Die Zahl der Heiratswilligen steigt, die Unlust, sich das Ja-Wort in einem nüchternen Amtszimmer zu geben, auch. Hotels, Restaurants und der Zoo fungieren als Trauzimmer.
Eine strahlende Braut, ein stolzer Bräutigam, ein glückliches «Ja» und Unterschriften, die den Beginn des gemeinsamen Lebens besiegeln. So romantisch könnte die Eheschliessung sein, wenn nur das Trauzimmer im Zivilstandsamt nicht so nüchtern wäre.
Zugegeben, einige Ämter haben schöne Trauzimmer. In den meisten Fällen sind sie aber einfach Amtsräume, in denen eine zivilrechtliche Handlung – die Eheschliessung – vorgenommen wird.
Es gibt Zivilstandsämter, die den Wunsch der Brautleute nach einer schöneren Inszenierung der Ziviltrauung erhört haben. So zum Beispiel die Stadt Zürich. In der Limmatstadt können Paare seit gut zehn Jahren wählen, ob sie im Stadthaus, in der Weinschenke, im Zunfthaus zur Waag oder in der Masoalahalle im Zoo getraut werden wollen. Auslöser dafür war der Umbau des Trauzimmers im Stadthaus. Es mussten übergangsmässig Alternativen geschaffen werden. Die kamen bei den Heiratswilligen so gut an, dass man das Angebot beibehielt.
Einer, der sich mit Hochzeiten gut auskennt, ist Sepp Wimmer. Pro Jahr finden bei ihm im Zunfthaus zur Waag 200 Ziviltrauungen statt. «Leider essen diese Gesellschaften nicht alle bei uns. Die meisten Paare haben die Lokalität für die Feier bereits gebucht, bevor sie sich um die Organisation der Zivilstandstrauung kümmern», bedauert er. Trotzdem seien die Ziviltrauungen für seinen Betrieb eine Bereicherung. Pro Jahr kämen so um die 6000 Personen ins Haus, die alle potenzielle Gäste werden könnten. Zudem kann 200-mal Saalmiete abgerechnet werden, was ja auch nicht schlecht ist.
Für Sepp Wimmer sind die Ziviltrauungen aber mehr als nur ein Geschäft. Sie sind sein persönliches Anliegen. Dementsprechend kümmert er sich selbst um die Brautleute. «Ich werde oft mit dem Zivilstandsbeamten verwechselt», schmunzelt er. Lange vor der Trauung bittet er das Brautpaar in die «Waage». Er zeigt ihnen die Räume, erklärt, wie die Trauung ablaufen wird und wie das Paar bei der Eheschliessung idealerweise sitzen sollte. «Es heiratet keiner bei uns, der nicht bei mir zum Probesitzen war.» Bräuten, die rasch weinen, rät er, mit dem Rücken zum Publikum zu sitzen. Bräuten, die schöne Fotos wollen, empfiehlt der Zunftwirt den Blick ins Publikum.
Brautpaare, die lieber in einem exotischen Ambiente heiraten, können dies seit 2008 im Zoo Zürich tun. Die Mora-Mora Bar in der Masoala-Halle ist als Trauungslokation zugelassen. Allerdings muss sich die Hochzeitsgesellschaft auf einiges gefasst machen. Zum Beispiel, dass Frisuren und Make-up unter dem feucht-heissen Klima in der Halle leiden. Oder dass die Trauung kurz unterbrochen werden muss, weil die roten Waris, eine Lemurenart, so laut schreien oder sich die Schildkröten so laut paaren, dass der Zivilstandsbeamte das Ja-Wort nicht hören kann. Auch dauert die Trauung im Zoo etwas länger, denn das Package enthält noch eine Gruppenführung.
Die beiden Ersten, die sich auf dem Stanserhorn zivilrechtlich anerkannt das «Ja»-Wort gegeben haben, sind Rebekka Eugster und Thomas Lustenberger aus Kriens. Ihre Eheschliessung fand am 19. Mai 2017, um 15.45 Uhr, im Stübli auf 1850 Metern über Meer statt. «Rebekka arbeitete während ihres Studiums bei uns auf dem Stanserhorn und ihr Mann ist Bergführer», weiss Marketingleiterin Fabienne Huber. «Zu diesem Paar passte die Berghochzeit ideal.» Die Hochzeitsgesellschaft schätzte es sehr, dass alle an der Ziviltrauung teilnehmen konnten, was in Zivilämtern aus Platzmangel meistens nicht der Fall ist.
Diesen Sommer haben maximal drei Paare pro Tag an insgesamt sechs Daten die Gelegenheit, auf dem Stanserhorn zu heiraten. Möglich ist dies durch die enge Zusammenarbeit mit Doris Leutwyler, der Leiterin des Zivilstandsamts des Kantons Nidwalden. «Die Amtshandlung bleibt zwar immer genau die gleiche. Paare auf dem Stanserhorn zu trauen, ist aber auch für uns etwas Spezielles. Vor allem jetzt am Anfang», sagt Doris Leutwyler. Ausserhalb der Amtsstube Ziviltrauungen vorzunehmen, sind Doris Leutwyler und ihr Team gewohnt. Jeden Freitag und jeden ersten Samstag im Monat trauen sie Paare im «Höfli» der Wirtschaft zur Rosenburg in Stans.
Seit letztem Jahr können sich Paare im Waldhaus Flims Alpine Grand Hotel & Spa trauen lassen. Bis jetzt sind vier Räumlichkeiten als Trauzimmer zugelassen. Dieses Jahr sollen noch sechs weitere Räume diesen Status erhalten. Darunter auch der prächtige Jugendstilsaal von 1904.
Getraut wird jeweils am ersten Samstag im Monat. Der Zivilstandsbeamte nimmt Eheschliessungen auf Anfrage jedoch auch an anderen Tagen vor. Hochzeitspaare werden nicht nur im Hotel getraut, sondern auch mit Zusatzleistungen überrascht wie einer Dinner-Einladung zum ersten Hochzeitstag oder einer Wellness- behandlung in der Hochzeits- suite.
Obschon sich das Hotel erst seit kurzem intensiv um den Hochzeitsmarkt bemüht, hat es sich bereits etabliert. «Für diese Sommersaison sind bereits etwa 40 Hochzeiten gebucht. Für die kommende Wintersaison und das nächste Jahr liegen ebenfalls schon Buchungen vor», freut sich Marion Minarik, Marketingmanagerin im «Waldhaus Flims».
Um Brautleute von A bis Z bei der Planung und Durchführung ihres grossen Tages zu begleiten, hat das Hotel extra zwei Wedding Planner engagiert. Das ehemalige Coiffeur-Chalet am Eingang des Hotels wurde zum Hochzeitshaus umgewandelt. Hier können die Brautleute sich in persönlichem Ambiente in allen Belangen der Hochzeit beraten und ihren grossen Tag organisieren lassen.
Ob auf dem Berg oder in der Stadt, eines ist bei allen Lokalitäten, die Ziviltrauungen anbieten, gleich: Sie müssen gewisse gesetzliche Vorgaben erfüllen. Und sie brauchen eine Bewilligung von der Aufsichtsbehörde im Zivilstandswesen. Denn die Eheschliessung ist und bleibt eine zivilrechtliche Handlung, egal wie unbürokratisch die Location auch sein mag.
(Riccarda Frei)
Vintage
Hippe Brautpaare wollen keine runden Festtische mehr. Sie bevorzugen lange, rechteckige Tafeln.
Fast Food
Food Trucks, Eiswagen und mobile Bier- und Cocktailbars sind beliebte Attraktionen.
Süsses
Hochzeitstorten erhalten wieder mehr Beachtung als in den letzten Jahren. Als Spass-Element im Trend sind Candy Tables mit einer grossen Auswahl an bunten Süssigkeiten.