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Was sind blaue Lebensmittel?

Blaue Lebensmittel sind die Zukunft. Das haben jüngst Forscher mehrerer Studien ausgesagt. Eine merkwürdige Aussage, denn blaue Lebensmittel kommen in der Natur so gut wie nicht vor.

Aquakulturen haben Potenzial. Im Bild eine Thunfisch-Zucht in der Mellieha Bucht vor Malta. (Adobe Stock)

Lebensmittel, die das Wort «Blau» in ihrem Namen tragen, gibt es zwar immer wieder: Blaubeeren, Blaukraut, blauer Kohlrabi oder etwa blaue Trauben. Genauer betrachtet sind diese Obst- und Gemüsesorten jedoch eher dunkelrot bis violett. «Blaue Gewächse sind zudem häufig giftig», hält Felix Iseli, Leiter Gastronomie im Alters- und Pflegeheim Ischimatt in Langendorf/SO und Mitglied des Zentralvorstands der Hotel & Gastro Union, fest. So haben giftige Pilze oft eine blaue oder blauschwarze Färbung. Schimmel fällt oftmals durch eine blaue oder blau-grüne Farbe auf. Deshalb wird die Farbe Blau bei Lebensmitteln häufig als Warnsignal erachtet und hemmt den Appetit.

Nun aber haben Forscher einen neuen Trend ins Leben gerufen. «Blaue Lebensmittel sind die Zukunft», schreiben sie in einer neuen Studie um Christopher Golden von der Harvard Chan School of Public Health in Boston/USA. Verschiedene Tageszeitungen im In- und Ausland sind auf den Trend aufgesprungen und preisen in ihren Artikeln blaue Lebensmittel an. Beim genaueren Lesen aber wird rasch klar: Es geht nicht per se um blaue Lebensmittel, sondern um Nahrung aus Süss- oder Salzwasser. Sie könnten helfen, den Mangel an Nährstoffen auszugleichen, den viele Menschen in Entwicklungsländern haben.

Und die blauen Nahrungsmittel haben viel Potenzial: Fisch und vor allem Algen könnten mehr Menschen günstig mit Mikronährstoffen versorgen, als das heute der Fall ist. Würde man die weltweite Produktion von blauen Nahrungsmitteln um acht Prozent oder 15,5 Millionen Tonnen steigern, so liessen sich bis zum Jahr 2030 etwa 166 Millionen Fälle von Mikronährstoffmangel vermeiden. Die Wissenschaftler werteten für diese Erkenntnis Daten der Aquatic Foods Composition Database (AFCD) aus, in der für mehr als 3750 aquatische Arten wie Fische, Krustentiere und Algen der Gehalt für jeweils Hunderte von Nährstoffen vermerkt ist. Einige sind demzufolge in Bezug auf Nährstoffe wie Omega-3, Vitamin A und B12, Kalzium, Jod, Eisen und Zink nahrhafter als Rind, Lamm, Ziege, Huhn und Schwein.

Bleibt die Frage, wie das in die Realität umzusetzen ist. Schon heute wird die Überfischung in vielen Regionen angeprangert. Zuchtfarmen sind auch nicht über alle Zweifel erhaben. Allerdings liessen sich mit der richtigen Lösung gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Denn es gibt Meerestiere, die durch ihre invasive Art negativ auffallen. Zum Beispiel Quallen. Sie haben kaum Kalorien, sind cholesterinfrei und ohne gesättigte Fette. Dafür sind sie reich an Protein und Antioxidantien. Sie können gekocht, frittiert oder entwässert zu Chips verarbeitet werden. Philippinische Feinschmecker zum Beispiel schneiden Warzenquallen zu Salat und würzen sie mit Ingwer und Knoblauch.

(Ruth Marending)


Informationen

www.geo.de