Corinne Wittinger und Jonas Käppeli eröffnen in Luzern ein rein veganes Restaurant – eine klare Positionierung, die Mut verlangt.
Während die grossen Detailhändler ihr veganes Angebot ausbauen, zeigen die Erfahrungen vieler Köche und Gastronomen, dass vegane Gerichte nur selten nachgefragt werden. Ist der Vegan-Hype vorbei? Die Luzerner Corinne Wittinger und Jonas Käppeli leben selbst vegan und sind der Meinung: «Vielleicht ist der Hype tatsächlich vorbei. Dann ist es jetzt an der Zeit, sich vertiefter mit dieser Lebensweise auseinanderzusetzen. Nicht als Trend, sondern als Lebensstil, mit dem sich immer mehr Menschen seriös beschäftigen.» Daher haben sie keine Angst, dass ihr veganes Restaurant Karls Kraut, das sie im Oktober am St.-Karli-Quai eröffnen, leer bleiben wird. Sie sind überzeugt: Auch wenn die meisten Gäste in Restaurants nicht nach einem veganen Menü fragen – ist das Angebot erst einmal da, wird es gerne genutzt. Und zwar nicht nur von Veganern.
Ein vegetarisches Restaurant zu eröffnen, um mehr Menschen anzusprechen, kam für die beiden dann auch nicht in Frage. «Wir stehen hinter der veganen Ernährung und wollen keine Ausnahmen machen», erklärt Jonas Käppeli. Zudem soll die Positionierung des Restaurants «messerscharf» sein: «Wer zu uns kommt, weiss ganz genau, was er kriegt. Sich so klar zu positionieren, braucht zwar etwas Mut, aber wir wollen etwas bieten, das es in dieser Form in der Region Luzern noch nicht gibt.»
Das neue Restaurant soll auch mit Vorurteilen aufräumen. «Dass Veganer nur Salat und Körner essen, ist Quatsch. Bei uns gibt es vielfältige und spannende Kreationen, von denen man satt wird», sagt Corinne Wittinger. So können sich die beiden unter anderem einen Burger auf der Karte vorstellen. Gesund soll es aber trotzdem sein. Denn wer sich mit veganer Ernährung beschäftigt, möchte oft auch etwas für seine Gesundheit tun. Süssspeisen werden daher mit Datteln statt mit raffiniertem Zucker gesüsst, und auf künstliche Zusatzstoffe wird gänzlich verzichtet. Dass das Angebot regional und saisonal sein wird, versteht sich für Käppeli und Wittinger von selbst.
Die künftigen Restaurantbetreiber sind selbst durch ihre Gesundheit auf die vegane Ernährung gestossen. Corinne Wittinger konnte dadurch ihre Neurodermitis lindern, und Jonas Käppeli suchte eine Ernährung, die zu seinem sportlichen Lebensstil passt.
In der Gastronomie haben beide schon gearbeitet, und Corinne Wittinger kreiert für ihren Foodblog Coconouvelle.ch schon länger vegane Gerichte. Trotzdem ist der Betrieb eines eigenen Restaurants für die beiden Neuland. Daher absolvierte Wittinger im Frühjahr ein Küchenpraktikum und bekochte die Gäste jeden Mittwoch mit veganen Leckereien. Das Angebot erfreute sich grosser Beliebtheit und stärkte ihre Überzeugung, dass auch ein rein veganes Restaurant in Luzern funktionieren kann.
Wittinger und Käppeli betonen beide, dass es in ihrem Restaurant auf keinen Fall darum gehen soll, jemanden zur veganen Ernährung und Lebensweise zu «bekehren». «Veganer sind sicher nicht die besseren Menschen», so Käppeli. Aber «Karls Kraut» soll unter anderem Nicht-Veganern neue Geschmackswelten eröffnen und aufzeigen, wie vielfältig und reichhaltig auch die vegane Küche sein kann – ganz ohne tierische Produkte.
(Angela Hüppi)
<link http: www.karlskraut.ch>www.karlskraut.ch
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