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So erlebten Branchenführer das Jahr

2020 wird als Coronajahr in die Geschichte eingehen. Es hat auch bei den obersten Touristikern und Gastgebern seine Spuren hinterlassen.

  • Daniel Borner, Direktor Gastrosuisse
  • Barbara Gisi, Direktorin Schweizer Tourismus-Verband
  • Urs Masshardt, Geschäftsleiter Hotel & Gastro Union
  • Claude Meier, Direktor Hotelleriesuisse
  • Martin Nydegger, Direktor Schweiz Tourismous

Daniel Borner

Direktor
Gastrosuisse

Was hat Sie im Coronajahr besonders gefreut?
Der Optimismus meiner 92-jährigen Tante und ihre Kraft, sich ihren täglichen Spaziergang nicht von Corona verbieten zu lassen.

Und was haben Sie vermisst?
Den persönlichen Austausch mit Branchenkollegen, Mitgliedern, Mitarbeitern und Freunden. Wir mussten unsere Mitarbeiterinfos per Videokonferenz abhalten. Der Kontakt zu Mitarbeitenden aus unterschiedlichen Abteilungen war deshalb sehr reduziert.

Welche Chance hat sich durch Corona eröffnet?
Für Gastrosuisse ergab sich die Chance, den Kontakt zu den Mitgliedern zu stärken. Mir war bereits Ende Februar bewusst, dass die Mitglieder uns in einer Form brauchen werden wie noch nie zuvor. Die vielen positiven Rückmeldungen bestätigen, dass wir die Chance gut genutzt und uns bewährt haben. Viele Mitglieder registrieren erst jetzt den Wert unserer Arbeit so richtig.

Was braucht es, damit es der Branche rasch besser geht?

Betriebe, die unter dem Lockdown und anderen Einschränkungen leiden, müssen rasch entschädigt werden. Es ist wichtig, dass die gesunden Betriebe genügend Luft bis zum Ende der Einschränkungen erhalten. Sobald es die epidemiologische Lage zulässt, müssen die Beschränkungen verschwinden, damit sich das Gastgewerbe wieder erholen kann.

Corona zehrt an den Kräften. Wie füllen Sie Ihre Reserven?
Ich achte auf eine ausgewogene Ernährung, viel frische Luft, genügend Schlaf und ein Mindestmass an Bewegung.

Wie lautet Ihr Weihnachtswunsch?
Ich wünsche mir von der Politik mehr Augenmass und von jedem mehr Eigenverantwortung.

Mit welchem Anfeuerungsspruch motivieren Sie sich?
Wenn jemand von uns zweifelt, ob er etwas schafft, spornen meine Frau und ich uns gegenseitig an mit einem Augenzwinkern und dem Spruch: «Streng di echli a».


Urs Masshardt

Geschäftsleiter
Hotel & Gastro Union

Was war für Sie im Coronajahr besonders herausfordernd?
Die Balance zu halten zwischen dem Unterstützen der Mitglieder, der Fürsorge für die Mitarbeitenden und dennoch das Unternehmen wirtschaftlich gut zu führen. Und dass ich, bei aller Vorsicht, selber an Covid-19 erkrankte.

Was hat Sie besonders gefreut?
Die Solidarität und das Engagement der Mitarbeitenden: im Verband, im Hotel Montana wie auch in der SHL Schweizerischen Hotelfachschule Luzern .

Und was haben Sie vermisst?
Die persönlichen Kontakte.

Krisen eröffnen Chancen, sagt man. Welche Chance hat sich durch Corona eröffnet?
Die längst geforderte Strukturbereinigung der Branche wird sich auch mithilfe des Bundes nicht aufhalten lassen. Wer in den letzten fünf Jahren grundsätzlich keinen positiven Cashflow erarbeitet hat, muss sich als Unternehmer und sein Betriebskonzept selbstkritisch hinterfragen.

Was braucht es, damit es der Branche rasch besser geht?
Das kann ich so pauschal nicht beantworten. In Luzern beispielsweise brauchen wir einen guten Mix aus einheimischen und internationalen Gästen.

Corona zehrt an den Kräften. Wie füllen Sie Ihre Reserven?
In der Natur kann ich auftanken. Zudem hilft mir der Austausch mit gleichgesinnten, positiv denkenden Menschen, und ich gehe einmal in der Woche ins Shiatsu.

Wie lautet Ihr Weihnachtswunsch?
Gastrosuisse und die Gewerkschaft Unia sollen ihr Machtspielchen beenden, so dass wir beim L-GAV endlich einen Schritt weiterkommen. Die Branche hat einen wertschätzenden GAV mehr als nur verdient.

Mit welchem Anfeuerungsspruch motivieren Sie sich und Ihr Umfeld für 2021?
Nur eine Sache, die man aufgibt, ist verloren!


Barbara Gisi

Direktorin
Schweizer Tourismus-Verband

Was war für Sie im Coronajahr besonders herausfordernd?
Die Geschwindigkeit, mit der das Virus Einfluss auf unser Alltags- und Berufsleben genommen hat. Wir sassen plötzlich alle im Lockdown und mussten uns komplett neu organisieren.

Was hat Sie besonders gefreut?
Wie flexibel und innovativ die Branche auf die neue Situation reagiert hat. Viele sind in dieser Krise über sich hinausgewachsen. Auch hat das Thema Nachhaltigkeit vermehrt Gehör gefunden, was mich sehr freut.

Und was haben Sie vermisst?
Das Reisen und das ungezwungene, gesellige Beisammensein.

Krisen eröffnen Chancen, sagt man. Welche Chance hat sich durch Corona eröffnet?
Wir sind in Bezug auf unsere Arbeitsstrukturen flexibler geworden. Wer hätte im Januar gedacht, dass wir Ende März 2020 unseren neuen Präsidenten per Online-Voting wählen?

Was braucht es, damit es der Branche rasch besser geht?
Es ist zwingend, die Fallzahlen weiter zu senken und langfristig tief zu halten. Nur so kann die Branche ihren Service wieder in normalem Masse anbieten. Hier stehen wir alle gleichermassen in der Pflicht.

Corona zehrt an den Kräften. Was machen Sie, um Ihre Kraftreserven aufzutanken?
Ich versuche, mindestens einmal am Tag frische Luft zu tanken, bei einem Spaziergang oder einer Partie Pingpong. Auch meine Sommerferien in der Schweiz habe ich als Batterie-Auflader genutzt.

Wie lautet Ihr Weihnachtswunsch?
Die Politik hat sich gegenüber den Anliegen der Tourismusbranche weitgehend offen und solidarisch gezeigt. Das darf gerne so bleiben.

Mit welchem Anfeuerungsspruch motivieren Sie sich und Ihr Umfeld für 2021?
Mask on & Carry on!


Claude Meier

Direktor 
Hotelleriesuisse

Was war für Sie im Coronajahr besonders herausfordernd?
Unsicherheit, fehlende Planbarkeit sowie unterschiedliche Ausgangslagen, welche unsere Mitglieder vorfanden, waren für Hotelleriesuisse wie auch für mich persönlich eine Herausforderung.

Was hat Sie besonders gefreut?
Die Kreativität, mit der gemeinsam nach Lösungen gesucht wurde und wie kurz entschlossen man innovative Ideen umsetzte.

Und was haben Sie vermisst?
Konstruktive, persönliche Gespräche und die Möglichkeit, kleine Erfolge im Team zu feiern.

Welche Chance hat sich durch Corona eröffnet?
Während des Lockdowns habe ich aus Homeoffice Hoteloffice gemacht und gut 150 Mitglieder in ihren Betrieben besucht. Diese Zeit hätte ich mir ohne die Krise kaum genommen. Rückblickend waren es die am besten investierten Stunden meiner bisherigen Zeit als Hotelleriesuisse-Direktor.

Was braucht es, damit es der Branche rasch besser geht?
Die Härtefallhilfen müssen rasch und unkompliziert ausbezahlt werden, damit wir die Vielfalt der Branche erhalten können. Zudem braucht es Anstrengungen, um das weltweite Reiseverhalten unter Einhaltung von Schutzmassnahmen wieder anzukurbeln.

Corona zehrt an den Kräften. Wie füllen Sie Ihre Reserven?
Ich versuche, Zeitfenster für mich zu reservieren. Oft entspanne ich bei Kaffee und Zeitung in einem der Berner Quartierlokale und einem Spaziergang.

Wie lautet Ihr Weihnachtswunsch?
Ich wünsche mir, dass die Politik unsere Branche als systemrelevant anerkennt und dass alle gemeinsam für bestmögliche und sichere Gästeerlebnisse sorgen.

Mit welchem Anfeuerungsspruch motivieren Sie sich und Ihr Umfeld für 2021?
#bettertogether – unter diesem Motto werden wir Akzente setzen, um die Kraft von Solidarität und gegenseitigem Support zu zeigen.


Martin Nydegger

Direktor
Schweiz Tourismus

Was war für Sie im Coronajahr besonders herausfordernd?
Pläne, die wir über Monate hinweg entwickelt haben, müssen urplötzlich über den Haufen geworfen und ständig angepasst werden. Gleichzeitig müssen Moral und Zuversicht immer hochgehalten werden. Das ist mir wichtig. Aber das ist auch herausfordernd.

Was hat Sie besonders gefreut?
Wir sind alle mit grosser Unsicherheit konfrontiert. Dennoch ist überall in der Tourismusbranche ein gemeinsamer, inspirierender und mächtiger «Sense of Urgency» spürbar.

Und was haben Sie vermisst?
Das Reisen, die Menschen «live» zu treffen, die Unbekümmertheit, mit der wir vor der Pandemie arbeiten durften sowie Zeit mit meiner Familie.

Krisen eröffnen Chancen, sagt man. Welche Chance hat sich durch Corona eröffnet?
Einiges wurde beschleunigt wie etwa das zeit- und ortsunabhängige Arbeiten. Zudem gewinnen Werte an Bedeutung: Klasse statt Masse, lang statt kurz, tiefgründig statt seicht.

Was braucht es, damit es der Branche rasch besser geht?
Keinen erneuten nationalen Lockdown. Die Schutzkonzepte im Gastgewerbe bewähren sich, unser Tourismus ist sicher. Jetzt, im Winter, müssen die Betriebe Gäste bewirten und wirtschaften können!

Corona zehrt an den Kräften. Was machen Sie, um Ihre Kraftreserven aufzutanken?
Ich liebe es zu gärtnern. Da hat man etwas in der Hand und begegnet der Natur unvermittelt.

Wie lautet Ihr Weihnachtswunsch?
Offene Grenzen zu unseren europäischen Nahmärkten. Das würde uns allen in der Tourismusbranche eine riesige Last von den Schultern nehmen.

Mit welchem Anfeuerungsspruch motivieren Sie sich und Ihr Umfeld für 2021?
Positive things happen to positive people.

(Interviews Riccarda Frei)