«Ich bin begeistert von der Branche»

Hotellerie und Journalismus sind die Steckenpferde von Andrin Willi. Sein jüngstes Projekt: die Nachfolge von Karl Wild als Autor des Hotelratings.

Andrin Willi schreibt als Autor über Essen, Trinken und Geniessen. (ZVG)

HGZ: Andrin Willi, im Mai haben Sie die Nachfolge von Karl Wild angetreten und sind künftig für das viel beachtete Hotelrating zuständig. Warum sind Sie dafür in Frage gekommen?

Andrin Willi: Das könnten die Verantwortlichen beim Weber-Verlag besser beantworten als ich. Ich bin seit 25 Jahren journalistisch in diesem Sektor tätig, spreche die Sprache der Hotel- und Gastroprofis und habe mir ein breites Netzwerk geknüpft. Ich bin unabhängig, stecke voller Begeisterung für die Branche und lasse mich nicht blenden.

Wie gross sind die Fussstapfen, die Karl Wild hinterlässt?

Karl Wild hat enorm viel erreicht und bewegt. Ohne ihn sähe die Landschaft der Hotelratings – auch international – nicht so aus, wie sie sich heute präsentiert. Sein Werk ist branchenrelevant, und ich freue mich, es mit dem Weber-Verlag und einem neuen publizistischen Partner in die Zukunft führen zu dürfen.

Sie selber sind in einer Hoteliersfamilie im Bünd­nerland aufgewachsen und haben die SHL Schweize­ri-sche Hotelfachschule Luzern absolviert. Warum haben Sie nicht den elterlichen Betrieb übernommen?

Ich bin froh, dass mich mein Vater das nie gefragt hat. Er hat früh gespürt, dass ich lieber die Welt als das Dorf erfassen möchte.

Erst kürzlich ist Ihr elterlicher Betrieb, das Hotel Löwen, von der Kulturstiftung Origen übernommen und renoviert worden. Was bedeutet das für Sie? Und was bedeutet das für das Dorf Mulegns/GR, in dem Sie aufgewachsen sind?

Ich habe mein Heimatdorf früh verlassen, durfte in Neuchâtel studieren und meditieren, seither bin ich unterwegs. Ich kann darum nicht sagen, was der neue Glanz fürs Dorf bedeutet. Mir bedeutet es sehr viel, das Haus, dessen Stärke und Schönheit ich schon als Kind gespürt habe, in besten Händen zu wissen. Mulegns war und ist für mich eine Kulturstätte.

Sie sind seit zwei Jahrzehnten in Zürich daheim, fahren aber noch immer mit einer GR-Nummer herum. Warum?

Eigentlich sind es zwei GR-Nummern … (lacht). Ich liebe Beseeltes und also alte Autos. Ein Nummernschild aus Graubünden mildert meine Malancuneia – mein Heimweh nach den Bergen.


«Mein Vater hat früh gespürt, dass ich lieber die Welt als das Dorf ­erfassen möchte.»


Neben dem Engagement als Autor des Hotelratings haben Sie noch einige andere Engagements im journalistischen Bereich. Was machen Sie alles?

Ich arbeite in der À-Point-Re-daktion vom Schweizer Fernsehen SRF, publiziere Kolumnen, schreibe Reportagen, moderiere Gespräche, produziere Podcasts und Contents für Anspruchsvolle. Besonders am Herzen liegt mir meine Rolle als Programmleiter von Soil to Soul, eine Bewegung, die sich für einen fruchtbaren Boden, die regenerative Landwirtschaft und so für eine nährstoffreiche, genussvolle Ernährung einsetzt. Über die engagierte Bewegung gäbe es viel zu erzählen. Unser jährliches Symposium findet heuer vom 31. Oktober bis 4. November in Zürich statt.

Am 19. September findet in Ihrer ehemaligen Ausbildungsstätte, der SHL, der Karrieretag der Schule statt. Dort moderieren Sie am Nachmittag einen Podcast. Wie kam es zu diesem Engagement?

Seit März 2021 darf ich den Igeho-Podcast Hosting the Hosts produzieren. Er richtet sich an professionelle Gastgeberinnen und Gast-geber. Und weil ich oft von Studierenden darauf angesprochen werde, haben die Messeverantwortlichen der Igeho die geniale Idee gehabt, damit auf Tour zu gehen. Der Auftakt findet in Luzern statt.

Erzählen Sie uns mehr von diesem Podcast.

Lehrreiche Gespräche, herausragende Gastgeberpersönlichkeiten und mit der Igeho ein starker Branchenpartner, dem es nicht nur um Insights und Facts geht, sondern auch um den Erfahrungsaustausch der Branche. Für mich ist und bleibt die Igeho ein unverzichtbarer Treffpunkt der Branche, und der Podcast bringt dieses Gefühl monatlich auf den Punkt.

Wen dürfen Sie interviewen?

Das ist speziell, weil die Studierenden wählen konnten, welchen Gast sie am 19. September hören, respektive sehen wollen. Sie haben sich für Katrin Rüfenacht entschieden. Eine charismatische Macherin und brillante Hotelière, die seit Ende 2019 General Manager im «7132 Hotel» in Vals/GR ist. Der Podcast wird am 23. September auf allen gängigen Plattformen ausgestrahlt.

(Ruth Marending)


Zur Person

Andrin Willi gilt als einer der «profiliertesten Gastrojournalisten des Landes» (WoZ), der vom «Essen besessen» ist ­(Tagesanzeiger). Ab diesem Jahr verfasst er das Hotel­rating der 100 besten Hotels der Schweiz. Willi ist Präsident des Leaders Club Switzerland, Vize-Präsident des Vereins Food Zurich und Programmleiter von Soil to Soul.

andrinwilli.com