Der moderne Esstyp von morgen ist Food-Tech-affin und sucht nach neuen Möglichkeiten für eine ausgewogene, vielfältige und nachhaltige Ernährungsweise. Im Fachjargon: Real Omnivor.
Real Omnivore bedeutet auf Deutsch: echte Allesfresser. Dies klingt zwar vulgär, ist aber nicht so gemeint. Der Trend Real Omnivore steht für Vielfalt, Genuss und Verantwortung. Es geht nicht mehr nur um die eigene gesundheitsbewusste Ernährung, sondern um eine verantwortungsvolle, globale Esskultur.
Die Real Omnivores sind gegenüber neuen Entwicklungen im Food-Bereich aufgeschlossen, vor allem auch was Food Tech angeht. Sie sind offen für In-vitro-Fleisch und Fisch aus Zellkulturen. Sie suchen nach Möglichkeiten für eine ausgewogene, nachhaltige Ernährungsweise, die sich nicht nur durch das Weglassen von Lebensmitteln auszeichnet, deren Produktion als problematisch angesehen wird.
In Zukunft wird es darauf ankommen, eine noch grössere Vielfalt bisheriger und völlig neuer Nahrungsmittelquellen zu nutzen. Die Gäste werden eine ethisch und sozial gerechte, gesunde, ökologische und nachhaltige Ernährung ins Zentrum stellen. Sie ernähren sich dabei überwiegend von pflanzlichen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchten, Pilzen, Nüssen, Algen, Kräutern und Lebensmitteln auf pflanzlicher Basis, so genanntes Plant-based Food. Sie essen aber auch Fleisch. Dies jedoch nur gelegentlich und aus tiergerechter Haltung. Zudem werden nicht nur die so genannt edelsten Teile des Tieres verzehrt. Dieser Wandel zur tierethischen und klimarelevanten Ernährung findet vor allem bei den jüngeren Generationen Y und Z statt, wobei sich Frauen von diesem Food Trend besonders angesprochen fühlen.
Einer, der sich mit den aktuellen Food Trends und speziell auch mit den Real Omnivores auseinandergesetzt hat, ist der Gastronom und Marketingprofi Tom Wiederkehr. In der zweiten Januarhälfte hat er am Hauptsitz der Bank Cler den Gastrobetrieb Die Station eröffnet. Dieser verleiht der Kundenhalle der Bank am Basler Aeschenplatz einen neuen Auftritt. Das gastronomische Angebot wechselt regelmässig: skandinavische Spezialitäten für die Fans des Nordens, Inspirationen aus der gastronomischen Trendsetter-Stadt Tel Aviv, Poke als Symbol für die Fusionsküche von Japan und der US-Westküste, Mediterranes von den Küsten rund ums Mittelmeer sowie Wurst und Käse aus der Schweiz. Alle Angebote gibt es immer in einer veganen, vegetarischen, mit einem Protein-Produkt Plant-based sowie einer Fleisch- oder Fischvariante. Tom Wiederkehr ist es wichtig, bei allen Produkten die Herkunft zu kennen: «Lange Trans-portwege sind mir ein Gräuel. Ausserdem finde ich, wenn ein Tier geschlachtet wird, sollte man es auch komplett verwenden.» Deshalb gibt es auch mal Pork Belly, Black Pudding oder Ochsenschwanz. Und beim Poulet verwendet Wiederkehr am liebsten Fleisch von Legehühnern, die ansonsten zu Biogas verarbeitet würden.
(Ruth Marending)