Seit einem Jahr steht Samuel Wildhaber an der Spitze des Kaffeemaschinenherstellers Schaerer AG. Im Interview gibt er Einblicke in die Fokusbereiche des Unternehmens.
Samuel Wildhaber, wie positioniert sich Schaerer im Markt der Kaffeemaschinenhersteller?
Schaerer ist Teil der französischen Groupe SEB, einem weltweit führenden Anbieter von Haushalts- und Gewerbegeräten. Wir treten als Mehrmarkenanbieter auf: Mit der Marke Schaerer und den Produktlinien Club, Skye und Soul bedienen wir das Premiumsegment, das auf höchste Qualität und innovative Technologien setzt. Parallel dazu decken wir mit der Marke WMF den Mittel- und Einstiegspreisbereich ab. Diese Strategie erlaubt es uns, eine breite Zielgruppe zu bedienen – von der hochwertigen Barista-Erfahrung bis zur effizienten Kaffeeversorgung in grösseren Betrieben.
Welche Innovation haben Sie zuletzt eingeführt?
Unsere jüngste Innovation ist die WMF Espresso Next, die wir letztes Jahr auf den Markt gebracht haben. Sie wurde entwickelt, um den Herausforderungen in der Gastronomie gerecht zu werden: Zum einen wird es zunehmend schwieriger, qualifizierte Fachkräfte zu finden, und zum anderen erwarten Verbraucherinnen und Verbraucher eine konstant hohe Barista-Kaffeequalität. Die WMF Espresso Next bietet die traditionelle Espressoqualität und die Präsentation des Barista-Handwerks mit der Geschwindigkeit und Konsistenz einer vollautomatischen Maschine. Dank vollständiger Automatisierung ist die Bedienung intuitiv, was den Mitarbeitenden mehr Zeit für den Service verschafft.
Stichwort Pflege. Bieten Sie dafür auch gute Lösungen an?
Mit unserem autonomen Schaerer Pro-Care-Reinigungssystem bieten wir eine innovative und nachhaltige Lösung für die Pflege professioneller Kaffeemaschinen an. Das System automatisiert die Reinigungsprozesse, gewährleistet Hygienestandards und sorgt für konstant hohe Getränkequalität. Pro Care macht die tägliche Systemreinigung sicher und einfach: Das Programm kann für den vollautomatischen Einsatz ausserhalb des laufenden Betriebs eingestellt werden – und gewährleistet so bis zu 100 autonome Systemreinigungszyklen ohne Ausfallzeiten – perfekt für Gastrobetriebe.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei Schaerer?
Die Digitalisierung ist für uns und unsere Kunden und Partner zentral. Mit Schaerer Coffee Link und WMF Coffee Connect ermöglichen wir unter anderem Einblicke in Verkaufszahlen, Zustandsüberwachung und Verbrauchsdaten. Dadurch können Betriebe ihre Abläufe optimieren und automatisieren. Darüber hinaus fördern wir Geschäftsmodelle wie Selbstbedienungskonzepte, erweiterte Bezahlmöglichkeiten und digitale Kundenbindung. Damit gelingt es uns, die Wettbewerbsfähigkeit un-serer Partner im digitalen Zeitalter zu stärken.
Wie wichtig ist Nachhaltigkeit in Ihrer Produktentwicklung?
Sie ist essenziell. Wir haben uns das Ziel gesetzt, unseren CO₂-Fussabdruck bis 2030 erheblich zu reduzieren. Dazu gehört die Umstellung unserer Servicefahrzeuge auf Elektroantrieb und der Einsatz recycelbarer Materialien in unseren Maschinen. Zudem sind unsere Maschinen darauf ausgelegt, möglichst wenig Energie zu verbrauchen, ohne Abstriche bei der Kaffeequalität zu machen. Nachhaltigkeit zieht sich bei Schaerer durch die gesamte Wertschöpfungskette – von der Materialauswahl bis zur Entsorgung.
Welche Tipps haben Sie für Gastronomen, die ihr Kaffeeangebot verbessern möchten?
Mein Rat ist, klare Qualitätsschwerpunkte zu setzen. Es geht nicht darum, möglichst viele Getränkevariationen anzubieten, sondern um ein durchdachtes Sortiment. Klassiker wie Espresso, Cappuccino oder Latte macchiato überzeugen oft mehr als eine übergrosse Auswahl. Ebenso wichtig ist die Wahl der richtigen Maschine. Ein Vollautomat sorgt für konstante Qualität – auch bei hoher Auslastung. Und: Schulung ist entscheidend. Je besser die Mitarbeitenden die Maschine verstehen, desto einfacher wird deren Betrieb.
Was begeistert Sie an Ihrer Rolle als General Manager?
Mich motiviert, dass wir mit unseren Produkten den Alltag unserer Kunden in der Gastronomie erleichtern. Gleichzeitig ist es mir wichtig, ein positives Arbeitsumfeld zu schaffen. Bei Schaerer AG in Zuchwil/SO setzen wir uns für Diversität und Chancengleichheit ein. So unterstützen wir Programme zur Wiedereingliederung von Menschen mit Einschränkungen und fördern eine inklusive Unternehmenskultur. Das gibt meiner Arbeit eine tiefere Bedeutung, weil wir nicht nur wirtschaftliche, sondern auch gesellschaftliche Werte pflegen.
Welche Trends sehen Sie für die Kaffeebranche?
In der Hardware sind die technischen Grenzen nahezu ausgeschöpft. Viel Potenzial sehe ich in der Digitalisierung, etwa durch Technologien, welche die Benutzerfreundlichkeit weiter erhöhen. Die Nachhaltigkeit, sowohl in der Produktion als auch beim Betrieb der Maschinen, wird uns weiter beschäftigen. Zudem beobachten wir eine erhöhte Nachfrage an Maschinen, die Barista-Qualität mit einfacher Bedienung verbinden – hier sind wir mit Produkten wie der Espresso Next optimal aufgestellt.
(Andrea Decker)
Samuel Wildhaber hat seine Karriere als technischer Verkaufsingenieur begonnen. Seit 2008 war er in mehreren Unternehmen in Führungspositionen tätig. Er verfügt über einen Abschluss in Maschinenbau von der Juventus Hochschule für Technik in Zürich sowie einen Executive Master in Business Technology der Privaten Hochschule für Wirtschaft Zürich. Darüber hinaus hat er einen International Executive MBA der Winterthur School of Management & Law erworben.