Cannabis soll gemäss der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates legalisiert werden. Doch auch Hanf als Lebensmittel und sein Anbau bekommen ihre Berechtigung.
Die Gesundheitskommission des Ständerats hat im Herbst mit neun zu zwei Stimmen einer Parlamentarischen Initiative zugestimmt, die eine neue gesetzliche Regelung für Konsum und Anbau von Cannabis fordert. Ein Verbot sei immer weniger zu rechtfertigen, so der Berner Mitte-Nationalrat Heinz Siegenthaler, Urheber der Initiative.
Die Hanfpflanze ist ein eigentliches Superfood, steht aber seit vielen Jahrzehnten im Schatten des illegalen Cannabis-Konsums. Das Potenzial um die Hanfpflanze wusste die Alpenpionier AG aus Zizers/GR schon vor vier Jahren zu nutzen. Damals wurde der Hanf, verglichen mit anderen Ackerkulturen, auf Bundesebene ungleich behandelt und Hanfbauern wurden nicht finanziell unterstützt.
Trotzdem wagten sich die Gründer zusammen mit Biobauern an den Hanfanbau und verarbeiteten die Ernte zu Lebensmitteln. «Wir kämpften von Beginn weg für eine Gleichbehandlung der Hanfpflanze mit anderen Kulturen», sagt ein Sprecher der Alpenpionier AG. Ein Kampf, der sich lohnt, denn Hanfsamen haben viele wertvolle Inhaltsstoffe wie etwa hochwertiges Eiweiss, Fettsäuren und Ballaststoffe.
Nun wird das Hanfkapitel weitergeschrieben. Ab Januar 2022 erhalten Hanfbauern Direktzahlungen. «Das ist für uns ein wichtiger Schritt», freuen sich die Alpenpioniere. «Die Pflanze erhält damit endlich den Stellenwert, den sie verdient.»
Dass sich Hanf nicht nur rauchen lässt, sondern daraus wertvolle Lebensmittel entstehen, hat die Alpenpionier AG in den letzten vier Jahren bewiesen. Die Ernte wurde zu Hanföl verarbeitet, das als Basis für Salat oder Hummus dient. Oder zu Hanfpulver, das einerseits Drinks beigemixt und andererseits im Crêpeteig, in Kuchen und Brote eingearbeitet werden kann. Auch die Hanfnüsse sind in der Küche vielseitig einsetzbar: geröstet und gesalzen als Apéro-Variante oder als Zusatz im Müsli, im Salat oder im Pesto.
Eine Liebhaberin der Hanferzeugnisse ist die Naturköchin Rebecca Clopath. Aufgewachsen in Lohn/GR hat sich die Bündnerin nach der Ausbildung zur Köchin entschieden, sich zur Bäuerin auszubilden. Sie liebt Hanf. «Bereits in den 1920er-Jahren wurde der Hanf im Bündnerland angebaut», weiss Clopath. Doch Hanf hat eine viel ältere Geschichte. Schon vor 12 000 Jahren haben Chinesen die Pflanze angebaut. In der Jungsteinzeit wurden auch in Europa aus den Fasern und Samen der Cannabis-Pflanze Textilien und Speiseöl hergestellt.
Weil der Hanfanbau über Jahrzehnte verboten war, stecken die Erforschung der verschiedenen Sorten und deren Verwendungsmöglichkeiten noch in den Kinderschuhen. Anders als beim Mais, in den seit den 1950er-Jahren viel Zeit und Geld investiert wurde und der heute in der Lebensmittelversorgung nicht mehr wegzudenken ist.
(Ruth Marending)