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Lernende müssen Fachkräftemangel ausbügeln

Weil im Lehrbetrieb Personalmangel herrscht, muss ein Drittel der Auszubildenden jede Woche Überstunden leisten. Zudem fällt bei 26 Prozent der Lernenden jeden Monat mindestens ein Ruhetag aus. Was bei den Lernenden sonst noch so abgeht, zeigt die Lernendenbefragung 2023.

Wer im Gastgewerbe arbeitet, muss ein Teamplayer sein. Das wissen schon Lernende. Die meisten von ihnen sind gerne bereit, einzuspringen und Überstunden zu leisten wenn Not am Mann ist. Davon wird rege Gebrauch gemacht. Das zeigt die Lernendenbefragung, welche die Hotel & Gastro Union jährlich durchführen lässt.

Lernendenbefragung

Seit 2004 ermittelt die Hotel & Gastro Union, wie zufrieden Lernende der Hotel-, Gastro- und Bäckerbranche mit ihrer ­Ausbildung sind. Dieses Jahr haben 1967 Lernende aus allen Sprachregionen teilgenommen. Ausgewertet hat die Umfrage das Institut Ipsos in Root/LU. Die Umfrage ist repräsentativ.

Von den 2000 dieses Jahr befragten Lernenden geben 30 Prozent an, wegen Personalmangel jede Woche Überstunden leisten zu müssen. Weitere 13 Prozent tun dies alle zwei Wochen. Besonders betroffen sind Lernende im dritten Ausbildungsjahr, die im Service (59 %), in der Backstube (57 %) oder in der Hoteladministration (54 %) arbeiten.

Vielen Lernenden ist jedoch nicht klar, wie sie die geleisteten Überstunden kompensieren können. Denn nur 62 von 100 Betrieben verfügen über eine konkrete Kompensationsplanung.

Digitalisierung? Ja bitte!

Auch was die Digitalisierung betrifft, hinken die Ausbildungsbetriebe etwas hinter dem Zeitgeist her. Auf die Frage: «Setzt dein Lehrbetrieb digitale Tools für Personal- und Dienstplanung, interne Kommunikation oder Schulung ein?» antworteten nur 44 Prozent der Lernenden mit «Ja». Den Einsatz solcher Werkzeuge wünschen sich jedoch 61 Prozent. Erstaunlicherweise erklingt dieser Wunsch nicht am lautesten aus der Ecke der Hoteladministrationsberufe (49 %), sondern aus der Hauswirtschaft (55 %) und dem Service (53 %).

Zufriedenheit mit Spielraum

Im Grossen und Ganzen sind die Lernenden mit ihren Ausbildungsbetrieben zufrieden. Immer-hin bewerten sie die fachliche Qualifikation der Berufsbildungsverantwortlichen mit der Schulnote 5 (gut). Fürs Arbeitsklima im Betrieb geben die Lernenden eine 4,8 und für die Zeit, die sich der Lehrmeister für ihre Ausbildung nimmt, die Note 4,6.

Wie die Benotung zeigt, gibt es für Ausbildungsbetriebe jedoch noch viel Spielraum, besser zu werden. Zum Beispiel was das Feedbackgeben anbelangt. Die Hälfte der Lernenden bemängelt nämlich, dass sie keine regel-mässigen Rückmeldungen erhält. Auch wird ihr keine Zeit zum Üben oder Lernen während der Arbeit eingeräumt. Beides Punkte, die nicht zu unterschätzen sind.

Darum verlässt jeder Fünfte nach der Lehre die Branche

Zwar sind unregelmässiges Feedback und fehlende Zeit zum Lernen während der Arbeit nicht die Hauptgründe, warum Berufsleute nach der Lehre die Branche verlassen. Aber es sind zwei Tröpfchen, die das Fass zum Überlaufen bringen können. Gewichtigster Grund zum Verlassen der Branche sind nach wie vor die Arbeitszeiten. Das sagen 55 Prozent der Lernenden, die keine Zukunft in ihrem Beruf sehen und die Ausbildung nicht weiterempfehlen würden. An zweiter Position nennen sie fehlende Wertschätzung seitens der Vorgesetzten, den Lohn sowie die schlechte Planbarkeit der Arbeitseinsätze. Das sind übrigens genau die Punkte, welche die Hotel & Gastro Union mit ihrer aktuellen Unterschriftenkampagne «Gemeinsam gegen Fachkräftemangel» thematisiert und mit den Arbeitgeberverbänden zusammen angehen will.

Freude zählt mehr als Lohn

Bei den Lernenden, die in der Branche bleiben – und das ist zum Glück die Mehrheit –, spielen Lohn und Arbeitszeiten mit je neun Prozent Nennungen eine untergeordnete Rolle. Für sie sind die Wertschätzung seitens der Gäste und Vorgesetzten sowie die Freude am Beruf Grund genug, um dem Gastgewerbe treu zu bleiben. Zumindest für die Zeit direkt nach der Lehre.

(Riccarda Frei)


Zahlen und Fakten

46 Prozent

der Lernenden bewerten das Image der Gastronomie, Hotellerie und Bäckerei-ConfiserieBranche als sehr gut bis gut. Weitere 27 Prozent finden das Image ganz okay.

Jeder dritte Lernende möchte später einmal im Ausland arbeiten.

61 Prozent

der Befragten fänden es gut, wenn ihre Lehrbetriebe neue digitale Tools für die Personal- und Dienst­planung, Kommunikation und Schulung einsetzten.

Schulort

97 Prozent der Lernenden besuchen eine Berufsschule. Die restlichen 3 Prozent gehen in ein Schulhotel oder eine Hotelhandelsschule.

Lernende, die in kleinen Betrieben lernen, bleiben am ehesten im Beruf.

79 Prozent

der Lernenden würden ihren Ausbildungsberuf weiterempfehlen. 71 Prozent würden zudem auch für ihren Ausbildungsbetrieb eine Empfehlung aussprechen.

Die meisten Lernenden (42 %) arbeiten in der klassischen Hotellerie-Gastronomie. 26 Prozent der Lernenden, darunter hauptsächlich Lernende der Hauswirtschaft, sind im Heim-Spital-Sektor tätig.


Mehr Informationen unter:

hotelgastrounion.ch