Im Bistro des BBZ Solothurn haben zwei Lehrabgängerinnen das Kommando. Das neue Konzept kommt gut an.
Nach etwas mehr als zwei Monaten sind Melissa Wey und Melanie Schmid ein eingespieltes Team. Seit Mitte August führen die 18-jährige Restaurationsfachfrau und die 22-jährige Köchin und Bäcker-Confiseurin das Bistro im Berufsbildungszentrum BBZ in Solothurn.
Nach einem intensiven Start haben die Lehrabgängerinnen den Rhythmus gefunden. Während Schmid die Verantwortung in der Küche trägt, kümmert sich Wey um das Büro und das Wohl der Gäste. Ebenfalls zum Team gehört eine Mitarbeiterin des Theresiahaus Solothurn. Die Institution ermöglicht Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen den Einstieg ins Arbeitsleben.
Dass so junge Berufsleute die Verantwortung in einem Bistro-Betrieb übernehmen, ist einem neuen Projekt des BBZ Solothurn–Grenchen zu verdanken. «Der bisherige Betreiber wollte das Bistro ab 2024 nicht weiterführen», erklärt Direktor Bernhard Beutler. «Dann kam bald die Idee auf, dass wir es selber betreiben könnten.»
Mit dem Bistro verfolgt das BBZ drei übergeordnete Ziele. Erstens: Lehrabgängern und -abgängerinnen die Möglichkeit zu geben, Berufs- und Führungserfahrung zu sammeln. Die jungen Berufsleute verpflichten sich für ein Jahr mit der Möglichkeit, auf zwei Jahre zu verlängern. Zweitens: Für die Schule eine Möglichkeit zu schaffen, am Praxisbeispiel das Fach Unternehmerisches Denken und Handeln zu vermitteln. Drittens: Menschen mit Unterstützungsbedarf, welche die Lehrabgänger im Betrieb unterstützen, eine Arbeitsstelle zu bieten.
Das Interesse an den zwei Stellen im Bistro, die an verschiedenen Schulen ausgeschrieben wurden, war gross, erklärt Beutler. «Natürlich sind unsere Arbeitszeiten mit meist freien Wochenenden und den Ferienzeiten attraktiv. Aber auch die Möglichkeit, früh Führungserfahrung zu sammeln, stiess auf Anklang.» Melissa Wey und Melanie Schmid seien die perfekte Besetzung, so der BBZ-Direktor. «Es läuft viel besser, als wir es uns vorgestellt haben. Wir sehen aber auch, dass Planung und Organisation herausfordernd sind.»
Vor dem Start hatten Schmid und Wey die Möglichkeit, das Bistro nach ihren Wünschen umzugestalten. «Wir haben viel umgestellt, neue Kaffeemaschinen angeschafft und einen Durchbruch zur Küche gemacht, so dass man hinter der Theke schöpfen kann», erzählt Melanie Schmid. «Die Anpassungen und das Einrichten neuer Geräte kostete mehr Zeit, als gedacht.» Heute gibt es im Bistro ein breites Angebot: vom Znüni über Sandwiches und ein täglich frisches Salatbuffet bis hin zu einem Wochenhit und jeweils einem Vegi- und einem Fleisch-Menü. «Nachhaltigkeit und Regionalität waren uns bei der Planung wichtig», sagt Melissa Wey. So bezieht das Bistro auf ihre Anregung hin Früchte und Fleisch von Anbietern aus der Region.
Was das Alltagsgeschäft und das Angebot betrifft, sind die jungen Fachfrauen komplett frei. Doch alleingelassen fühlten sie sich nie, erklären sie. «Wir haben regelmässig Austausch mit unseren Fachlehrern Stephan Herter und Daniel Baumgartner, die das Bistro begleiten.» Sie helfen auch häufig über den Mittag mit, wenn Hochbetrieb herrscht. An starken Tagen gehen im Bistro rund 75 Menüs über die Theke.
Das Bistro sei für das ganze BBZ ein Gewinn, freut sich Bernhard Beutler. «Es lockt viele externe Gäste an und ist auch zum neuen Treffpunkt für Lehrkräfte geworden. Man merkt, dass hier ausgebildete Fachkräfte am Werk sind.»
(Alice Guldimann)
Melissa Wey (18) hat die Berufslehre zur Restaurationsfachfrau im Landhotel Hirschen in Erlinsbach/SO absolviert. Melanie Schmid (22) hat die Ausbildung zur Köchin im Spital Region Oberaargau in Langenthal/BE absolviert. Die Berufslehre zur Bäckerin-Konditorin machte sie in der Bäckerei-Confiserie-Café Brioche in Kirchberg/BE.