Das Problem der ewigen Schadstoffe

Verkaufsverbot von Fleisch und Warnung an Fischer wegen zu hoher PFAS-Werte: Die Schadstoffe sorgen nicht nur in der Landwirtschaft für Verunsicherung.

Ewige Schadstoffe oder Ewigkeitschemikalien werden sie genannt. Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, kurz PFAS, sorgen derzeit für Schlagzeilen. Es handelt sich um eine Gruppe von mehreren tausend synthetischen Industriechemikalien, die seit den 1940er-Jahren eingesetzt werden und beispielsweise in Feuerlöschschaum, wasserabweisenden Regenjacken oder Antihaftbeschichtungen von Pfannen enthalten sind.

Viele der synthetischen Stoffe sind fett-, wasser- und schmutzabweisend. «So vorteilhaft und nützlich diese Stoffeigenschaften in einer Vielzahl an Produkten und Prozessen sind, so problematisch sind PFAS in der Umwelt, wo sie nahezu nicht abbaubar sind», schreibt das Bundesamt für Umwelt auf seiner Website.

Verkaufsverbot für Fleisch

Jüngst wurde im Rahmen von Untersuchungen bekannt, dass in gewissen Gebieten im Kanton St. Gallen die Böden mit PFAS belastet sind. Das Fleisch der dort gehaltenen Rinder überschreitet die vom Bund festgelegten Grenzwerte. Die betroffenen Bauern dürfen das Fleisch, das zu viel PFAS enthält, nicht mehr in den Verkauf bringen. Als Ursache für die Belastung vermutet der Kanton in vielen Fällen Klärschlamm aus Abwasserreinigungsanlagen, der mit PFAS belastet war. Dieser durfte noch bis 2006 als Dünger auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht werden.

Das Fleisch einiger St. Galler Kühe enthielt erhöhte PFAS-Werte. (Adobe-Stock)

PFAS-Grenzwerte hat der Bund Anfang Jahr für Fleisch, Fisch und Eier publiziert. Für Milchprodukte, aber auch für weitere Lebensmittel wie Gemüse, gibt es in der Schweiz noch keine Vorgaben. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit prüft aber derzeit in Zusammenarbeit mit den Kantonen eine Ausweitung, wobei man sich an der EU orientieren werde.

Forschung sucht Lösungen

Auch Agroscope, das Zentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung, untersucht das Thema der Schadstoffe. Studien sollen zeigen, wie die PFAS-Belastung gesenkt werden kann und wie Tiere die Schadstoffe aufnehmen und absorbieren. «Auf dieser Basis lassen sich Strategien entwickeln, um die Exposition der Tiere gegenüber Schadstoffen zu begrenzen und Herden in betroffenen Gebieten zu dekontaminieren.» Nicht überall ist es möglich, Massnahmen wie Verkaufsverbote zu ergreifen. So gaben vor kurzem die beiden Basel bekannt, dass die Fische in den regionalen Gewässern die PFAS-Grenzwerte überschreiten. Die Kantone empfehlen Freizeitanglern, maximal einmal im Monat selbst gefangenen Fisch zu essen.

PFAS und der Umgang damit wird den Schweizer Lebensmittelsektor noch lange beschäftigen. In vielen Kantonen werden derzeit Untersuchungen durchgeführt, deren Resultate zeigen werden, wie stark die ewigen Chemikalien in Böden und Gewässern verbreitet sind.

(Alice Guldimann)


PFAS und der Mensch

Gemäss der jüngsten Risikobewertung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit besteht ein Zusammenhang zwischen PFAS-Gehalten im Blut und einer verringerten Wirksamkeit von Impfungen. Ebenfalls möglich sind negative Auswirkungen auf die Leber, die Nieren oder auf das Geburtsgewicht von Neugeborenen.


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