Ältere Gäste sind Gold wert

Am 1. Oktober wird der internationale Tag der älteren Menschen begangen. Grund genug, sich mit Senioren als lukrativer Gästegruppe auseinanderzusetzen.

Im Marketing spricht man von ihnen als Generation 50plus, Silver Surfer, Best Ager, Golden Ager, Third Ager sowie Master oder Mature Consumer. Egal, wie man sie bezeichnet, gemeint sind mit diesen und ähnlichen Begriffen Menschen in fortgeschrittenem Alter.

Die Worte Silver, Gold und Master deuten an, dass diese Klientel etwas hat, ohne das Tourismus und Gastronomie nicht funktionieren würde: Zeit und Geld. Das macht sie zu sehr interessanten Gästen. Zudem handelt es sich um eine stetig wachsende Bevölkerungsgruppe. Dies nicht nur in der Schweiz und in Mitteleuropa, sondern weltweit. Die Vereinten Nationen UN gehen davon aus, dass der Anteil der über 60-jährigen Menschen bis zum Jahr 2030 auf 46 Prozent steigen wird. Mit anderen Worten: In Zukunft ist fast jeder zweite Gast ein Senior oder eine Seniorin. Ältere Gäste nehmen es positiv wahr, wenn ihren Bedürfnissen Rechnung getragen wird. Vor allem, wenn dies möglichst unauffällig geschieht. Schliesslich möchte sich niemand alt fühlen, selbst wenn er bereits einige Jahrzehnte erlebt hat. Deshalb ist Fingerspitzengefühl gefragt. Doch keine Angst, bereits durch kleine Anpassungen können Restaurants und Hotels ohne grossen Aufwand seniorentauglich gemacht werden.

Kleine Anpassungen mit grosser Wirkung

Ein gutes Beispiel ist die Speisekarte. Durch die Auswahl einer leicht lesbaren Schrift, möglichst ohne Serifen*, ist schon viel gewonnen. Wird zudem die Schriftgrösse zum Beispiel von 12 auf 14 Punkt erhöht sowie eine Schriftfarbe gewählt, die sich gut vom Hintergrund abhebt, können die meisten Gäste die Karte auch ohne Lesebrille entziffern. Eine klare, grosse und kontrastreiche Schrift kommt auch Brillenträgern oder Menschen mit einer Leseschwäche zugute.

Eine praktische Alternative zur gedruckten Speisekarte ist das Tablet. Damit könnten Gäste die Schrift ganz individuell und unauffällig so gross aufziehen, wie sie es jeweils brauchen. Und auch die Helligkeit lässt sich so einstellen, wie es angenehm ist.

Es werde Licht

Trotz stimmungsvollem Licht müssen Stufen sowie andere Hindernisse, etwa Glastüren, jederzeit gut sichtbar sein. Am Tisch sollte das Licht – zumindest für die Zeit, in der die Gäste die Karte studieren – hell genug zum Lesen sein. Eine zusätzliche Lampe, die nach der Bestellung wieder weggestellt wird, kann dabei helfen. Apropos Einrichtung: Um älteren Gästen das Aufstehen zu erleichtern gilt es, bei Stühlen und Sofas auf eine angenehme Sitzhöhe von mindestens 43 Zentimetern zu achten. Auch sollten diese über eine stabile Armlehne verfügen. Das wissen auch jüngere Jahrgänge mit Knie- und Rückenproblemen oder mit langen Beinen zu schätzen.

Niemand will den Seniorenteller

Im Alter nehmen das Hunger- und Durstgefühl ab. Restaurants, die ihre Gerichte auch als halbe Por-tionen anbieten, treffen mit diesem Angebot voll ins Schwarze. Allerdings verliert der Schuss an Schlagkraft, wenn das Angebot als Seniorenteller angepriesen wird. Dieser Begriff ist nicht nur uncharmant, er lässt auch das Essen wenig verlockend erscheinen.

Ab 2030 ist fast jeder zweite Gast über 60 Jahre alt. (Keystone-SDA)

Besser ist, auf eine altersspezifische Bezeichnung zu verzichten. Lieber generell die Menüs in zwei oder gar drei Portionsgrössen anbieten. Auch dies ist eine Massnahme, die altersunabhängig greift. Denn es gibt verschiedenste Gründe, warum selbst jüngere Gäste keine normal grosse Portion verzehren möchten. Die einen, weil sie auf ihr Gewicht achten, die anderen, weil sie ihr Budget schonen wollen. Oder sie haben reichhaltig gefrühstückt, möchten anschliessend noch zum Sport oder sind später zum Abendessen verabredet. Eine kleine Portion würden sie sich bestellen, einen Seniorenteller hingegen wohl kaum.

(Riccarda Frei)


Internationaler Tag der älteren Menschen

Dieser Tag wurde 1990 von den Vereinten Nationen UN ins Leben gerufen. Er soll die wertvollen Beiträge älterer Menschen für die Gesellschaft würdigen und das ­Bewusstsein und das Verständnis für die Chancen und Herausforderungen des Alterns fördern.


Mehr Informationen unter:

prosenectute.ch

un.org