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«Ständige Kontrolle erstickt die Kreativität»

Wer als Führungskraft keine Verantwortung abgeben kann, schadet dem Unternehmen. Führungskräftetrainerin Lisa Boje gibt Tipps, wie Mikromanagement vermieden werden kann.

Lisa Boje, das Wort Mikromanagement ist derzeit in aller Munde – aber was bedeutet es genau?
Mikromanagement bedeutet, die volle Kontrolle in allen Prozessen für das reibungslose Gelingen zu haben. Das ist ein wichtiger Baustein bei Fachkräften und ist auch in Krisensituationen unbedingt gefragt. In dem Moment, in dem ein Mitarbeiter die Führungsebene betritt und alles wie gewohnt bis ins kleinste Detail kontrollieren will, ist dieses Verhalten jedoch völlig fehl am Platz und sogar geschäftsschädigend.

Wie äussert sich Mikromanagement?
Im ständigen Einmischen in die Aufgaben der Mitarbeitenden. Der Mikromanager vertraut nicht auf die Fähigkeiten seines Teams und überwacht jede Entscheidung und Handlung, anstatt Verantwortung zu delegieren. Diese übermässige Kontrolle erstickt Kreativität und Eigeninitiative – als Konsequenz fühlen sich die Mitarbeitenden wie ein Rädchen im Getriebe und stumpfen ab.


Lisa Boje ist Fachkräftetrainerin und Mitbegründerin des Beratungsunternehmens «Die Hotelharmonisierer».


Können Sie ein paar konkrete Beispiele nennen?
Ein typisches Beispiel ist der Wunsch des Vorgesetzten, bei jeder E-Mail in Kopie gesetzt zu werden. Oder auch die Forderung, dass jeder Schritt erst von ihm freigegeben werden muss. Probate Mittel zur Kontrolle sind Checklisten, Prozessverliebtheit, ausartende Jours fixes oder offene Bürotüren. Das gibt den Mitarbeitenden das Gefühl, ständig unter Beobachtung zu stehen.

Was steckt hinter diesem problematischen Verhalten?
Hinter Mikromanagement steckt oft ein tief verwurzeltes Gefühl von Unsicherheit und die Angst vor Kontrollverlust. Solche Führungskräfte haben möglicherweise bereits als Kind viel Verantwortung übernommen und konnten sich auf niemanden verlassen. Sie sind perfektionistisch und haben Angst vor Fehlern, weil sie diese als Bedrohung wahrnehmen.

Aber Fehler gehören doch dazu?
Nicht nur das, sie sind ein wichtiger Teil des Lernprozesses. Sie bieten die Chance, Prozesse zu verbessern und neue Ansätze zu entwickeln. Wer mikromanagt, betrachtet Fehler als Schwäche. Das führt zu einer Kultur, in der Mitarbeitende aus Angst vor Fehlern aufhören, Entscheidungen zu treffen oder kreative Lösungen zu finden. Doch Fehler ermöglichen Innovation – «Trial and Error» ­gehören zum Fortschritt. Das zu akzeptieren ist der erste Schritt zu einem gesünderen Führungsstil.

Ein guter Chef weiss, dass Fehler zum Prozess dazugehören. (Adobe-Stock)

Wie sieht solch ein gesunder Führungsstil aus?
Gute Führungskräfte geben ihren Mitarbeitenden die Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen und schaffen ein Umfeld, in dem Kreativität und Innovation gefördert werden. Sie stehen als Mentor zur Seite, nicht als Fachgenie und «Tüpflischisser», die alles an sich reissen. Sie sehen ihr Team als die Hauptakteure im Rampenlicht und tun alles, damit die Angestellten bestmöglich performen können. So kann auch ein ehemaliger Mikromanager zum gefeierten Teamleader werden.

(Angela Hüppi)


Mehr Informationen unter:

die-hotelharmonisierer.com