Der Schweiz droht der Saft auszugehen. Im Sinne des ersten Schritts des Massnahmenplans hat der Bund Ende August eine Energiespar-Kampagne lanciert. Bereits auf Stufe zwei endet die Freiwilligkeit, auch die Leistungsträger in der Branche sind betroffen – wenn auch nicht alle im selben Ausmass, wie die folgenden Stimmen zeigen.
Der Bundesrat hat für das mögliche Szenario einer Strom- und/oder Gasmangellage einen Vier-Stufen-Plan verfasst. Stufe eins: Appell an die Bevölkerung, freiwillig Strom zu sparen. Auf der Website nicht-verschwenden.ch finden sich diverse Spartipps für Privathaushalte und Firmen. So sollen Erstere etwa die Heizung runterdrehen, Wasser mit Deckel aufkochen und in leeren Räumen die Lichter löschen. Firmen empfiehlt der Bund unter anderem, die Betriebszeiten der Lüftung an die effektive Nutzung anzupas-sen oder alte Leuchtstofflampen durch LED-Tubes zu ersetzen.
Sowohl Gastrosuisse als auch Hotelleriesuisse sind Gründungsmitglieder der Energiespar-Alliance und unterstützen als solche die Energiespar-Kampagne des Bundes. «Freiwillige Sparziele, welche die Betriebe selbstbestimmt erreichen, erachtet die Branche als zielführend. Gleichzeitig fordert Hotelleriesuisse vom Bund, keine generellen Schliessungen von Anlagen und Verbote von Geräten vorzunehmen», sagt Vinzenz van den Berg, Leiter Unternehmenskommunikation Hotelleriesuisse.
Gastrosuisse wiederum weist darauf hin, dass Massnahmen nötig seien, um die Kostenexplosion bei Strom und Gas zu dämpfen. «Ansonsten sind Zehntausende Unternehmen in der Schweiz in ihrer Existenz bedroht», sagt Casimir Platzer, Präsident von Gastrosuisse. Die Leistungsträger der Branche wiederum bereiten sich individuell auf den Ernstfall vor, wie die Statements auf dieser Seite zeigen. Die Liste wird online laufend ergänzt.
(Désirée Klarer)
«Wir haben ein Expertenteam bei uns gebildet und verschiedene Stromsparmassnahmen aufgeführt, welche sofort umgesetzt werden können. Dazu gehören unter anderem der Verzicht auf elektrische Weihnachtsbeleuchtung draussen, Reduktion der Einschaltzeiten von Licht und Leuchtreklamen wie auch der Raumtemperatur. Wir geben unseren Restaurants dabei einen Massnahmenkatalog, welchen sie selber diskutieren müssen und anschliessend selber bestimmen dürfen, was sie umsetzen werden. Es ist wichtig, dass diese Massnahmen nicht einfach von oben kommen, sondern von allen mitgetragen werden. Für den Fall einer Kontingentierung sind wir am Überlegen, wo wir die 20 Prozent Strom sparen können. Dazu gehört unter anderem die Reduktion der Öffnungszeiten oder die Reduktion des Angebots.»
«Die Weisse Arena Gruppe ist bereits seit einigen Jahren daran, im Nachhaltigkeitsbereich unter dem Label «Greenstyle» zu investieren. Dazu gehören Energiesparmassnahmen ebenso wie Investitionen in die eigene Energieproduktion. Selbstverständlich haben wir mit Blick auf eine allfällige Mangellage das Engagement erneut vertieft und sind daran, zusätzliche und weiterführende Massnahmen vorzubereiten.»
«Wir nehmen das Thema der Energie-knappheit ernst. Unabhängig davon haben wir im Rahmen der Coop-Klimastrategie bereits Massnahmen getroffen und umgesetzt, um den Energieverbrauch zu senken. Punkt zwei wäre bei Transgourmet/Prodega noch relativ ‹schmerzfrei› umzusetzen, denn auf Aussen- und Reklamebeleuchtung kann ausserhalb der Öffnungs-zeiten verzichtet werden. Bei Punkt drei und vier wäre unser Geschäft allerdings direkt und stark betroffen. Gerade im Frische- oder TK-Bereich können die Temperaturen zur Kühlung aufgrund der Lebensmittelsicherheit nicht einfach drastisch gesenkt oder gar unterbrochen werden. Wir haben daher bereits heute Vorkehrungen getroffen, um im Fall der Netzabschaltung die Versorgung unserer Standorte über Notstromaggregate sichern zu können. Wir wünschen uns, dass alle, insbesondere die gesamte Gastrobranche und ihre Zulieferer, nach mehrfach überstandenen Krisen auch die anstehende Energiemangellage und ihre Auswirkungen bewältigen können.»
«Das Hauptproblem für uns wäre ein Unterbruch der Erdgas-lieferungen. Ohne Gas könnten wir in unseren Öfen kein Brot backen. Weil wir uns dieses Risikos bewusst sind, haben wir bereits nach Kriegsbeginn im Februar angefangen, nach Alternativen zu suchen. Nun wird noch diesen Monat bei uns direkt neben unserem Produktionsstandort ein mobiler Flüssiggastank installiert. Im Ernstfall können wir innerhalb von fünf Stunden alle unsere Backöfen vom Betrieb mit Erdgas auf Flüssig-gas umstellen. Das Flüssiggas wird von einer Schweizer Firma als Abfallprodukt aus Benzin hergestellt. Solange es Benzin gibt, werden wir also auch backen können.»
«Im Zuge einer CO2-Vereinbarung wird der Energieverbrauch in unserem Unternehmen seit Jahren laufend optimiert. Dadurch reduziert sich unser CO2-Ausstoss bereits seit Jahren. Ein Sparappell in Bezug auf Energie ist für uns deshalb keineswegs neu. Die permanente Reduktion ist bereits Alltag. Sei es durch Zwei-Volt-Kontrollanlagen, intelligente Steuerungen oder auch das Umrüsten von Hunderten alter Leuchtmittel auf moderne und mittlerweile auch intelligente Leuchtmittel. Selbstverständlich sind auch Schulungen und Appelle an die Mitarbeitenden alltäglich. Dies hilft zusätzlich, den Energieverbrauch zu reduzieren. In Hinblick auf eine mögliche Strommangellage haben wir ein Team ins Leben gerufen, welches mögliche Szenarien durchspielt. Sollte ein Szenario eintreffen, sind die Zuständigkeiten bereits geklärt. Nebst den verantwortlichen Personen haben wir auch schon bestmöglich festgelegt, wie wir im Ernstfall reagieren werden.»
«Wir gelten als Grossverbraucher und sind als solche direkt betroffen, wenn es darum geht, grössere Abnehmer zu kontingentieren. Deshalb befassen wir uns sehr stark mit der Situation. Da die Produkte, die wir in Willisau herstellen, haltbar sind, können wir mit höheren Beständen ins Winterhalbjahr starten. Aufgrund der Lagerkapazität aber nur in einem begrenzten Rahmen. Parallel dazu versuchen wir mit Notfallmassnahmen, immer ausreichend Strom zu erhalten, um Auftragsabwicklung und Logistikprozesse aufrechtzuhalten. Eine Massnahme ist auch die Erzeugung von Strom mit Notstromaggregaten.»
«Aktuell gehen wir davon aus, dass nicht die gesamte touristische Infrastruktur eingeschränkt oder abgestellt wird, sondern allenfalls Teilbereiche. Unsere Thermalbäder werden mit natürlichem Thermal-wasser betrieben und benötigen im Vergleich zu Bädern mit erhitztem Leitungswasser lediglich fünf bis zehn Prozent des Energiebedarfs. Neben den Thermalbädern dürfte die Energiekrise in Leukerbad weitere systemrelevante Leistungserbringer wie Bergbahnen, Kinderskigebiet, Sportzentrum und natürlich die gesamte Hotellerie und Gastronomie treffen.»