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Stéphanie Zosso: Rezepte stehen, jetzt wird gefeilt

Die Siegerin von «Marmite Youngster 2020» peilt beim Wettbewerb «Der Goldene Koch» ihren zweiten Titel an.

Stéphanie Zosso will in Zukunft Reisen mit Koch-Praktika verbinden. (Jörg Ruppelt)

Weitab vom Schuss oder da, wo sich sprichwörtlich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, liegt das Schüpbärg-Beizli. Schüpberg ist  ein stiller Weiler und gehört zur bernischen Gemeinde Schüpfen. Ohne Navi jedenfalls schwer zu finden. Was Jungköchin Stéphanie Zosso nur bestätigen kann. «Ich hatte am Anfang auch Mühe. Mittlerweile kenne ich fast jeden Schleichweg hierher.»

Seit Anfang Juni arbeitet das skv-Mitglied als Chef de partie im Schüpbärg-Beizli. Eigentlich geht sie jedoch bereits seit März im Haus ein und aus, um sich bei Patron Christoph Hunziker auf den Halbfinal von «Der Goldene Koch» vorzubereiten.

Qualifiziert hat sich die heute 22-Jährige dank ihres Sieges bei «Marmite Youngster» im letzten Jahr und einer damit verbundenen Wild Card für den Halbfinal des grössten und bedeutendsten Schweizer Kochwettbewerbs.

Ein Dossier hat sie der Jury trotzdem einreichen müssen. Kein Problem für das gewissenhafte Jungtalent, das seine Rezepte für die im Halbfinal geforderten Gerichte längst ausgefeilt hat. Während des Lockdowns trainierte sie einmal in der Woche bei Christoph Hunziker, seit Mitte Mai sind es zwei Tage. Die nächsten Wochen sind es jeweils der Montag und der Dienstag, die sie fürs Testkochen nutzen wird. 

«Ich liebe das Schlichte und Filigrane.»
 

«Ich habe Riesenfreude, dass sich die Jungen das immer noch antun», sagt ihr Chef Christoph Hunziker. Der ausgefuchste Koch weiss, wie der Hase bei Kochwettbewerben läuft. 2012 wurde er beim «Goldenen Koch» Zweiter, 2015 Dritter. Höhepunkt seiner Karriere war der Sieg beim «Bocuse d’Or Suisse» im Jahre 2014.

Der Chef hält grosse Stücke auf seine Halbfinal-Kandidatin

Vor zwei Jahren gelang es seinem Sous-chef Lukas Schär in den Final von «Der Goldene Koch» einzuziehen. Nun unterstützt der Chef Stéphanie Zosso, auf die er grosse Stücke hält. «Sie hat super Ideen und vertritt mit 22 schon selbstbewusst ihren eigenen Stil.» Und wie sieht der aus? «Ich liebe das Schlichte, Filigrane und das Naturbelassene auf dem Teller», sagt Stéphanie Zosso. «Der Gast soll erkennen, was er isst. Aber eigentlich bin ich noch auf der Suche, alles ist im stetigen Wandel.»

Offen, herzlich und spontan, so beschreibt sie sich selbst. Nach der Schule begann sie erst eine KV-Lehre, merkte jedoch rasch, dass Büroarbeit ihr zu wenig kreativ war. Abends stand sie in der Küche und fand, dass Kochen irgendwie besser zu ihr passe. Sie schloss die KV-Lehre ab und ging im Restaurant Schöngrün bei Simon Sommer in Bern in die Kochlehre. Die Basis hatte sie nach zwei Jahren in der Tasche. Neugierig, wer welchen Kochstil pflegt, sammelte sie fortan Erfahrungen bei Spitzenköchen. Zunächst als Praktikantin  bei  Poul Andrias Ziska im wohl abgelegensten Gourmetrestaurant der Welt namens «Koks» auf den Färöer-Inseln. Zurück in der Schweiz kochte sie unter Simon Apothéloz in der «Eisblume» in Worb/BE und arbeitete nach deren Schliessung als Commis bei Rolf Fuchs im Restaurant Panorama Hartlisberg in Steffisburg/BE. Dort blieb sie bis Ende 2019.

Geänderte Pläne für 2020

Für dieses Jahr hatte sie sich bereits einen Plan zurechtgelegt: erst im Februar zusammen mit Simon Apothéloz in der Pop-up-Weinbar Trallala kochen, dann einen Monat Ferien einziehen und im April bei Spitzenkoch Rasmus Kofoed in Kopenhagen ein Praktikum absolvieren.

Der Lockdown liess den Dänemark-Traum platzen. «Schade», sagt Stéphanie Zosso. «Aber plötz- lich hatte ich mal etwas mehr Zeit für mich und das Glück, dass ich bereits Kontakt zu Christoph Hunziker hatte, der mich fest engagierte.»

Schüpberg ist zwar nicht Kopenhagen, aber das stört sie keineswegs. Bei Christoph Hunziker könne sie wieder eine Menge dazulernen. Zum Beispiel wie man nach «Marmite Youngster» bei einem zweiten Kochwettbewerb abräumt. Das wäre für ein Jungtalent kolossal.

(Jörg Ruppelt)