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«Ich hatte beim ZFV viele Magic Moments»

Bis gestern war sie Verwaltungsratspräsidentin eines der grössten Gastronomiekonzerne der Schweiz. Regula Pfister spricht über
ihre 33 Jahre bei den ZFV-Unternehmungen.

Während man sich an Susanne Orelli als Gründerin des ZFV erinnert, wird man sich an Regula Pfister als dessen Retterin erinnern. (ZVG)

Regula Pfister, der ZFV schreibt Rekordumsätze und feiert sein 125-Jahr-Jubiläum. Gehen Sie, weil es grad am schönsten ist?
Regula Pfister: Nein, mein Rücktritt wurde von langer Hand eingefädelt. Ich folge, wie meine Vorgängerinnen, dem ungeschriebenen Gesetz, spätestens mit 70 Jahren zurückzutreten. Dieses Alter habe ich im letzten November erreicht.

Sie haben 1995 als jüngstes Verwaltungsratsmitglied die Aufgabe übernommen, den damals maroden ZFV zu retten. Wie schafften Sie das?
In einer ersten Phase ging es darum, den «Cash Drain», den Verlust der flüssigen Finanzmittel, zu stoppen. Das ist durch Einsparungen, Personalabbau und vorübergehende Betriebsschliessungen gelungen. In einer zweiten Phase mussten wir erreichen, dass Mitarbeitende und Kunden wieder an den ZFV glaubten. Und das Unternehmen sollte im Markt positiv wahrgenommen werden. Wir wagten uns aus Zürich hinaus, eröffneten neue Geschäftsfelder und wurden dafür als Gemischtwarenladen belächelt. Doch diese breite Diversifikation hat sich für uns als Segen erwiesen. 

Wann zum Beispiel? 
Als 2015 der Euro-Mindestkurs aufgehoben wurde, konnte der Umsatzeinbruch bei den Sorell Hotels durch den Erfolg der Gemeinschaftsgastronomie mehr als aufgefangen werden.

Sie haben den ZFV während 33 Jahren geprägt. Sicher gab es in dieser Zeit einige magische Momente? 
Solche gab es tatsächlich viele, aber zwei bleiben mir besonders in Erinnerung. 1995/96 mussten wir wirklich untendurch. Die Mitarbeitenden liefen davon, die Medien zerfetzten uns. Wir wussten, wenn wir die UBS, damals Schweizerischer Bankverein, als Kunden verlieren, kann der ZFV die Segel endgültig streichen. Es gelang uns, den bestehenden Auftrag zu behalten und sogar um zwei Betriebe zu erweitern. Als wir dann in Opfikon im Personalrestaurant standen und die Mitarbeitenden begrüssten – das war ein richtiger Gänsehautmoment. Einen weiteren «Magic Moment» erlebte ich, als wir im Letzigrundstadion zum ersten Mal das Catering für einen Grossanlass mit 50 000 Gästen machten und ich wie elektrisiert auf der Tribüne stand.

Welche Tipps geben Sie Ihrer Nachfolgerin Nadja Lang?
Schau, dass es kontinuierlich weitergeht. Natürlich braucht es Veränderungen, aber die sollen als Evolution, nicht als Revolution daherkommen und für die Leute  nachvollziehbar sein. Setze Prioritäten und triff Entscheidungen.  Und es braucht das Quäntchen Glück, das dem Tüchtigen gebührt.

(Interview Riccarda Frei)


Zur Person

Regula Pfister ist seit 1986 im Verwaltungsrat des ZFV. Seit 2001 ist sie dessen Präsidentin. Zugleich war sie von 1995 bis 2012 Vorsitzende der Geschäftsleitung. Regula Pfister war zudem politisch aktiv. Von 1978 bis 1987 vertrat sie die FDP im Zürcher Gemeinderat und von 1987 bis 1999 im Kantonsrat. Sie ist Mutter von zwei Töchtern und hat vier Enkel.