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«Es tut sich was bei der Mitsprache in Betrieben»

Die Union befragte Berufsleute nach Lohn, Arbeitszeiten und Mitspracherecht. Nun liegen die Ergebnisse der Gastro-Umfrage vor.

Roger Lang, letztes Jahr hat die Hotel & Gastro Union eine Unterschriftensammlung, lanciert. Dieses Jahr folgte eine Gastro-Umfrage. Mit welchem Ziel?
Unsere Arbeitnehmerorganisation setzt sich seit 1886 für gute Arbeitsbedingungen ein. Viele Mitarbeitende im Gastgewerbe wissen das nicht. Mit den Kampagnen verfolgen wir einerseits das Ziel, unsere Standpunkte besser zu kommunizieren und andererseits, die Branchenkolleginnen und -kollegen in unsere Arbeit miteinzubeziehen.

Die Umfrage lief diesen Monat aus. Wie viele Mitarbeitende haben mitgemacht?
12 758 Teilnehmende teilten uns ihre Meinung mit.

Zufrieden mit der Anzahl?
Absolut! Die hohe Zahl hat uns überrascht. Sie macht deutlich, dass die grössten Probleme der Branche noch nicht gelöst sind.

Gefragt wurde nach dem Lohn. Zu welchem Ergebnis kommt die Gastro-Umfrage?
Der Lohn ist und bleibt Thema Nummer eins. Jeder Dritte ist damit unzufrieden. Eine gewisse positive Lohnentwicklung ist ­insbesondere bei gut ausgebildeten Berufsprofis aufgrund des Fachkräftemangels zu beobachten. Nichtsdestotrotz braucht es eine generelle Lohnerhöhung auf allen Qualifikationsstufen.

Wie kommt die Idee, Lohn­zuschläge für das Arbeiten an Wochenenden oder in der Nacht einzuführen, an?
Fast 80 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer geben an, dass sie eine höhere Bereitschaft hätten, Abend-, Wochenend-, Feiertags- oder Nachtarbeit zu leisten, wenn sie dafür einen entsprechenden Lohnzuschlag bekommen würden. In anderen Branchen sind solche Zuschläge längst Standard.

Eine andere Frage bezog sich auf die Work-Life-Balance der Arbeitnehmenden. Wie sieht es derzeit damit aus?
60 Prozent der Befragten äussern sich positiv über ihre Arbeits­zeiten. Die 40 Prozent der Unzu­friedenen zeigt jedoch, dass ein Überdenken der Arbeitseinteilung noch nicht in allen Betrieben stattgefunden hat. Eine längere Ankündigungsfrist der Dienstpläne würde die Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit weiter ­fördern. Da wollen wir ansetzen. Die Einsatzzeit darf nicht ständig und spontan wechseln.

Andere Punkte sind Wertschätzung, Mitsprache und Perspektive in den Betrieben. Geht es da voran?
Ja, nur 25 Prozent der Befragten sind damit unzufrieden. Die Arbeitgeber sind bezüglich Wertschätzung und Mitsprachemöglichkeit viel sensibler geworden als noch vor ein paar Jahren. Mehrheitlich positiv äusserten sich die Umfrageteilnehmenden zu den Entwicklungsmöglichkeiten. Das beweist, dass es in unserer gastgewerblichen Branche gute Perspektiven gibt und sich unsere Bemühungen in der Aus- und Weiterbildung lohnen.

Was macht die Hotel & Gastro Union mit den Erkenntnissen, die sie aus der Gastro-Umfrage gewonnen hat?
Die Umfrageresultate verstehen wir als Auftrag, uns weiter für Lohnerhöhungen, eine Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit, eine finanzierbare Aus- und Weiterbildung sowie ein besseres Image unserer Berufe einzusetzen. Je mehr Berufsleute sich uns anschliessen, desto besser gelingt uns das. Alle sind herzlich eingeladen, die Zukunft des Gastgewerbes als Mitglied der Arbeitnehmerorganisation Hotel & Gastro Union mitzugestalten.

(Jörg Ruppelt)


Roger Lang (33) leitet innerhalb der Hotel & Gastro Union den Bereich Recht,Sozialpolitik und Kampagnen.


Mehr Informationen unter:

hotelgastrounion.ch