Mediadaten Données Media Olympiade der Köche

David Geisser: Kochstudio statt Medienrummel

Mit 18 Jahren schrieb David Geisser sein erstes Kochbuch und wurde über Nacht berühmt. Nun will er mit einem Kochstudio zurück zu seinen Wurzeln.

Mit erst 28 Jahren hat David Geisser einen beeindruckenden Lebenslauf. Nun konzentriert er sich auf sein Kochstudio und das vierte Kochbuch. (Roy Matter)

Wenn der erst 28-jährige David Geisser auf seine Karriere zurückblickt, staunt er manchmal selbst ein wenig. «Ich habe sehr viel Glück gehabt», sagt er. Alles begann mit seiner schulischen Abschlussarbeit, einem Kochbuch mit dem Titel «Mit 80 Tellern um die Welt». Die Medien interessierten sich sofort für das junge Talent, ein Fernsehteam besuchte ihn, er trat bei «Aeschbacher» auf. David Geisser entschied sich für eine Kochlehre – obwohl er lange mehr Interesse an der Kriminalistik hatte. 

Er machte bewusst eine Lehre, anstatt die Hotelfachschule zu besuchen. «Ich wollte das Handwerk von Grund auf lernen und kein Hoteldirektor werden, der keine Ahnung von der Arbeit in der Küche hat.» Bereut hat er diesen Schritt nie, obwohl er eigentlich vorhatte, die Ausbildung nachzuholen. «Aber dann hatte ich irgendwann schon drei Kochbücher veröffentlicht und wollte meine Zeit anders nutzen.» 

Die Lieblingsrezepte der Päpste

Der nächste Medienrummel folgte während David Geissers Zeit in der Schweizergarde. «Ich wollte für einige Zeit weg von allem. Mir ging es zuhause viel zu gut – ich wollte mich abnabeln», sagt Geisser zu seiner Entscheidung, wie schon sein Vater, zur Schweizergarde zu gehen. Dort wurde er gefragt, ob er ein Kochbuch mit den Lieblingsrezepten der Schweizergarde und verschiedener Päpste schreiben möchte. Geisser sagte Ja – und wurde vom Erfolg des Buches praktisch überrollt. «Buon Appetito» wurde zum Bestseller, David Geisser flog für Fernsehinterviews um die ganze Welt, traf Hollywoodstars, Botschafter und Präsidenten. «Was ich damals erleben durfte, war der Wahnsinn.» So richtig glücklich machte ihn der Rummel aber nicht: «Ich fliege ungerne und konnte die Zeit nicht wirklich geniessen, weil ich ziemlich gestresst war.»

Nach zwei Jahren bei der Schweizergarde kehrte David Geisser in die Schweiz zurück, um sich wieder dem Kochen zu widmen. Bald stellte sich die Frage: Restaurant oder Kochstudio? Geisser entschied sich für Letzteres, um mehr Zeit für weitere Projekte und für die Gäste zu haben. Im Studio bietet er gemeinsam mit seinem Team Kochkurse, Firmenanlässe und einmal pro Monat eine Tavolata an. Zudem verkauft er eine eigene Gewürzlinie aus fairem Handel.  

Mit dem Kochstudio in Wermatswil ist David Geisser wieder in seiner Heimat, dem Zürcher Oberland, angekommen. Gleichzeitig ist er bereit, von hier aus neue Projekte in Angriff zu nehmen. So arbeitet er derzeit etwa als Gastrotester und schreibt ein neues Kochbuch. Auch eine eigene Fernsehsendung und weitere Kochstudios sind denkbar. Wohin auch immer es ihn noch verschlägt, für ihn ist klar: «Es gibt sicher Köche, die besser kochen als ich, aber nie solche Chancen hatten. Ich bin dankbar für die Möglichkeiten, die sich mir bieten und möchte das Beste daraus machen.»

(Angela Hüppi)


Zur Person

David Geisser absolvierte die Lehre im Ristorante Il Casale in Wetzikon unter der Führung des Sternekochs Antonio Colaianni, danach arbeitete er zwei Jahre im Direktionsrestaurant der UBS. 2013 ging er zur Schweizergarde und schrieb das Kochbuch «Buon Appetito». Es folgten ein eigener Youtube-Kanal und ein weiteres Kochbuch. 2018 eröffnete er sein eigenes Kochstudio in Wermatswil/ZH.