Geballte Coaching-Power für die Schweizer Kochnationalmannschaften

Auf ihrem Weg zum Culinary World Cup 2026 in Luxemburg werden die Teams vom Teammanager und drei Coaches eng begleitet. Sie verraten, was es für einen Sieg braucht.

5 Fragen

1. Worauf liegt Ihr persönlicher Fokus als Coach der Schweizer Kochnationalmannschaften?

2. Was sind neben dem Handwerk die wichtigsten Faktoren für die Teams, um erfolgreich zu sein?

3. Welche aktuellen Entwicklungen beobachten Sie bei internationalen Wettbewerben?

4. Welches ist der wertvollste Tipp, den Sie selbst von einem Coach erhalten haben?

5. Welches ist Ihre schönste Erinnerung an einen Kochwettbewerb?


Marco Steiner

Teammanager der Schweizer Kochnationalmannschaften seit 2023; Sieg bei der Olympiade der Köche 2020 und beim Culinary World Cup 2022 mit dem CCCL.

1 Als Teammanager ist es meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass alles so gut organisiert und vorbereitet ist, dass sich die Teammitglieder ungestört auf das Wesentliche konzentrieren können.

2 Es ist wichtig, dass sich jeder einzelne ins Team einbringen kann. Zudem braucht es einen guten Mix aus Führungspersönlichkeiten und hauptsächlich ausführenden Teammitgliedern.

3 Es geht wieder mehr ums Handwerk sowie um klassische Zubereitungsarten und weniger um ausgefallene Silikonformen. Wichtig ist zudem, dass möglichst alles verwendet wird und kein unnötiger Food Waste entsteht.

4 Dass es als Führungsperson wichtig ist, die Teammitglieder nicht verändern zu wollen, sondern das Beste aus ihren Fähigkeiten herauszuholen und diese dort einzusetzen, wo sie dem Team am meisten nützen.

5 Ganz klar der Gewinn der Olympiade der Köche und der Koch-WM mit dem Cercle des Chefs de Cuisine Lucerne CCCL. Unser Teamspirit war unglaublich. Und dass ich das gemeinsam mit meiner Frau erleben durfte, die ebenfalls Teammitglied war, machte es noch spezieller.


Ale Mordasini

Selbständiger Küchenchef; Goldener Koch 2019; Weltmeister 2014 mit den Junioren, danach Mitglied der Nationalmannschaft; seit 2020 im Coaching-Team.

1 Mir liegt alles daran, unsere neuen Mitglieder mit meiner Erfahrung perfekt vorzubereiten und zu unterstützen. Gemeinsam wollen wir das Wettbewerbskochen aufs nächste Level bringen und neue Trends setzen.

2 Jetzt zu Beginn gilt es, die verschiedenen Charaktere zu einer Einheit zu formen und ihnen das richtige Mindset mitzugeben. Und in der Endphase braucht es hartes Training, um beim Wettkampf abliefern zu können.

3 Der Geschmack ist und bleibt das Wichtigste, was auch am meisten Punkte gibt. Hinzu kommen Themen wie Nachhaltigkeit und neue Techniken. Zudem wird der Fokus wieder vermehrt auf das Handwerk gelegt.

4 Rasmus Springbrunn hat mir beigebracht, dass es einfach ist, guten Geschmack in eine schöne Form zu bringen, aber unmöglich, etwas, was nur gut aussieht, auch gut schmecken zu lassen.

5 Da gibt es einige: Der Weltmeistertitel 2014, der Gewinn des Goldenen Kochs 2019 sowie das Finale des Bocuse d’Or 2021. Das Schönste an diesen Erinnerungen waren die Menschen, die jeweils zum Team gehörten und mich unglaublich unterstützt haben.


Mario Garcia

Geschäftsführer Mario Garcia GmbH; Weltmeister 2010 und 2014 mit den Junioren, 3. Platz bei der Olympiade der Köche 2016; seit 2024 im Coaching-Team.

1 Ich möchte den Teammitgliedern mein Wissen mitgeben, sie fördern und weiterbringen. Es ist schön, mit jungen Talenten zusammenzuarbeiten. Ich sehe es als meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie ihre Leidenschaft und den Hunger nach Erfolg auf eine achtsame Weise ausleben.

2 Das Schlüsselwort heisst «Team». Die Mitglieder müssen als Einheit wachsen, sich vertrauen und bedingungslos gemeinsam in eine Richtung gehen.

3 Sowohl der Geschmack wie auch das Handwerk spielen wieder eine tragende Rolle. Deshalb muss der Fokus in der Entwicklung der Gerichte auf dem Geschmack liegen und erst in zweiter Linie auf dem Visuellen.

4 Da gibt es unzählige. Unter anderem hat mir Marco Mehr gezeigt, wie man an nationale Wettbewerbe herangeht. Und Rasmus Springbrunn und Daniel Schmidlin haben mich zu dem Wettbewerbskoch gemacht, der ich war. Diesen Menschen gehört ein Grossteil meines Erfolgs.

5 Das Gefühl beim Gewinn des WM-Titels 2014 mit den Junioren. Die Freude des Teams zu spüren, war unglaublich – so etwas hatte ich zuvor noch nie erlebt.


Andreas Fleischlin

Mentaltrainer und Inhaber «Andreas Fleischlin – weiter kommen»; von 2012 bis 2018 Geschäftsführer des Schweizer Kochverbands; seit 2020 als Mentaltrainer im Coaching-Team.

1 Einerseits geht es um die Bildung eines starkes Teams, andererseits liegt der Fokus aber auch auf der individuellen Entwicklung der Mitglieder. Jeder soll sich mit seinen Stärken so entwickeln können, dass sich die stärkstmöglichen Teams bilden.

2 Für mich steht das Team über allem – auch wir Coaches sind Teil davon. Jeder muss 100 Prozent geben, aber immer zum Wohle des Teams. Zudem ist es wichtig, gross zu denken: Nur wer sich mental vorstellen kann, Weltmeister zu werden, hat eine Chance.

3 Was auffällt, ist die Zusammensetzung der Teams. Bei der Selektion wird heute stärker berücksichtigt, wie die einzelnen Charaktere zusammen funktionieren.

4 Glaube an dich selbst: Man muss darauf vertrauen, dass es keine Zufälle gibt und man stets am richtigen Ort ist. Wenn man sich auf sich selbst und die eigene Entwicklung konzentriert, lässt man sich von externen Faktoren nicht manipulieren.

5 Zum einen der Junioren-Weltmeistertitel 2014, den ich als Geschäftsführer miterleben durfte. Und zum anderen natürlich der Doppel-WM-Titel 2022, den ich als Mentalcoach begleiten durfte.

Ein starkes Team: die Schweizer Kochnationalmannschaft (l.) und das Schweizer Junioren-Team (r.) mit Teammanager Marco Steiner sowie dem Coaching-Team (Mitte). (Digitale Massarbeit)


Mehr Informationen unter:

hotelgastrounion.ch/skv