Pandemie bei seinem heutigen Kaffeeröster Aromawerk in Bern. Dann führte er ein Pop-up-Kaffee in Zürich. Dabei reifte der Entscheid, sich selbständig zu machen, was Timo Rechsteiner mit der Gründung der Travois GmbH im Jahr 2024 umsetzte.

«Kaffee ist nicht nur ein Aufguss von Wasser. Die Konzentration ätherischer Öle ist entscheidend für den Geschmack», erklärt der 25-Jährige. «Für jede Tasse verwende ich 19,5 Gramm gemahlenen Kaffee. In den meisten anderen Betrieben entspricht dies einem doppelten Espresso.»

Schaufenster für Schweizer Design und perfekte Kaffee- und Teegetränke.

Den Rohkaffee bezieht Timo Rechsteiner bei Al Grano in Zürich. Nachhaltigkeit und Soziales entlang der gesamten Wertschöpfungskette sind ihm ebenso wichtig wie die bestmögliche Qualität der gerösteten Kaffeebohnen. Espresso gibt es bei Travois deshalb nicht zum mitnehmen. Den serviert er in handgefertigten Tassen von Linck Keramik in Bern. Nachhaltigkeit bedeutet für den Sammler ­von Vintage-Design-Möbeln auch hochwertig und langlebig.

Flat white, wie der Cappuccino bei Timo Rechsteiner heisst, giesst er mit Demeter-Milch auf. «Diese ist über das ganze Jahr gesehen viel konstanter im Geschmack als konventionelle Kuhmilch.» Timo Rechsteiner vertraut seinem Lieferanten Biomilk in Worb/BE. Denn zertifiziert ist die Milch nicht, weil das Homogenisieren in den Vorgaben von Demeter nicht vorgesehen ist. «Für einen kompakten Schaum ­ist dies jedoch sehr wichtig», weiss Timo Rechsteiner.

Ebenso wichtig wie Kaffee ist ihm das Sortiment mit besten Teesorten. Zum Essen gibt es vorerst nur Biberli. Dies als Erinnerung an seinen Grossvater, der aus dem Appenzell stammte und ihn bei der Umsetzung seiner Kaffee-Bar bestärkte.

(Gabriel Tinguely)


Zur Person

Er ist im Berner Lorraine-Quartier und auf einem Bauernhof in Oberwangen/BE aufgewachsen. Nach der Kochlehre im Inselspital arbeitete er unter anderem in der «Taube Tonbach» in Baiersbronn (DE) und bei Tanja Grandits in Basel. Dann kam Timo Rechsteiner im Zivildienst auf den Geschmack von Kaffee.