An den Feiertagen möchten Gäste besonders verwöhnt werden. In vielen Restaurants und Hotels herrscht deshalb Hochbetrieb. Doch auch für Direktion und Mitarbeitende ist Weihnachten und Silvester. Hier Beispiele, wie diese Zeit hinter den Kulissen zelebriert wird.
Wer im Gastgewerbe arbeitet, ist oft an den Feiertagen im Einsatz. Das gilt auch für die rund 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Grand Resort Bad Ragaz in Bad Ragaz/SG.
Die Adventszeit startet in dem kleinen Kurort jeweils Ende November mit dem Lichterfest. Höhepunkt für Einheimische und Gäste ist das Anzünden der Weihnachtsbeleuchtung im Park des Grand Resorts. In den Hotels und Restaurants des Resorts sorgt das hauseigene Floristen- und Dekorationsteam mit vielen üppig geschmückten Christbäumen und weihnachtlichen Blumenarrangements für feierliche Stimmung. Doch damit nicht genug. Auch das Mitarbeiterrestaurant Arena ist festlich geschmückt.
«Weihnachten ist bei uns selbst hinter den Kulissen eine grosse Sache», verrät Astrid Kaiser. Sie ist als Chief of People and Culture im Grand Resort Bad Ragaz tätig.
Seit zwei Jahren verkürzt ein spezieller Adventskalender den Mitarbeitenden das Warten auf das Christkindli. Per Zufallsgenerator wird jeden Tag ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin gezogen. Diese Person erhält ein Geschenk, welches ihr von einem Mitglied des Managements persönlich überreicht wird. «Das Geschenk kann ein Sachpreis wie beispielsweise ein exklusives Teeset sein oder ein Gutschein für eine Hotelübernachtung und ein Essen in einem unserer Restaurants», zählt Astrid Kaiser auf.
Wer gezogen wurde und was er oder sie geschenkt bekam, wird täglich im Intranet des Resorts verkündet. «Der Adventskalender kommt bei den Mitarbeitenden gut an. Alle sind sehr gespannt, ob ihr Name wohl gezogen wird», weiss Astrid Kaiser.
Die Ziehung ist rein zufällig, wobei der Online-Zufallsgenerator sich an ein paar Regeln halten muss. «Wir haben ihn so programmiert, dass die Ziehungen gerecht über alle Abteilungen des Resorts verteilt werden und niemand zweimal berücksichtigt wird. Zudem sind Mitglieder des Managements ausgeschlossen.»
Wem der Zufallsgenerator nicht hold ist, muss deswegen nicht traurig sein. Zu Weihnachten und zum Geburtstag erhalten alle ein Geschenk. Das kann beispielsweise ein Badetuch der Tamina Therme oder ein Geschenkkörbchen mit Leckereien sein. «Wir arbeiten für die Geschenke oft auch mit sozialen Institutionen zusammen. Eine davon ist beispielsweise die Stiftung Plankis in Chur», sagt Astrid Kaiser.
Höhepunkt der Weihnachtsaktivitäten für die Hotelmitarbeitenden ist jedes Jahr die grosse Mitarbeiterparty im Dezember. Sie steht jeweils unter einem Motto. Durchführungsort der doppeltgeführten Party ist der elegante und historische Kursaal. «Neben feinem Essen gibt es immer eine grosse Tombola, eine Fotobox und DJs. Dieses Jahr tritt zudem eine unserer Mitarbeiterinnen als Sängerin auf», verrät Astrid Kaiser.
Für sie und das Management ist die Mitarbeiterparty eine gute Gelegenheit, sich bei den Angestellten für ihren Einsatz zu bedanken und gemeinsam eine schöne Zeit zu verbringen.
Eine weitere Gelegenheit, den Mitarbeitenden Dank und Wertschätzung auszusprechen, ergibt sich am Weihnachtstag. «Das Management steht dann im Mitarbeiterrestaurant Arena, schöpft das Essen, gibt die Menüs heraus und wünscht allen frohe Weihnachten», beschreibt Astrid Kaiser eine weitere Tradition.
Weihnachten ist ein christliches Fest. Doch nicht alle Mitarbeitenden gehören dieser Religion an oder stammen aus einem christlich geprägten Kulturraum. Um allen Angestellten gerecht zu werden, feiert das Grand Resort Bad Ragaz auch Feiertage anderer Kulturkreise. So wird beispielsweise am 4. Februar der Nationalfeiertag Sri Lankas zelebriert und jener von Portugal am 10. Juni. «An solchen Tagen wird das Mitarbeiterrestaurant entsprechend dekoriert, und es gibt landestypische Menüs.» Ebenfalls gefeiert werden russische Feiertage und das Ende des Ramadan. Astrid Kaiser ist sich bewusst, dass nicht alle Betriebe so intensiv mit ihren Mitarbeitenden feiern können: «Von der Manpower über die Lokalitäten und das Dekomaterial bis zum zur Verfügung stehenden Budget – wir haben im Resort so viele tolle Möglichkeiten. Das erleichtert es uns enorm, grosszügig zu sein.»
(Riccarda Frei)
Sandra Schmidt, Gastgeberin Hotel SchwEizerhof, Flims/GR
«Am 24. und 25. Dezember gibt es ein festliches Mittag- und Abendessen für die Mitarbeitenden, die an diesen Tagen im Einsatz sind. Der Mitarbeiterraum ist dann weiss eingedeckt und die Tische sind dekoriert. An Silvester muss es schnell gehen. Um Mitternacht, wenn sich die Gäste umarmen und anstossen, schlüpfen wir hinter die Kulissen und stossen mit Champagner und Mitternachtssnack mit unserem Team an – ein kurzes Innehalten, bevor sich alle wieder den Gästen widmen. Als Familie haben wir mit unseren Kindern eine Art des Feierns in Etappen entwickelt, die uns erlaubt, allen Bedürfnissen gerecht zu werden. Am Sonntag vor Weihnachten feiern wir mit der Familie im grösseren Kreis. An Heiligabend bescheren wir am Nachmittag im kleinen Kreis und wechseln abends ins Hotel. Dort singen wir mit dem Schweizerhof-Chor und den Gästen unter dem Weihnachtsbaum und essen als Familie zu Abend. Am 25. Dezember sind wir Mitveranstalter des ökumenischen Gottesdienstes im Wald. Wir machen einen Fackelspaziergang mit den Gästen und feiern Waldweihnachten. Anschliessend sind wir im engsten Familienkreis bei uns zu Hause und zelebrieren unser eigentliches Weihnachten mit Liedern, Geschenken und Fondue Chinoise.»
Isabelle Gruner, Gastgeberin Backpackers Villa Sonnenhof, Interlaken/BE
«Wir feiern kein Weihnachtsfest mit unseren Mitarbeitenden. Es ist uns aber sehr wichtig, ihnen für ihren Einsatz und die gute Zusammenarbeit zu danken. Deshalb organisieren wir immer einen gemeinsamen Ausflug. Dieses Jahr waren wir Anfang Dezember für zwei Übernachtungen in Konstanz (DE). Mit denjenigen Teammitgliedern, die nicht mitkommen konnten, werden wir im Januar noch etwas Schönes unternehmen. Bei der Arbeitseinteilung achten wir darauf, dass diejenigen, die an Weihnachten im Einsatz sind, an Silvester frei haben und umgekehrt. Ich persönlich werde am 24. Dezember arbeiten und dann die restlichen Weihnachtstage im Kreis meiner Familie verbringen. Dafür bin ich am Silvester dann voll im Einsatz. Wir beschäftigen rund 30 Mitarbeitende, darunter Menschen aus anderen Kulturkreisen. Unter ihnen ist auch ein muslimischer Mitarbeitender. Obschon er keinen eigentlichen Bezug zum christlichen Fest Weihnachten hat, war er ganz begeistert, mit uns das Haus zu schmücken. Seine Freude an der Weihnachtsdeko wiederum freut mich sehr.»
Peter Durrer, Gastgeber, culinarium Alpinum, Stans/NW
«An Weihnachten kochen wir ein besonders schönes Abendessen für die Mitarbeitenden, feiern aber kein eigentliches Fest. Dafür laden wir jeweils im Januar alle zu einem Neujahrsessen ausserhalb unseres Betriebes ein. An Weihnachten zu arbeiten, ist für mich selbstverständlich. Als Familie feiern wir Weihnachten daher recht flexibel. Entweder feiere ich mit der Familie später zu Hause oder sie kommt in den Betrieb, und wir feiern dort gemeinsam. Als die Kinder klein waren und ich das Hotel Villa Honegg führte, waren die Clubsandwiches vom Roomservice ihr kulinarisches Weihnachts-Highlight.»
Kathrin Matter, Gastgeberin, Bad Bubendorf, Hotel Bubendorf/BL
«Damit unsere Mitarbeitenden mit ihren Angehörigen Weihnachten feiern können, schliessen wir am 24. Dezember den Betrieb um 16 Uhr. Eine Weihnachtsfeier für die Mitarbeitenden gibt es bei uns zwar nicht, doch die Bereichsverantwortlichen organisieren in der Adventszeit für ihre Teams etwas; das kann ein kleines Geschenk oder ein gemeinsamer Apéro sein. Die Bereichsleiter und -leiterinnen werden ihrerseits von mir mit einem Präsent überrascht. Zum Beispiel mit einer Autobahnvignette, die auf einem Lebkuchen steckt. An den Feiertagen werden für die Mitarbeitenden Speisen gekocht, die bei ihnen besonders beliebt sind. Die Erfahrung zeigt: Es muss nicht immer Filet sein. Eine hausgemachte Pizza macht genauso glücklich. An Silvester kommen alle Mitarbeitenden um Mitternacht in die Bar. Dort stossen wir und die Gäste gemeinsam mit einem Glas Champagner auf das neue Jahr an.»
Andreas Meier, General Manager, Radisson Blu Hotel Reussen, Andermatt/UR
«Der 6.Dezember ist für mich fast schöner als Weihnachten. Ich gehe als Samichlaus durch alle Abteilungen, um den Mitarbeitenden persönlich für ihre gute Arbeit zu danken und ihnen ein Chlaussäckli zu überreichen. Damit ich möglichst alle erreiche, mache ich meine Runde zweimal an diesem Tag. An Weihnachten und Silvester achten wir darauf, dass niemand an allen Feiertagen arbeiten muss und dass jene, die letztes Jahr an Weihnachten im Einsatz waren, dieses Jahr frei haben. Zudem wird es in unserer Kantine ein Festessen geben. Ich selbst verbringe Weihnachten im Kreis meiner Familie und arbeite dafür an Silvester. Meine Töchter trösten sich damit, dass wir im Januar nochmals Weihnachten feiern, da meine Frau orthodoxe ägyptische Christin ist. An Silvester macht unser Schwesterhotel, das «Chedi», immer ein grosses Feuerwerk, das wir vom Platz vor unserem Hotel aus prima sehen. Wir gehen mit Gästen und Mitarbeitenden daher um Mitternacht nach draussen und schenken dort Gulaschsuppe und Champagner aus. Wer dann noch im Dienst ist, bekommt allerdings nur ein halbes Cüpli.»
Philipp Albrecht, Direktor Park Hotel, Winterthur/ZH
«Wir veranstalten am 28. Dezember ein Jahresabschlussfest. Der Ablauf ist seit ein paar Jahren immer gleich: Zuerst machen alle zusammen bei der Grundreinigung des Betriebes mit und anschliessend feiern wir dann gemeinsam. Dafür schliessen wir extra den Betrieb für vier Tage. Mir ist wichtig, dass alle Angestellten miteinander feiern können und auch alle am nächsten Tag frei haben. Wir verstehen unser Fest eher als Jahresabschlussfeier und nicht als klassisches Weihnachtsfest. Daher legen wir keinen Fokus auf die Religionen – auch nicht auf die christliche, obwohl ich ja ein Pfarrerssohn bin. Was Weihnachtsgeschenke betrifft: Wir hatten ein sehr gutes Geschäftsjahr. Deshalb erhalten alle Mitarbeitenden einen Migros-Gutschein als Bonus. Seit gut zwei Jahren essen unsere Mitarbeitenden bei uns à la carte. Daher wird es keine speziellen Festtagsmenüs für die Angestellten geben. Wir werden an Silvester aber sicher zusammen auf das neue Jahr anstossen.»
Barbara Jenzer, Direktorin Hotel Gasthof Ochsen, Arlesheim/BL
«Da wir neben dem Gasthof Ochsen noch eine Metzgerei führen, ist Weihnachten bei uns für alle die strengste Zeit des Jahres. Da wir mit allen Mitarbeitenden zusammen feiern wollen, verschieben wir das Fest auf Mai. Immer am Tag vor Auffahrt gibt es ein grosses Fest für alle. An diesem Abend ist dann auch unser Restaurant geschlossen. Es gibt für jeden ein Weihnachtsgeschenk. Dieses Jahr können die Mitarbeitenden zwischen zwei verschiedenen Geschenken wählen, oder sie können zugunsten einer Spende an ein Bildungsprojekt für Kinder in Kamerun auf ihr Geschenk verzichten. Privat trifft sich unsere ganze Familie am Weihnachtsabend bei «Jenzers Senior». Dort essen wir traditionellerweise Ente. Die jüngste Generation der Familie kümmert sich jeweils um Vorspeisen, Beilagen und Desserts. Da bei uns der ganze Tisch voller Köchinnen, Metzger und Hotelièren ist, gibt es immer wieder neue kulinarische Überraschungen.»