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Flüchtlinge sind fleissige Lernende

Afshin Aslami und Ali Hosseini haben die gleiche Herkunft. Doch erst in der Schweiz hat sie die Gastronomie zusammengebracht.

Holger Rauwolf (l.) und Afshin Aslami (r.) schauen Ali Hosseini beim Eindecken des Tisches auf die Finger. (ZVG)

Die Geschichte von Afshin Aslami und Ali Hosseini beginnt so, wie viele heutzutage beginnen: Sie sind in der Schweiz, weil sie in ihrem Heimatland keine Zukunft sahen. Gekommen sind sie auf unterschiedlichem Weg und zeitversetzt. Afshin Aslami (20) kam vor sechs Jahren mit seiner Familie. Die Reise dauerte drei Monate, bis sie im Auffanglager von Kreuzlingen/TG endete.

Ali Hosseini (27) kam alleine. «Ich brauchte drei Jahre, bis ich meine Mutter überredet hatte und ich 2014 nach Europa aufbrechen durfte», erzählt er. In die Schweiz gekommen ist er über die Balkanländer und Österreich. «Ich war insgesamt anderthalb Monate unterwegs.»

Dass Afshin Aslami und Ali Hosseini gemeinsam die Lehre machen, ist Zufall. Beide haben als Erstes in verschiedenen Betrieben die EBA-Ausbildung absolviert, Ali Hosseini in einem Betrieb im Bündnerland, Afshin Aslami im Beatus Wellness- und Spa-Hotel in Merligen/BE. Zur Schule gegangen sind sie beide ins Schulhotel Regina in Interlaken/BE. Wenn es darum ging, gemeinsame Schulprojekte zu realisieren, haben sie dies zusammen gemacht. «Wir haben uns sofort gut verstanden», sagen die beiden.

Potenzial von Zugereisten nutzen

So kam es, dass sich Ali Hosseini für die Zusatzjahre fürs EFZ im Hotel Beatus bewarb, wo Afshin Aslami bereits arbeitete.

Im «Beatus» gibt es ein Dutzend Lernende. «Die ganze Branche klagt über mangelnden Nachwuchs», sagt Sebastian Moser, Direktor des Hotels Beatus und Generaldirektor der HLS Hotels, zu dem das «Beatus» gehört.

«Ich lerne die deutsche Sprache durch den Gästekontakt.»

Afshin Aslami, Lernender Restauration, Hotel Beatus

Sebastian Moser ist überzeugt, dass sich dagegen etwas tun lässt: «Wir müssen die Lernenden dort holen, wo es Bereitwillige gibt, zum Beispiel bei denjenigen, die unfreiwillig hier sind, gerne aber von ihrem Aufenthalt bei uns profitieren wollen.» Zwar würde die Ausbildung dieser Zugereisten etwas mehr Aufwand im Hotelalltag bedeuten, doch das lohne sich.

So sieht es auch Holger Rauwolf, Ausbildungsverantwortlicher Restauration und Maître d’hôtel: «Afshin Aslami und Ali Hosseini sind sehr motiviert. Und die Gäste reagieren sehr positiv auf diese beiden anständigen jungen Männer.»

Afshin Aslami gefällt der Gästekontakt, auch weil ihm dieser sprachlich viel bringt: «Ich war zu Beginn nicht sehr gut in Deutsch. Doch durch den Kontakt mit den Gästen habe ich meine Sprachkenntnisse sehr stark verbessern können», sagt er in fast perfektem Deutsch. Als er in die Schweiz kam, sprach er nur Persisch, das im Iran gesprochen wird, und Dari, eine Dialektform des Persischen, die sich etwa wie Schweizerdeutsch und Hochdeutsch unterscheiden.

Afshin Aslami hat für seine EFZ-Ausbildung die Richtung Junior Sommelier gewählt, Ali Hosseini die Zusatzkompetenz Junior Barkeeper. «Ich habe den Wein in der Schweiz schätzen und lieben gelernt», erzählt Afshin Aslami. Ihn fasziniert die Vielfalt der Weinsorten und Anbaugebiete. Dieses Wissen kann er gut gebrauchen, denn sein berufliches Ziel ist es, Chef de service und später vielleicht sogar Maître d’hôtel zu werden.

Auch Ali Hosseini hat Karriereziele: «Ich will später ein guter Barkeeper werden, und vielleicht werde ich sogar Chef de bar oder der eigene Chef.»

(Ruth Marending)


Mehr Informationen unter:

beatus.ch