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Felix Suhner «Wer nicht freundlich ist, ist bei uns fehl am Platz»

Der frühere SHL-Absolvent ist Hotelier des Jahres 2016. Im Interview gewährt der Unternehmer Einblicke in seinen Führungsstil als VR-Präsident der Balance Hotels AG.

Stets auf der Suche nach Talenten: Felix Suhner. (Filipa Peixeiro)

HGZ: Herr Suhner, mit dem Baselbieter Quellhotel Bad Ramsach und dem Nidwaldner Höhenhotel Seeblick haben Sie innerhalb eines Jahres zwei marode Betriebe übernommen. Sind Sie ein Gambler?

Felix Suhner: Nein, ich sehe das als meine unternehmerische Aufgabe und habe Spass an der Hotellerie. Aber klar: Das ging etwas schnell. Wir müssen nun konsolidieren.

Wie hoch ist das Risiko?

Es ist eine Mischung aus Mut und Leichtsinn, eine Gratwanderung. Ich bin Unternehmer, ich unternehme etwas und suche Herausforderungen. Einen maroden Betrieb zu übernehmen, ist gewiss eine grössere Herausforderung, als bei einem funktionierenden Hotel einzusteigen.

Was war das entscheidende Argument, um das Risiko beim «Seeblick» einzugehen?

Lage, Lage, Lage. Darum geht es. Dazu müssen es mindestens zehnbis zwanzigtausend Quadratmeter Fläche sein und es muss ein Umsatzpotenzial von vier Millionen Franken aufwärts bieten. Mindestens fünfzig Zimmer müssen es sein und das Hotel darf nicht in einer grossen Stadt liegen. Unter diesen Voraussetzungen können wir eine Oase für Business- und Individualbedürfnisse schaffen.

Business- und Individualbedürfnisse – wie lässt sich das vereinen?

Der Gast soll sich in den Ferien wähnen, auch wenn er am Arbeiten ist. Gute Seminarräume alleine reichen nicht. Die haben die grossen Konzerne auch selbst. Wir punkten mit der zusätzlichen Atmosphäre.

Wie viel haben Sie zuletzt für die Übernahme bezahlt?

Die Zahlen bleiben intern.

Können Sie bei Null beginnen?

Wir haben einen Asset Deal abgeschlossen. Dabei wird jeder einzelne Vertrag angeschaut und entschieden, ob er veräussert oder übernommen wird.

Welche haben Sie übernommen?

Positionen wie IT-Server, Lieferanten, Kopiermaschine, Autos, Vereinbarungen bezüglich Werbung oder etwa die Buchungsplattform

Was geschah mit den Mitarbeitern?

Die bestehende AG war im Nachlassverfahren und wurde koordiniert aufgelöst. Wir haben eine neue gegründet und die Mitarbeiter übernommen.

Apropos Mitarbeiter: Sie gelten nicht nur als innovativer Unternehmer, sondern auch als toller Arbeitgeber. Wie lautet Ihr Erfolgsrezept?

Vor bald zwanzig Jahren habe ich begonnen, Werte und Handlungsmaximen zu definieren. Die haben wir bei der Balance Hotels AG implementiert und leben sie konsequent vor.

Das müssen Sie erklären. Wie genau führen Sie?

Persönlich, familiär, vorausschauend. Mit ausgeprägter Ja-Philosophie gegenüber den Gästen. Wer nicht freundlich ist, ist bei uns fehl am Platz. Eine Maxime lautet: Unsere Gäste gehen bei uns glücklich.

Was heisst vorausschauend?

Wir haben ein «Homegrown Management». Das bedeutet, dass wir stets nach jungen Talenten suchen und diese gezielt fördern und ans Management heranführen. Es lohnt sich, nach Rohdiamanten zu suchen und diese sorgfältig zu schleifen.

In Ihren langfristigen Zielsetzungen nehmen Sie sich vor, der attraktivste Arbeitgeber in der Schweizer Hotellerie zu sein. Wie schaffen Sie das?

Eben mit der überzeugten Ausbildung von Lernenden und der Förderung und Entwicklung der Mitarbeiter. So ist unser Führungsteam mehrheitlich aus eigenen Betrieben herangewachsen. Das spürt man. Diese Führung basiert auf Wertschätzung, Achtsamkeit, Know-how und Konsequenz.

Sie haben einst die Schweizerische Hotelfachschule Luzern SHL absolviert. Wie viel ist davon heute noch präsent?

Die SHL war nach der Kochlehre meine Grundausbildung, um ins Hotelmanagement zu gelangen. Mittlerweile ist ein Teil des Gelernten dank der vielen eigenen Erfahrungen überholt. Vom tollen Netzwerk profitiere ich aber nach wie vor.

Profitieren Sie von der Auszeichnung als Hotelier des Jahres 2016?

Ich nehme sie als Wertschätzung, aber auch als Verpflichtung wahr. Die Auszeichnung nützt mir, um gute Mitarbeiter anzuziehen.

Bis in welches Alter wollen Sie Ihr Unternehmen als VR-Präsident führen?

Wenn die Gesundheit mitmacht, bin ich auch mit siebzig, achtzig Jahren als Patron am Planen der Unternehmung. Mithilfe der Jungen. Da ist der verstorbene Unternehmer Nicolas Hayek mein Vorbild.

(Interview Benny Epstein)


Mehr Informationen unter:

www.balancehotels.ch