Die Gastkolumne von Rainer Hoffer, Geschäftsführer «Rössli Illnau» in Illnau/ZH.
Irgendwann in den letzten Jahren ist er verstorben: der gute alte Stammtisch. Wer wird einst der Generation Alpha erklären, was ein Frühschoppen war? Wie war das damals, als sich die Männer am Vormittag im Gasthaus trafen – zum Politisieren, Diskutieren und um sich eine Meinung zu bilden? Eine Whatsapp-Gruppe «offline in real life», sozusagen. Und wenn der Stammtisch auch noch nicht ganz aus-gestorben ist, so liegt er doch schwer erkrankt im Sterbebett. Gleich im Raum neben dem Sonntagsbraten übrigens. Auch dieser war noch vor einer Generation fixes Ritual in vielen Familien. Ein Abgesang, ein Trauerspiel? Mag sein. Gleichgesinnte finden sich heute dank Algorithmus auf Social Media. Böse Zungen meinen, das habe den Vorteil, dass man sich gar nicht erst persönlich treffen müsse. So weit, so schlecht – traurige Nachrichten für Gastronomen. Doch jedes Ende ist auch ein neuer Anfang. Denn irgendwann in den letzten Jahren kam er zur Welt: der erste Influencer. Wer erklärt der Generation Y, was ein Influencer genau macht? «Influencen, natürlich!» Influencer sind Meinungsbildner – statt am Stammtisch nun auf Instagram und Tiktok. Sie gewinnen an Einfluss und sind die Popstars der Generation Z. Heisst für uns Gastronomen: Wenn Stammtisch und Sonntagsbraten, dann richtig zelebrieren. Nach dem Motto «Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weiterführung des Feuers». Aber es heisst auch, man sollte sich mit Social Media vertraut machen. Vielleicht findet sich sogar ein (jüngerer) Mitarbeiter, der sich mit Freuden des Themas annimmt. Der erste Auftrag ist klar: auf Social Media über Stammtisch und Sonntagsbraten posten.