Das Hauser Hotel in St. Moritz/GR erntet auf 1700 Metern über Meer sein Gemüse.
Das «Hauser» im Dorfzentrum von St. Moritz ist eine Institution. Seit 1955 gehört es zum Ort wie die Bobbahn Cresta Run und die Pferderennen auf dem gefrorenen See. Das Unternehmen besteht aus Hotel, Confiserie und Restaurant. Es wird von der Familie Hauser geführt. Derzeit leitet mit den Geschwistern Nina und Nik die vierte Generation den Betrieb.
Traditionsbetriebe können nur so lange erfolgreich sein, weil jede Generation langfristig denkt und ressourcenorientiert handelt. Markus und Marinda Hauser, die Eltern des heutigen Direktions-Duos, fokussierten sich in Sachen Nachhaltigkeit auf umweltgerechte Energieversorgung und energiesparende Haustechnik.
Ihre Kinder wiederum legen ihr Augenmerk auf die Verwendung umweltverträglicher Reinigungsmittel und Gebrauchsartikel sowie auf den Einsatz nachhaltig produzierter Lebensmittel. 2022 lancierten sie das Projekt Hauser Garden. «Ein eigener Gemüsegarten war für uns der nächste logische Schritt», sagt Nina Mark Hauser.
Neben der Familie Hauser sind der Landbesitzer und Kulturbauer Lorenzo Polin und Simona Degiacomi, die Permakulturdesignerin, die noch in Ausbildung ist, am Projekt Hauser Garden beteiligt. Ihr gemeinsames Ziel besteht darin, Gemüse, Salat und Kräuter für das Restaurant zu ziehen und zu erkunden, was im hochalpinen Klima überhaupt alles ertragreich angebaut werden kann.
«Die Höhenlage bringt gewisse Herausforderungen mit sich», weiss Nina Mark Hauser. Besonders, da die Winter im Engadin sehr lang und die Anbauzeit entsprechend kurz sein können, spielt die Wahl des Saatguts eine entscheidende Rolle. Es muss, wie die Anbaumethode auch, den Verhältnissen angepasst sein. Darum kümmern sich seit diesem Jahr die Gärtnerinnen Barbara Friedli und Simona Degiacomi. Sie arbeiten je mit einem 20-Prozent-Pensum für Hauser Garden.
Nina Mark Hauser erinnert sich ans erste Erntejahr: «Wir haben einfach ausprobiert. Dabei merkten wir, dass Randen, Mangold, Spinat, Karotten, Zwiebeln, Schnitt- und Knoblauch, Petersilie und Federkohl auf 1721 Metern Höhe hervorragend gedeihen.» Besonders die Federkohlernte sei so üppig ausgefallen, dass sich Ivana Falzaresi, seit 15 Jahren Küchenchefin im «Hauser», einiges einfallen lassen musste, um der Federkohl-Flut Herr zu werden.
Dieses Jahr laufe der Anbau gezielter ab. «Wir haben im Herbst mit dem Gartenteam und der Küchenchefin den Bedarf des Restaurants für diesen Sommer besprochen. Es wurde abgeklärt, was wir wann und in welchen Mengen aus dem Eigenanbau beziehen möchten.» Dementsprechend haben die Gärtnerinnen den Anbau geplant und im Treibhaus, das neben dem Garten steht, die jeweils benötigten Setzlinge vorgezogen. Die Hausers haben ein klares Ziel: «Wir möchten in den Monaten Juni bis August nur Salate und Kräuter aus unserem Garten auftischen.» Pro Woche benötigt ihr Restaurant 100 Salatköpfe. «Vielleicht können wir uns diesen Sommer sogar so entwickeln, dass alle wissen: Bei uns gibt es den besten Tomatensalat.»
Die Tomaten dafür stammen ebenfalls aus einem Hauser Garden. Allerdings nicht aus dem in Samedan. «Für Tomaten liegt das Engadin dann doch zu hoch. Deshalb baut ein Gärtner in Sils im Domleschg für uns drei Tomatensorten an», erklärt die Hoteldirektorin. Ein weiterer Ableger des Hauser Garden befindet sich im Veltlin. «Unser langjähriger Chefkonditor kommt von dort und beliefert uns mit Früchten aus seinem privaten Garten», freut sich Nina Mark Hauser.
Alle Zutaten aus eigenem Anbau sind auf der Menükarte mit dem Hauser-Garden-Signet gekennzeichnet. «Die Leute suchen nicht danach, nehmen aber unsere Bemühungen um Nachhaltigkeit wahr. Das sehen wir an ihren Kommentaren.»
(Riccarda Frei)
Jahresbetrieb mit 51 Zimmern, Restaurant, Bar und Confiserie
Mitglied der Responsible Hotels und Partner der App Too Good To Go, mit der Food Waste vermindert wird.