Vom Studentenjob zum Servicemeistertitel

Aus der Notlösung wurde ein Traumberuf: Nicola Hohler brauchte Zeit, bis er die Leidenschaft für seine Arbeit fand. Heute ist er stolzer Servicemeister.

Nicola Hohler schloss letztes Jahr seinen Bachelor in Ernährungswissenschaften ab. Seine berufliche Zukunft sieht er aber weiterhin im Gastgewerbe. (Nils Kurth)

«Dienen ist die grösste aller Kunstformen.» Nach dieser Philosophie arbeitet Nicola Hohler. Und diese Kunstform will der Servicemeister 2024 perfektionieren. «In den letzten Jahren war ich voll auf meine Ausbildung fokussiert und habe alles Wissen aufgesaugt, das ich konnte.» Der 33-jährige Maître d’hôtel im Hotel Castello Seeschloss in Ascona/TI absolvierte die Weiterbildung zum Bereichsleiter Restauration, machte einen Barkurs und bildet sich derzeit zum Sommelier weiter.

«Ich habe viel investiert, und es hat sich gelohnt.»

Nicola Hohler, Servicemeister 2024

Doch das Verhältnis zu seinem Beruf war für Hohler nicht immer ein gutes. Er wurde in Basel geboren und wuchs in Italien auf, wo er neben der Schule erstmals im Restaurant aushalf, um sich etwas dazuzuverdienen. 2013 kam er in die Schweiz, um eine Wintersaison in Meiringen/BE zu arbeiten. So wollte er sein Studium finanzieren. «Damals fehlte mir aber die Perspektive, wie es weitergehen sollte.» Er blieb für mehrere Jahre als ungelernter Servicemitarbeiter in der Gastronomie hängen, erzählt er. Trotz seiner Erfahrung sei ihm oft vorgehalten worden, er habe den Beruf nicht gelernt. «Das hat mich verunsichert, ich fühlte mich nie gut genug.»

Die Wende kam 2018. Er schrieb sich für ein Fernstudium in Ernährungswissenschaften ein. Um Studium und Lebensunterhalt zu finanzieren, nahm er eine weitere Saisonstelle an – dies-mal in Ascona. «Im Tessin habe ich mich zum ersten Mal richtig zuhause gefühlt», erzählt er. Hohler beschloss, die Prüfung zum Restaurantfachmann EFZ nachzuholen und wurde prompt als Kantonsbester ausgezeichnet.

Einmal stand er kurz davor, den Wettbewerb aufzugeben

«Das hat in mir die Leidenschaft für den Beruf so richtig geweckt», sagt der 33-Jährige. Vor zweieinhalb Jahren wurde er zum zweiten Serviceleiter befördert, Ende der Saison zum Chef de service.

Als er von der Servicemeisterschaft erfuhr, war ihm klar, dass er mitmachen musste. «Ich wollte allen zeigen, was ich kann.» Doch die Vorbereitung habe es in sich gehabt, erzählt er. Weil er zusätzlich ­mit Weiterbildungen und der Saisoneröffnung beschäftigt war, sei er einmal sogar kurz davor gewesen, das Handtuch zu werfen. Doch am Ende ging alles auf und am 26. Mai konnte Nicola Hohler den Siegerpokal in den Händen halten. «Der Sieg ist eine der wichtigsten Errungenschaften in meinem Leben», sagt er.

Im Alltag motiviere ihn die Ausbildung seiner vier Lernenden. «Hier kann ich langfristig etwas Positives bewirken und in ihnen die Leidenschaft für unseren Beruf wecken.» Um diesen für die jungen Generationen attraktiv zu machen, bräuchte es laut dem Servicemeister regelmässige Arbeitszeiten und Freitage. «Ich versuche, den Lernenden wann immer möglich zwei Tage am Stück frei zu geben.» Aber auch in der Gesellschaft müsste sich etwas ändern. «Ich wünschte mir, dass unserer Arbeit mehr Respekt entgegengebracht wird.»

(Alice Guldimann)


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