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Die Gastronomie ist oft die zweite Wahl

Warum entscheiden sich Jugendliche für die eine oder andere Grund­bildung? Weil sie sich von diversen Seiten beeinflussen lassen.

Viele Jugendliche haben Vorbehalte gegenüber der Gastronomie. (ADOBE-STOCK)

In den Berufsinformationszentren BIZ finden Jugendliche, die vor der Berufswahl stehen, eine Fülle von Informationen zu den verschiedenen Berufen. Diejenigen, die noch keine konkrete Vorstellung von ihrer beruflichen Zukunft haben, können mittels Tests herausfinden, welcher für sie der geeignete Beruf ist. Doch stellt sich hier die Frage, warum sich Jugendliche für den einen oder anderen Beruf entscheiden. Im Jahr 2021 wurden laut dem Bundesamt für Statistik hierzulande 211 583 Lehrverträge abgeschlossen, 12 300 davon wählten Wirtschaft und Verwaltung, also KV. Für die Gastronomie beziehungsweise Hotellerie entschieden sich nur gerade knapp 3000 Jugendliche.

Obwohl die Berufsinformationen der Berufs- und Branchenverbände zu den gastgewerblichen Berufen sehr attraktiv daherkommen, sind sie in den BIZ in dieser Form nicht vorhanden. «Das SDBB, das Schweizerische Dienst­leistungszentrum Berufsbildung, stellt den BIZ die Informationen in einheitlichen Formaten zur Verfügung», erklärt Rico Loppacher vom Amt für Jugend und Berufsberatung in Zürich. Es sei wichtig, dass kein Beruf hervorgehoben werde. Ausserdem sei in den BIZ der Platz beschränkt. Daher stellt sich die Frage, warum sich ein grosser Teil der Jugendlichen für einen kaufmännischen Beruf oder eine Grundbildung im Detailhandel entscheidet?

Regionale Unterschiede

Sie habe einige Jahre lang im Kanton Graubünden gearbeitet, erläutert Karin Halter vom BIZ in Winterthur. Da seien die Gastronomie und die Hotellerie wichtige Arbeitgeber. «Ich sage den Jugendlichen stets, dass sie in der Gastronomie eine Auftrittskompetenz erlangen, die nur in wenigen anderen Berufen erlernbar ist.» Aber, gibt sie zu bedenken, sie müssten alle Berufe gleichwertig empfehlen. Die wichtigsten Kriterien seien die Stärken und Interessen der jungen Menschen. Sie hätten die Aufgabe, ein realistisches Bild der Berufe zu vermitteln.

«Wenn uns Eltern oder Jugendliche darauf ansprechen, streiten wir nicht ab, dass das Gastgewerbe eher unattraktive Arbeitszeiten hat und die Löhne nicht überdurchschnittlich sind», sagt Karin Halter. Sie zeige auch Alternativen wie Heime oder Spitäler als Arbeitgeber auf, welche attraktivere Arbeitszeiten böten.

Oft sind es auch die Eltern, die Vorbehalte haben, wenn sich ihre Sprösslinge für einen Beruf im Gastgewerbe entscheiden. Diese Erfahrung macht Matthias Achtnich, Geschäftsführer von Hotel & Gastro Formation Schweiz/Bern HGF: «Einmal musste ich an einer Berufsmesse einem Vater eine halbe Stunde lang die Vorzüge eines Berufes in der Hotellerie erklären, bevor er einwilligte, dass seine Tochter eine Schnupperlehre als Hoko absolvieren durfte.»

Angehende Lehrpersonen für die Branche sensibilisieren

Um die Lehrpersonen für die Berufe in der Gastronomie zu sensibilisieren, arbeitet HGF Bern mit der Pädagogischen Hochschule Bern zusammen. Mittels des Projekts «Job Shadowing» können angehende Oberstufenlehrpersonen eine Woche in einem gastronomischen oder technischen Beruf schnuppern. Dabei be­gleiten die Studierenden einen Lernenden und erleben so die Berufslehre aus der Perspektive der Lernenden kennen. «Das führt dazu, dass die Lehrpersonen weniger den gymnasialen Weg empfehlen», ist Achtnich überzeugt. «Die Rückmeldungen der Lehrpersonen waren positiv. Aber sie konstatierten auch, dass es anstrengend war.» Im Moment seien es zwei Restaurants, die bei diesem Projekt mitmachen. Für das nächs­te «Job Shadowing» stellen sich weitere vier Restaurants und Hotels zur Verfügung. Achtnich ergänzt: «Aber die Nachfrage muss auch seitens der Lehrpersonen vorhanden sein.»

(Daniela Oegerli)


Diverse Projekte

Hotel & Gastro Formation Schweiz/Bern engagiert sich neben dem «Job Shadowing» für «Rendez-vous Job», die Berner Erlebnistage Berufsbildung. Schülerinnen und Schüler haben da die Möglichkeit, in den ÜK-Zentren die Berufe direkt zu erleben.

gastroformationbern.ch