Was können Barroboter, was können sie nicht? Oliver Bendel hat ihren Einsatz in der Schweiz in einer Studie untersucht.
Oliver Bendel, werden Kaffee und Cocktails künftig nur noch von Barrobotern zubereitet?
Typische Vertreter der Barroboter sind tatsächlich Barista- und Cocktailroboter. Es handelt sich dabei um sogenannte Cobots – kompakte Roboterarme hinter dem Tresen oder in einem Kiosk. Sie sind technisch ausgereift und ziehen auch Leute an. Trotzdem werden sie eine Nische bleiben. Unter anderem, weil sie nicht günstig sind und gewartet werden müssen. Die Qualität der Getränke kann aber sehr hoch sein. Baristaroboter arbeiten mit Kaffeevollautomaten zusammen oder können sogar Kolbenmaschinen bedienen.
Wird der Mensch aus solchen Bereichen irgendwann verschwinden?
Ich habe gemeinsam mit Lea Peier Systeme wie Barney Bar und Robobarista untersucht. Bei Barney Bar ist in der Regel ein Mensch zugegen, etwa für das Finishing. Denn mit Zitronenscheiben und Minzblättern können Roboter noch nicht so gut umgehen.
Für welche Art Betriebe eignen sich Barroboter derzeit überhaupt?
Barroboter sind nicht für alle Betriebe geeignet. Man wird sie vor allem in Shoppingzentren, Supermärkten, Flughäfen und Bahnhöfen sehen. Und in modernen Cafés und Restaurants, die genügend Platz haben. Denn letztlich ist Platz der entscheidende Faktor. Und Design. In ein altes, verwohntes, gemütliches Café baut man keinen Barroboter ein.
Können Roboter eine Lösung für den sich zuspitzenden Fachkräftemangel sein?
In der Gastronomie können Roboter das Personal entlasten. Neben den Barrobotern sind vor allem Transport- und Bedienroboter wie Bellabot und Plato interessant. Im «Hiltl Sihlpost» in Zürich fährt Bellabot zwischen Buffet und Küche hin und her, mit leeren und vollen Gefässen. Das kann sehr nützlich sein. Aber den Fachkräftemangel behebt das nicht.
Wie reagieren die Gäste auf Barroboter?
Wir haben festgestellt, dass Barroboter ein Magnet in Shoppingzentren und Supermärkten sind. Einige Gäste machen Selfies mit Barney, Robobarista und Co. Es wirkt der Neuheitseffekt, der sicher wieder abklingt, wenn wir uns an die Maschinen gewöhnt haben. In diesem Umfeld fehlt einem der menschliche Austausch nicht. Man ist eh nur auf einen Sprung dort, und man ist sozusagen mitten im Getümmel.
Viele Roboter erinnern an Menschen. Weshalb?
Der Grund ist einfach: Humanoide Roboter sind intuitiv benutzbar. Wir wissen, dass wir dorthin sehen sollen, wo die Augen sind, und dorthin sprechen sollen, wo die Ohren liegen. Humanoide Gestaltung schafft nicht zuletzt Akzeptanz, zumindest bis zu einem bestimmten Punkt.
Wie gross ist das Interesse an Barrobotern bei Betrieben?
Meine Mitautorin Lea Peier hat Gastronomen befragt, die alteingesessene Betriebe führen. Sie haben kaum Interesse an einem Barroboter, da sie dafür gar keinen Platz haben. Manche zweifeln auch an der Qualität der Produkte, die Roboter herstellen – das halte ich aber für unbegründet. Ich persönlich trinke viel lieber Kaffee von einem Roboter als Kaffee aus einer Kapselmaschine.
Und wie geht es den Mitarbeitenden mit der Roboter-Konkurrenz?
Die Mitarbeiter, die wir für unsere Studie beobachten konnten, waren entspannt und hatten Freude an ihrer Arbeit. Diese bestand darin, das Finishing für die Mocktails durchzuführen.
Aktuell zieht noch der Show-effekt von Robotern, und es lohnt sich, diesen zu nützen. Werden Roboter in Zukunft eher im Hintergrund agieren?
Wir unterscheiden zwischen Robotern in der Küche, Barrobotern und Transport- und Bedienrobotern. Alle drei Typen haben eine Zukunft. Gerade repetitive Arbeiten können gut von Robotern erledigt werden. Ich denke aber, dass die meisten Gäste lieber mit Menschen zu tun haben. Persönliche Worte, ein echtes Lächeln – da können meiner Meinung nach auch Barroboter mit Tricks und Bartenderwitzen nicht mithalten.
Sie waren selbst lange in der Gastronomie tätig. Mit welchen Gefühlen stehen Sie persönlich dem Einsatz von Robotern gegenüber?
Ich könnte mir gut vorstellen, mit einem Roboter zusammenzuarbeiten. Er dürfte mir einfach nicht die Show stehlen (lacht). Ich habe auch einige Modelle in meinem Social Robots Lab. Bald kommt ein hundeähnlicher Vierbeiner dazu, und ich freue mich darauf, mit ihm über den Campus zu gehen.
(Angela Hüppi)
Oliver Bendel forscht und lehrt als Professor für Wirtschaftsinformatik, Informa-tionsethik und Maschinenethik an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Sein letztes Buch trägt den Titel «Soziale Roboter». Gemeinsam mit Lea Peier hat er jüngst die Studie «Wie können Barroboter das Wohlbefinden der Gäste steigern?» herausgegeben.