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Der Teller von morgen

Klimawandel, Krieg und Seuchen: Die Veränderungen in der Welt wirken sich auch auf unsere Ernährung aus. Das wird längerfristig die Angebote in der Gastronomie beeinflussen.

Zwar ist in der Schweiz durch die Klimaveränderung immer mehr Reisanbau möglich wie hier am Murtensee. Doch der Reisanbau ist klimatechnisch heikel, weil die ­Klimagase Methan und Lachgas frei­gesetzt werden. (Keystone-SDA)

Prognostizierte dramatische Ernteausfälle in der Poebene schrecken auf. In der üblicherweise so fruchtbaren Ebene in Norditalien wachsen Getreide, Mais und vieles mehr. Dort befindet sich auch das grösste europäische Reisanbaugebiet. Dieses Jahr herrscht Dürre. Bis zu 70 Prozent soll gemäss Schätzungen der Ernteausfall bei Reis betragen, berichteten verschiedene Medien. Zahlreiche Fel-der sind von den Bauern bereits aufgegeben worden. Der Pegelstand im Fluss Po war im Juni so tief, dass der Meeresspiegel höher lag. In solchen Situationen dringt für das Wachstum schädliches Salzwasser im Flusslauf ins Landesinnere ein und sickert unterirdisch in Äcker und Grundwasser.

Wenn plötzlich der Reis fehlt

Der Reis aus der Poebene wird auch in unseren Verkaufsregalen rar sein. Lukas Kilcher, Leiter des Ebenrain-Zentrums für Landwirtschaft, Natur und Ernährung in Sissach/BL, ist sich jedoch sicher, dass ob der Missernte bei uns der Reis trotzdem nicht aus-gehen wird: «Die Schweiz hat im weltweiten Vergleich eine hohe Kaufkraft und kann sich Lebensmittel aus anderen Ländern besorgen», so Kilcher. Zudem seien auch Getreide und andere Grundnahrungsmittel vom Klimawandel betroffen. «Die immer stärker ausgeprägten Wetterextreme verändern die Landwirtschaft weltweit und damit auch unseren Teller.» Bereits heute müssen immer mehr Kulturen bewässert werden. Der Anbau von Feldgemüse oder Kartoffeln ist an vielen Orten ohne zusätzliches Wasser kaum mehr möglich. «Es braucht daher trockenheitstolerante Sorten und Kulturen, welche mit dem Wandel mithalten und nachhaltig angebaut werden können», erklärt Lukas Kilcher. Ein Beispiel sei die Süsskartoffel, welche besser mit Trockenheit auskomme als die Kartoffel, die eine Einwanderin aus Südamerika sei und damals unsere Teller revolutioniert habe.

Dass unser Teller von morgen nicht mehr derselbe sein wird wie der heutige, zeigt auch die Gewichtung der Lebensmittel. Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE) teilt den Teller in drei Felder ein: Einen Drittel nehmen Gemüse- und Obstsorten ein. Ein weiterer Drittel ist Getreide, Reis und Pasta gewidmet. Der letzte Drittel ist dem Konsum von Fleisch und Fisch zugedacht. Lukas Kilcher geht davon aus, dass wir künftig weniger vom Tier, dafür mehr Proteine vom Acker essen: «Der Teller der Zukunft wird zur Hälfte aus Gemüse und Obst bestehen. Ein weiterer Viertel sind Kohlenhydrate wie Getreide und der letzte Viertel machen tierische und pflanzliche Proteine aus.» Lukas Kilcher ist überzeugt: «Ein solcher Wandel braucht Offenheit für Neues, Zeit und Zusammenarbeit aller, von den Landwirten über den Handel und der Lebensmittelverarbeitung bis hin zu den Konsumenten und Konsumentinnen sowie der Gastronomie.»

(Ruth Marending)


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