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«Ich koche nie nach Rezept»

Er kochte für Madonna, David Beckham und Britney Spears. Jetzt ist Fabian Zbinden zurück in seiner Heimat Bern und rollt mit hausgemachtem Eintopf durch die Strassen.

Frisch gebackenes Brot und Eintopf: Bei Fabian Zbinden in Bern rollt’s. (ZVG)

HGZ: Herr Zbinden, für Ihre Gäste gibt’s also jeden Tag Ribollita und Chili con Carne. Für Sie selbst auch?

Fabian Zbinden: Nicht ganz jeden Tag, nein. Aber fast. Es wird jedoch nie langweilig. Der Witz ist, dass ich nie nach einem Rezept koche – die Suppe ist immer etwas anders. So ist Kochen eben: emotional und persönlich. Das soll man auch schmecken.

Und den Bernern schmeckt’s?

Ich denke schon. 50 Eintöpfe gehen schon am Mittag über die Theke – das ist gar nicht mal so schlecht für einen Ein-Mann-Betrieb wie mich. An der Spontaneität könnten die Leute aber noch etwas arbeiten. Hier ist alles sehr strukturiert. Büroleute wissen meist schon einen Tag vorher, wo sie am nächsten Tag essen werden. Der Mittag ist ihre heilige Stunde. Da können sie auch an 30 Food Trucks vorbeilaufen. Wenn an dem Tag Pizza geplant ist, gibt es Pizza. Es wäre schön, wenn man die Muster dieser Leute mit coolen Ideen durchbrechen könnte. Daran arbeite ich.

War das anders, als Sie in Los Angeles arbeiteten?

Das kann man gar nicht miteinander vergleichen. Es ist eben eine andere Kultur und Gesellschaft. Ich sehe es aber als Chance und kann hier richtig kreativ und frech sein, manchmal sogar provokativ. In den USA gibt es so viele Food-Konzepte. Nur einen Bruchteil davon findet man auch bei uns.

Welche Konzepte könnten Sie sich hier gut vorstellen?

Korean Barbecue wäre sicher ein Ding. Die Vision ist cool – es verbindet Leute und man wird zum Teilen verführt. American Breakfast könnte in der Schweiz auch gut funktionieren. Waffeln, Pancakes und Speck 24 Stunden am Tag ist vielleicht nicht die gesündeste Idee, gibt’s hier jedoch noch nicht. Ich bin auch Fan von einfacher, cleaner Ernährung. Rohe und nicht so fest gewürzte Gerichte wie Hummus, Reis mit Bohnen oder grilliertes Gemüse.

Also sieht man bald ein Restaurant von Ihnen?

Das weiss ich noch nicht. Ich überlege meist gar nicht so viel. Ich lege einfach los und lasse mir nichts einreden. Ganz spontan und frei. Wenn man es spürt, funktioniert’s. Das kann ich nur jedem empfehlen, der ins Food- Truck-Business einsteigen will. Aber zunächst plane ich eine Instant-Version meiner Ribollita. Ich forsche mit einer befreundeten Lebensmitteltechnikerin daran, wie man den Eintopf haltbar machen könnte, ohne zu pasteurisieren und die Vitamine zu verlieren. Man soll ihn mit heissem Wasser anrühren können und eine tolle Mahlzeit geniessen. Wenn ich Büros damit beliefere, könnte ich viel mehr Leute erreichen.

(Interview Anna Shemyakova)


Zur Person

Der 29-jährige Berner kehrte der US-Gastroszene vor zwei Jahren den Rücken. Seitdem verkauft er in seinem Food Truck toskanischen Gemüseeintopf im Brot und Chili con Carne. Jeden Tag ist er mit seinem umgebauten Vespacar an einem anderen Standort in Bern unterwegs. <link http: www.laribollita.com>www.laribollita.com