Mit dem Fokus auf die Globalisierung behandelt die Konferenz Brennpunkt Nahrung ein aktuelles und wichtiges Thema.
An der Konferenz Brennpunkt Nahrung, die kürzlich in der Messe Luzern stattfand, waren die Ereignisse der vergangenen Jahre und deren Einfluss auf die Lebensmittelindustrie Thema. Die aktuellen geopolitischen Krisen stellen eine Herausforderung für die Ernährungssituation weltweit dar. Unter dem Motto: «Globalisierung – Abbruch, Umbruch oder Aufbruch?» referierten diverse Fachleute zum Thema. Sie gingen dabei unter anderem auf die Problematiken der sich verringernden Ressourcen ein.
In ihrem Referat beleuchtete die Forschungsbereichsleiterin bei Agroscope Nadja El Benni die Ernährungssicherheit in der Schweiz. Dabei zeigte sie auf, dass die sinkenden Landwirtschafts- und Ackerflächen sowie die steigende Bevölkerungszahl trotz Produktivitätssteigerungen in der Landwirtschaft den Selbstversorgungsgrad reduzieren. Zudem veranschaulichte sie, dass in der Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern der Zugang zu gesunden Lebensmitteln gesichert sei. «Die Lebensmittelpreise hierzulande sind trotz der vielen Krisen weltweit nicht angestiegen.» Und in der Schweiz sei der Anteil der Lebensmittelkosten an den Gesamtausgaben der Haushalte nach wie vor gering. Demgegenüber stellte sie, dass sich die Menschen hierzulande zu ungesund ernährten. «Wir essen zu viel Zucker und zu viel Fleisch. Dafür zu wenig Früchte und Gemüse.»
Um einem sinkenden Versorgungsgrad entgegenzuwirken, müsse die Schweiz den Selbstversorgungsgrad auf 80 Prozent erhöhen. Zudem müsse die Landwirtschaft die Auswirkungen auf die Umwelt um 50 Prozent reduzieren. Dazu gehöre ein verantwortungsvoller Umgang mit Lebensmitteln: «Nahrungsmittelverluste sind verantwortlich für 25 Prozent der Treibhausgasemissionen», sprach Nadja El Benni die Problematik von Food Waste an. Zudem sorge die Verschwendung von Lebensmitteln für 28 Prozent des Biodiversitätsverlustes.
Um die Ernährung der Weltbevölkerung ging es im Referat von André Bos. Er ist Einkaufsleiter bei der DSM-Firmenich-Gruppe in Kaiseraugst/AG. Er erläuterte das Potenzial der Kultivierung von natürlichen Meeresalgen und damit einer veganen Alternative zu Fischöl: «Fischzuchten oder Aquakulturen sind bald eine der wichtigsten Quellen für Fisch und Meeresfrüchte. Die wachsende Bevölkerung braucht Nahrung und Kalorien.» Aus Mikroalgen gewinnt das Unternehmen Omega-3-Fettsäuren, mit denen beispielsweise Zuchtlachs gefüttert wird. Traditionell werde in Fischzuchten Fisch gefüttert. «Auf diese Weise werden dem Meer aber zu viele Fische entnommen, was nicht nachhaltig ist», erklärt André Bros. Es müssten Lösungen gefunden werden, damit Fischzuchten dem ohnehin schon gefährdeten Ökosystem der Weltmeere nicht noch weiteren Schaden zufügen. Das Algenöl trage dazu bei, die natürliche Artenvielfalt der Ozeane zu erhalten. Auf die Frage, warum die Menschen nicht statt Fisch Omega-3-Fettsäuren aus Mikroalgen essen, antwortete er: «Man könnte sich nur von Algen ernähren. Aber der Fisch liefert zusätzlich Proteine.»
Der Unternehmer Peter Kreuz stiftete die Anwesenden zum Schluss zum Andersdenken an. Er ist Gründer der Initiative «Rebels at Work», die Organisationen ermutigt, Andersdenkende zu fördern. Dass Mitarbeitende sich für Ideen engagieren, die im Widerspruch zu den «üblichen» alten Routinen stehen. Diese könnten andere von ihren Ideen überzeugen und einen positiven Beitrag für das Unternehmen leisten.
(Daniela Oegerli)
An der Konferenz diskutierten Fachleute unter anderem darüber, wie die Lebensmittelproduktion nachhaltiger werden kann. Denn die Herstellung von Lebensmitteln erzeugt rund einen Drittel der globalen CO2-Emissionen.