Sie kochen individuelle Menüs für Sportfans: Im Zürcher «Massgekocht» wird Essen auf Sportziele abgestimmt – dabei sind alle drei Gründer Quereinsteiger.
HGZ: Ramona Romer, was im Februar mit einem Lieferdienst begann, ist seit April auch ein Restaurant an der Limmatstrasse. Wie kann man sich das als Start-up leisten?
Ramona Romer: Geplant war es tatsächlich nicht. Wir begannen als kleiner Lieferdienst. Dann lernten wir den Betreiber vom Nachtclub Space Monki kennen. Er offerierte uns, die Räumlichkeiten unter der Woche zu nutzen. Eine eigene Location hätten wir uns erstmal sicherlich nicht leisten können. So bauen wir jeden Montag den Tanzbereich zu einem Restaurant um, und am Freitag montieren wir alles wieder ab.
Gekocht wird also im Club?
Genau, vorher gehörte die Küche zum Restaurant und Club Alice Choo, die Infrastruktur war also vorhanden. Einer ihrer Köche, Kevin Moritz, ist geblieben und kocht mit einer Kollegin für uns.
War die Umstellung auf spezialisierte Ernährung hart für die beiden Köche?
Es ist definitiv eine komplett andere Art des Kochens. Sie müssen alle Zutaten grammgenau abwiegen, damit die Nährwertangaben stimmen. Sie können nicht einfach einen Löffel mehr Öl beigeben oder nachsalzen.
Wie sieht das Menü aus? Wer entwickelt es?
Chris Velkovski ist neben seiner Tätigkeit als Fitnesstrainer auch Ernährungsberater. Er hat drei Kategorien entwickelt: «lose-it» für Kunden, die Gewicht verlieren möchten, «lean-it» für jene, die Gewicht halten möchten, und «gain-it» für alle, die aufbauen möchten. Das leichte Menü ist in dieser Woche Lachs mit Federkohl und Reis, «lean» ist ein veganes Curry mit Kartoffelbrot und «gain» besteht aus Pulled Beef mit Honig-Süsskartoffeln. Das Menü wechselt jede Woche.
Was hat euch als Sportler bewogen, in die Gastronomie zu gehen?
Sport und Ernährung gehören zusammen. Wir haben gemerkt, dass immer mehr Menschen immer weniger Zeit zum Kochen haben. Chris erstellte für seine Kunden Ernährungspläne, sogar Einkaufslisten schrieb er. Doch vielen fehlten Zeit und Lust zum Kochen. Stimmt das Zusammenspiel nicht, bleibt der Erfolg aus. Das zu ändern, war unsere Idee.
Momentan wählt man aus drei Kategorien. Ist es Ihr Ziel, auf jede Person zugeschnittene Menüs anzubieten?
Das war am Anfang die Idee. Wir entwickelten eine Formel, die alle Nährwerte auf die persönliche Tagesleistung abstimmte. Dazu müssten wir jedoch wachsen. Einzelne Gerichte waren sehr aufwendig, wir bräuchten mehr Personal, und das würde finanziell nicht aufgehen. Wir reduzierten also das Angebot: Der Kunde gibt an, wie hoch seine sportliche Aktivität ist und bekommt ein Menü vorgeschlagen. So liefern wir am Mittag etwa 40 Menüs aus, weitere 20 bis 30 servieren wir im Restaurant.
Mit welchen Hürden haben Sie als Quereinsteiger nicht gerechnet?
Wir wollten zu viele Ideen in ein Konzept packen: zwölf Menüs, morgens, mittags und abends, grammgenau personalisiert. Das geht nicht auf. Auch hatten wir anfangs Angst, kopiert zu werden und erzählten keinem vom Konzept. So konnte uns auch keiner helfen. Das war ein Fehler. Jetzt tauschen wir uns viel mit Gastronomen aus und werden unterstützt.
(Interview Anna Shemyakova)
Hinter «Massgekocht» steckt das Trio rund um Ramona Romer, Arbela Statovci und Chris Velkovski. Romer und Statovci trafen sich während ihres Studiums der Kommunikation an der Hochschule für Wirtschaft in Zürich. Velkovski und Romer kennen sich aus dem Fitnessstudio. Alle sind sportbegeistert, Velkovski zudem Ernährungsberater.