Der «Brot-Chef» ist Beweis dafür, wie vielfältig der Beruf ist, wie viel Freude die jungen Talente haben und wie das Handwerk das Publikum für sich zu vereinnahmen vermag.
Eines haben alle drei Finalistinnen des Fachwettbewerbs Brot-Chef in der Berufsschule Aarau gemeinsam: Wer seinen Beruf wie ein Hobby betreibt und dafür auch seine Freizeit opfert, der liebt, was er tut. Das machte es auch so faszinierend, Sina Käppeli (18) von der Bäckerei Konditorei Kreyenbühl in Muri/AG, Alina Tresch (17) von der Confiserie Roggwiller AG in St. Gallen sowie Debora Zumbühl (18) von der Christen Beck AG in Buochs/NW auf dem Parcours durch die Backstuben bei ihrer Arbeit zu beobachten. Obwohl der Andrang vor den Backstuben gross war, herrschte eine ruhige Atmosphäre. Die für die Wettbewerbssituation benötigte Konzentration wollte niemand stören.
Die Aufgabenstellung war anspruchsvoll: Innerhalb von viereinhalb Stunden stellten die Talente eine Sorte Spezialbrot oder Zopf, eine Sorte Kleinbrot, eine Sorte Feingebäck, einen tourierten Teig, drei verschiedene Desserts sowie ein Tortendekor zu einem Land nach Wahl her. Das Thema lautete «All Around The World» – entsprechend bunt die Kreationen. Nicht weniger wichtig war die Aufgabe der Jury unter Jurypräsidentin Angela Gerber, die auf jedes Detail achtete. Für die Beurteilung im Bereich Arbeit zuständig, waren Marco De Col, Manfred Blum und die Gewinnerin der letzten Brot-Chef-Austragung Zora Roth. Die Sensorik beurteilten Peter Kasimow, David Schmid und Naomi Wahl.
Auch die Besucherinnen und Besucher kamen in Sachen Unterhaltung und Genuss auf ihre Kosten. Sie verfolgten vor der Bühne der Aula die Disziplin Speed Baking, die nicht zur Wettbewerbszeit gehörte und separat gewertet wurde. Das Publikum feuerte die Finalistinnen an, während diese gemeinsam mit ihren Ausbildnern in drei Mal drei Minuten drei Aufgaben zu meistern hatten: Zopf flechten, Makronenmasse dressieren und mit Garniermasse schreiben. Das Speed Baking konnte Sina Käppefli von der Bäckerei Konditorei Kreyenbühl gewinnen und einen reich gefüllten Apérokorb fürs Team mit nach Hause nehmen. Besonders spannungsgeladen war die Atmosphäre bei der Siegerehrung, als Moderator Philipp Langenegger das Resultat bekanntgab. «Der erste Platz geht an Debora Zumbühl!» Auf den zweiten Platz schaffte es Sina Käppeli und auf den dritten Alina Tresch. Das Publikum war ausser Rand und Band, so auch die Siegerin: «Ich bin noch immer überwältig, denn ich habe nicht mit dem Sieg gerechnet, da ich nicht rechtzeitig fertig geworden bin. Der Zeitdruck war gross und ich fühlte mich etwas gestresst. Umso schöner, dass es gereicht hat.» Auf die Frage, weshalb Debora den Sieg für sich entschied, argumentierte Jury-Präsidentin Angela Gerber: «Die kleinsten Details haben dieses Jahr den Ausschlag gegeben. So knapp fiel das Resultat noch nie aus. Alle haben grossartige Arbeit geleistet.» Die Siegerin erhielt ein Preisgeld von 1000 Franken, 600 Franken gingen an die Zweit- und 400 Franken an die Drittplatzierte.
Pirmin Corradini, Präsident des Berufsverbands Bäckerei & Confiserie, ist stolz: «Wir geben jungen, talentierten Berufsleuten die Chance, sich erstmals vor Publikum an einem Wettkampf zu messen, ihr Talent unter Beweis zu stellen und ihre Freude am Beruf auszuleben.» Zudem sei der Wettbewerb eine Art Probe-lauf für das Qualifikationsverfahren. «Während der Vorbereitung setzen sich die Talente mit unterschiedlichsten Produkten und Abläufen auseinander und lernen in Bezug auf das Zeitmanagement und die Produktentwicklung enorm viel dazu.» Nicht zuletzt hofft der Präsident, durch die Strahlkraft des Wettbewerbs auch den Berufsnachwuchs zu erreichen und zu stärken.
Mindestens genauso euphorisch war Stefan Kogler, Geschäftsführer des Berufsverbands Bäckerei & Confiserie. «Mit der Sweet Edition konnten wir das Feld für die Confiseure öffnen.» Er sei stolz, dass es junge Menschen gibt, die nach Grösserem streben. Dankbar sei er auch den Arbeitgebern. Es sei nicht selbstverständlich, den Lernenden die Zeit einzuräumen, einen Wettkampf zu bestreiten. «Ein weiteres Dankeschön geht an die Sponsoren für ihr Engagement und die unkomplizierte Art, die uns die Organisation des Anlasses erleichtert haben.» Auch die hochkarätige Jury verdiene Anerkennung. Ohne sie wäre eine professionelle Beurteilung der Wettbewerbsaufgaben unmöglich.
Beim anschliessenden Apéro durften die Besucherinnen und Besucher die feinen Produkte der drei Finalistinnen verköstigen. Und man war sich einig: So schmeckt Talent.
(Andrea Decker)