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«Kameradschaft ist das Wichtigste»

Spitzenkoch Jacky Donatz feiert heuer sein 50-Jahr-Jubiläum als Mitglied des Schweizer Kochverbands. Am wichtigsten sind ihm die dadurch entstandenen Freundschaften.

Jacky Donatz rät jungen Berufsleuten, ihrem Berufsverband beizutreten. (ZVG)

Jacky Donatz, vor 50 Jahren traten Sie dem Schweizer Kochverband bei. Was waren Ihre Beweggründe?
Damals war es Ehrensache, als Koch dem Verband beizutreten. Die Union Helvetia, wie die Hotel & Gastro Union zu meiner Zeit noch hiess, war eine Gemeinschaft, und wir wollten dazugehören.

Welche Themen beschäftigten die Mitglieder damals?
Wenn Sie damit Problematiken in Bezug auf Anstellungsbedingungen meinen – das beschäftigte uns damals weniger. Wir haben gearbeitet. Wirklich wichtige Themen für uns waren Berufs­gemeinschaft, Kameradschaft, Zusammenarbeit und Zusammenhalt. Das war das Erfolgsrezept unserer Zeit.

Inwiefern hat der Kochverband Sie während Ihrer 50 Jahre Mitgliedschaft unterstützt?
Die Hotel & Gastro Union war immer unsere Plattform. Wenn man so will, war sie wortwörtlich unser real existierendes Berufsinternet in Zeiten, als es das Internet noch gar nicht gab.

Welches sind Ihre schönsten Erinnerungen aus 50 Jahren Mitgliedschaft?
Die Seilschaften und Freundschaften aus der damaligen Zeit, die aus der Gemeinschaft der Hotel & Gastro Union entstanden sind, halten bis heute. Persönlich finde ich, dass es kaum etwas Wichtigeres gibt.

Haben Sie sich jemals überlegt, aus der Hotel & Gastro Union auszutreten?
Nein, das war für mich nie ein Thema. Ich habe mich immer sehr gut aufgehoben gefühlt und schätze die Gemeinschaft.

Welches sind aus Ihrer Sicht heute die wichtigsten Themen, welche der Kochverband angehen sollte?
Der sprichwörtliche Kitt, der uns früher so stark zusammenhielt, fehlt eindeutig. Das ist sicher auch ein Zeichen der Zeit und der digitalen Technologie, die zu oft echte Kameradschaft durch Tausende digitale Freundschaften ersetzt hat. Dies geht leider vielfach mit einer persönlichen Entfremdung einher.

Wie kann der Verband da gegensteuern?
«Social Distancing» ist keine Erfindung der Corona-Krise, sondern schon länger ein Thema. Die Hauptaufgabe eines Verbandes besteht meiner Meinung nach daher in der heutigen Zeit darin, echte Räume für echte Begegnungen zu schaffen.

Weshalb raten Sie jungen Berufsleuten, ihrem Berufsverband beizutreten?
Ich denke, gerade für junge Berufsleute ist es wichtig, die Räume für Begegnungen zu nutzen, welche die Berufsverbände schaffen. In unserer Branche ist es von grosser Bedeutung, sich schon früh ein Netzwerk aufzubauen.

«Die Union war unser Internet, als es dieses noch gar nicht gab.»


Welches sind Ihre aktuellen Projekte?
Im Moment konzentriere ich mich darauf, gesund zu bleiben. Zudem pflege ich meine Kontakte und knüpfe wo immer möglich neue. Die Verbindungen zu meinen Berufskollegen und Gästen sind mir sehr wichtig – das begleitet mich bereits mein Leben lang.

(Interview Angela Hüppi)


Zur Person

Der gebürtige Engadiner Jacky Donatz ist leidenschaftlicher Koch und Gastgeber. Unter anderem war er Küchenchef im «Castello del Sole» in Ascona/TI, im Hotel Carlton in St. Moritz/GR sowie im Grand Hotel Tschuggen in Arosa/GR, bevor er Gastgeber im Restaurant Sonnenberg in Zürich wurde. Mezzelune, Siedfleisch und Kalbskotelett machten ihn über die Grenzen hinaus bekannt. Das Kochen ist für ihn nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung. So ist er trotz seiner Pensionierung im Dezember 2016 weiterhin aktiv. Unter anderem kocht er jeden letzten Freitag im Monat (ausser im Dezember) im Restaurant «Drei Stuben» in Zürich.

www.jacky-donatz.ch