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«Julian ist der ideale Kandidat»

Er hat Réceptionisten fit für internationale Berufswettbewerbe gemacht. Nun trainiert Egidio Marcato den ersten Hotelkaufmann für die World Skills.

  • Julian Ferrante will seinem Heimatland an den World Skills Ehre machen. (Bilder ZVG)
  • Darum konzentriert er sich nun ausschliesslich aufs berufliche Training.
  • Egidio Marcato freut sich auf die World Skills in Kasan.

HGZ: Egidio Marcato, Sie haben viel Wettbewerbserfahrung, die World Skills sind aber auch für Sie eine Premiere. Was genau ist für Sie Neuland?
Egidio Marcato: Die Schweiz wird nicht bloss durch eine Person vertreten, sondern durch eine  Mannschaft aus Schweizer Meistern der verschiedensten Berufe und ihren Coaches. Für mich ist das eine neue Erfahrung und ein tolles Erlebnis, Teil dieses Teams zu sein. Der Beruf «Hotel Réception» startet ausserhalb des offiziellen Wettbewerbs. Zudem hat Julian sich durch ein Casting und nicht durch einen Schweizer-Meister-Titel qualifiziert. Trotzdem wurden wir sehr gut in der Mannschaft aufgenommen.

Gibt es weitere Unterschiede?
Die Teilnehmenden an den World Skills sind viel jünger als jene an den Réceptionisten-Wettbewerben «Bucherer Trophy» und «David Campbell Trophy». Wegen seiner Jugend hat Julian Ferrante noch nicht in vielen verschiedenen Betrieben Erfahrungen sammeln können. Das muss ich ausgleichen.

Wie machen Sie das?
Wir führen die Trainings in möglichst unterschiedlichen Hotels in allen Landesteilen durch. So kann Julian Ferrante in kürzester Zeit viele Erfahrungen sammeln.

Warum ist dieser Aufwand nötig, Check-in ist doch Check-in?
Es ist ein grosser Unterschied, ob man eine Familie, einen viel­rei­sen­den Geschäftsmann oder eine asiatische Reisegruppe eincheckt und ob man dies in einem Flug­hafenhotel, einem Luxusresort oder einem Landgasthof tut. Die Gäste haben unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen. Diese muss ein guter Réceptionist erkennen und erfüllen.

Julian Ferrante ist der erste Schweizer, der für den Beruf «Hotel Réception» an die World Skills geht. Wie stehen seine Gewinnchancen?
Sehr gut. Julian Ferrante ist der ideale Kandidat. Er hat alles, was ein guter Réceptionist und Gewinner braucht. Er ist hoch motiviert, will lernen und sich weiterentwickeln. Er hat eine rasche Auffassungsgabe, arbeitet konzentriert, nimmt Anregungen gerne an und kann sie sofort umsetzen. Und: Er will gewinnen.  

(Interview Riccarda Frei)


Zur Person

Egidio Marcato lancierte 1995 für die AICR* die «Bucherer ­Trophy», die Schweizer Variante des Wettbewerbs «Best Young Receptionist of the Year». Er ­amtet als Experte und trainierte die jeweiligen Gewinner auch für deren Teilnahme am interna­tionalen «Best Young Receptionist of the Year»-Contest, die «David Campbell Trophy».

*) AICR = Amicale Internationale des Sous Directeurs et Chefs de Réception des Grands Hôtels


Julian Ferrante legt für die World Skills eine RS-Pause ein

Junge Männer haben oft das Problem, dass ihnen die Rekrutenschule bei der beruflichen Weiterentwicklung im Weg steht. Julian Ferrante hat diesbezüglich Glück.

Noch bis Ende März kämpfte der erste Réceptionist, der für die Schweiz an den World Skills teilnimmt, auf dem Churer Rossboden. Schon im August tut Julian Ferrante dies in Kasan (Russland). Dort allerdings im Anzug statt im «Tenue grün».

Es war schon etwas ungeschickt, dass die Vorbereitungszeit für die World Skills und seine 18-wöchige RS bei der Infanterieschule 12 in Chur ins gleiche Halbjahr fallen. Trotzdem versuchte Julian Ferrante, beides ­unter einen Hut zu bekommen.

Kampf ohne Waffe

«In Kasan vertrete ich nicht nur den Beruf «Hotel Réception», sondern auch die Schweiz. Mit einem guten Resultat leiste ich meinem Heimatland und seinem Image als führendes Aus- und Weiterbildungsland einen guten Dienst.» Das sehen nicht nur Julian Ferrante und sein Coach Egidio Marcato so, sondern auch seine militärischen Vorgesetzten und der Bund. Trotz ihrer Unterstützung war die Doppelbelastung dann doch einfach zu gross. Julian Ferrante hat sich deshalb entschlossen, die RS bis nach dem Wettbewerb in Kasan zu unterbrechen. «Die Teilnahme an den World Skills ist eine einmalige Chance. Die lasse ich mir nicht entgehen.»

Nachholbedarf in Sachen Luxus

Seine kaufmännische Grundbildung HGT machte Julian Ferrante im Hotel Hirschen in Wildhaus/SG. Dort schuf er sich eine gute Basis. Nun kommt der Feinschliff. Dafür sorgt sein Coach Egidio Marcato mit Kurzpraktika in Business- und Luxus­hotels. Die Trainingsein­heiten im «Intercontinental» in Davos, im «Atlantis by Giardino» und «Baur au Lac» in Zürich haben bereits stattgefunden. Trainings im Tessin und am Genfersee stehen noch an.

Der junge Hotelkaufmann soll seinen beruflichen Horizont so rasch und so weit wie möglich ausdehnen. Und er soll sein Englisch perfektionieren. «Mein Coach und ich sprechen immer Englisch zusammen, damit es für mich alltäglich wird, in dieser Sprache zu kommunizieren», sagt Julian Ferrante. In einem zweiwöchigen Sprachkurs wird er demnächst seine Englischkenntnisse noch weiter vertiefen. Dieser Sprachauf­enthalt in London wird gesponsert von Boa Lingua.

(Riccarda Frei)

Zur Person
Julian  Ferrante wird im Juli 20 Jahre alt. Neben der kaufmännischen Grundbildung HGT hat er auch die Barfachschule in Zürich besucht. Seine Hobbys sind Musik und Sport. Er verbringt ­zudem gerne Zeit in der Natur.