Thomas Nussbaumer, Präsident des Schweizer Kochverbands, hat sich zur Freiwilligenarbeit im Kantonsspital Baselland gemeldet.
Die Schule ist zu. Thomas Nussbaumer, Leiter Gastronomie auf dem Campus Olten der Fachhochschule Nordwestschweiz, sitzt zu Hause. Homeoffice. Es sei alles Schlag auf Schlag gekommen, erinnert sich der ehrenamtliche Präsident des Schweizer Kochverbands skv. Am Tag nach der Lockdown-Verkündung habe er die Fachhochschule nur noch mit einem kleinen Team betreten und die Küche aufgeräumt. Danach, so Thomas Nussbaumer, habe er mit seinem Stellvertreter Christian Steiner Pendenzen erledigt, Offerten geschrieben und Verschiebungen von Anlässen erfasst. Seit Ende März macht er zweimal die Woche eine kurze Runde im Betrieb, überprüft die Kühlräume, nimmt Geräte kurz in Betrieb und kontrolliert Lebensmittel.
Seit einigen Tagen streift Thomas Nussbaumer die Kochbluse wieder über. Eine Woche kochen, eine Woche frei. Und das ganz in der Nähe seines Wohnorts Oberwil im Kanton Baselland.
Thomas Nussbaumer, wie viele Kollegen haben Sie sich zur Freiwilligenarbeit gemeldet. Wo genau?
Thomas Nussbaumer: Im Kantonsspital Baselland, das mit Liestal, Laufen und Binningen über drei Standorte verfügt. Im Bruderholzspital Binningen habe ich mehr als elf Jahre gearbeitet. Hansjörg Werdenberg ist Leiter Gastronomie an allen drei Standorten. Ihn kenne ich gut. Da ich mich dem Spital immer noch verbunden fühle, war es naheliegend, dass ich Hansjörg fragte, ob er meine Unterstützung gebrauchen kann. Es gab noch weitere Beweggründe, einer davon ist der Blog von einer Pflegenden (https://icunurseirina.blogspot.com/), den ich verfolge.
Und wie sah der erste Tag freiwilligen Arbeit aus?
Ich war doch ein bisschen aufgeregt und habe in der Nacht vor meinem ersten Koch-Einsatz in Liestal nicht wirklich gut geschlafen. Als ich angekommen war, hat sich dies sehr schnell gelegt. Ich wurde äusserst freundlich empfangen und konnte sofort mitanpacken. Dadurch, dass ich längere Zeit in dieser Organisation gearbeitet habe, kannte ich auch mehrere Personen. Dies machte es einfacher.
Wie haben sich die Küchen des Kantonsspitals Baselland heute organisiert?
Sie arbeiten jeweils in zwei Teams. Eines arbeitet, das andere hat frei. In Liestal haben wir einen Sieben-Tage-Rhythmus, also sieben Tage arbeiten, sieben Tage frei. Die Auswahl an Speisen ist für Patienten und für Mitarbeitende etwas reduziert. Es ist sehr gut organisiert und durchdacht. Falls sich die Krise vergrössert oder Mitarbeitende erkranken, sind entsprechende Massnahmen geplant.
Was wird gekocht?
Es sind vor allem Gerichte im Angebot, welche sehr beliebt sind. Dadurch, dass weniger Patienten im Spital sind, fallen weniger Diäten an. Aber, wenn eine Diät nötig ist, dann wird diese auch zubereitet.
Gibt es spezielle Schutz- und Hygienemassnahmen vor Ort?
Ja, gibt es und sie werden konsequent umgesetzt. Alle Empfehlungen des BAG werden umgesetzt. Da wir den Abstand von zwei Metern nicht immer einhalten können, tragen wir in der Küche immer einen Mundschutz. Dies ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber sinnvoll.
Hat Ihre Familie keine Angst, dass Sie sich anstecken könnten?
Meine Frau arbeitet selber im Gesundheitswesen, sie hat sehr viel Verständnis. Wir beide verhalten uns entsprechend. Wenn wir nach Hause kommen, waschen wir zuerst gründliche die Hände und wechseln unsere Kleider.
Sie sind Präsident des Kochverbands. Bekommen Sie derzeit Rückmeldungen von Kollegen aus der Branche?
Ich lese von sehr vielen aktiven, innovativen, kreativen Mitgliedern, welche extrem coole Ideen haben und umsetzen. Es kommen auch Anfragen nach Onlinekursen mit Abschluss, um die Zeit zu überbrücken. Ansonsten laufen die meisten Anliegen über unseren Rechtsdienst.
Was glaube Sie, wann können Sie an Ihren Arbeitsplatz in der Fachhochschule Nordwestschweiz zurückkehren?
Ich hoffe, dass wir im Mai 2020 zumindest reduziert wiedereröffnen können. Mit Vollbetrieb rechne ich noch nicht so schnell.
Ihr Tipp an alle, die momentan in der Branche ziemlich frustriert sind?
Alle, die sich keine oder nur wenig Sorgen um die Existenz machen müssen, aber zu Hause sind oder wenig Arbeit haben: Kümmert euch um euer Umfeld. Tut etwas Gutes! An alle, die sich grosse Sorgen um Existenz und Auskommen machen müssen: Schaut, was ihr selber regeln könnt und nehmt Hilfe an. Ich bin überzeugt, dass sich durch diese Krise Vieles nachhaltig verändern wird. Ich hoffe, dass es mittelfristig mehrheitlich positive Veränderungen sein werden.
(Jörg Ruppelt)