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Roboterdame Huanita lockt Gäste ins «Rössli»

Das Hotel Rössli in Murg/SG zeigt: Auch für kleine Hotels können sich technische Innovationen lohnen.

Huanita, der Serviceroboter, ist kein Ersatz für die Restaurantmitarbeitenden. Sie ist aber eine Arbeitshilfe und dient auch zur Unterhaltung der Gäste. (ZVG)

«Bitte nehmen Sie Ihre Bestellung vom Tablett und drücken Sie dann auf meine Hand», sagt Huanita. Sobald der Handsensor berührt worden ist, wendet die Roboterdame und fährt zum Buffet zurück. Sollte ein Gast oder Gegenstand ihr den Weg verstellen, bleibt Huanita stehen und wartet, bis die Passage frei ist. Das Hindernis umfahren kann sie nicht. Jeder ihrer Wege vom Buffet zu den Tischen ist vorprogrammiert. Umwege sind keine vorgesehen.

Die meisten Gäste mögen Huanita

Trotz dieser Einschränkung habe sich die Investition in den Serviceroboter von rund 10 000 Franken gelohnt, findet Melinda Pethö, Gastgeberin im Hotel Rössli in Murg/SG. «Wir haben dank Huanita viel Aufmerksamkeit, Bekanntheit und auch neue Gäste erhalten. Wir bleiben den Leuten als ‹das Restaurant mit dem Roboter› in Erinnerung.» Ein wichtiger Vorteil, wenn man einen gängigen Hotelnamen wie «Rössli» trägt.

Die meisten Gäste haben Spass an Huanita. Doch es gebe auch Leute, sagt Melinda Pethö, die Angst vor dem Roboter hätten. «Sie befürchten, dass Huanita Arbeitsplätze killt und der Service bei uns unpersönlich sei.» Die aus Ungarn stammende Hotelière beruhigt die Skeptiker: «Huanita kann nicht selbständig arbeiten. Sie muss von einem Mitarbeitenden bestückt und an den jeweiligen Tisch geschickt werden.» Auch der Gäste­empfang und das Aufnehmen der Bestellungen erfolgen immer durch menschliche Mitarbeitende. Allerdings überreichen diese den Gästen eine digitale Speisekarte (Tablet).

Man bekommt, was man sieht

«Wir könnten die digitale Speisekarte so programmieren, dass Gäste direkt online in der Küche bestellen, doch auf diese Funktion verzichten wir.» Melinda Pethö begründet: «Wir möchten persönlich mit dem Gast kommunizieren, ihn beraten und verwöhnen.»

Trotzdem möchte sie nicht auf die digitale Speisekarte verzichten, denn diese bietet dem Hotel einige Vorteile. Gäste, auch solche ohne Deutschkenntnisse, können dank Fotos und Videos der einzelnen Menüs auswählen, worauf sie gerade Lust haben. Die Menükarte kann zudem rasch und ohne Druckkosten jederzeit angepasst oder durch Infos, etwa Hinweise für Allergiker, ergänzt werden.

Aus der Not eine Tugend gemacht

Das Hotel Rössli mit seinen zwölf Zimmern ist Testbetrieb für eine speziell auf die Bedürfnisse von kleineren Hotels ausgerichtete Buchungssoftware. Entwickelt wird diese von Zsolt Leinemann und seinem Team. Der Unternehmer mit Firmensitz in Wollerau/SZ hat mit seiner Frau Melinda Pethö das Hotel Rössli in Murg im Herbst 2019 gekauft.

So wie viele andere kleine Hotels hat auch das «Rössli» keine Réception und keinen Night Auditor. Checken Gäste spät ein oder reisen sie besonders früh ab, musste die Hotelière extra von zu Hause ins Hotel fahren. «Um uns das Leben zu erleichtern, hat mein Mann ein Türsystem mit Zahlencode entwickelt, das wir von zu Hause aus bedienen. Die Gäste können es nutzen, ohne dafür eine App herunterladen zu müssen», erklärt Melinda Pethö.

Das Türproblem war zwar gelöst, doch im Alltag tauchten weitere praktische Fragen auf. Vom Ausfüllen des Meldescheins bis zum Bezahlen der Rechnung. Für jede in der Praxis auftauchende Frage hat Zsolt Leinemann mit seinem Team in Wollerau eine Antwort entwickelt.

So ist nach und nach aus dem Türöffnungstool ein auf die Bedürfnisse eines kleinen, familiengeführten Hotels massgeschneidertes Reservations- und Self-check-in-System entstanden. Zsolt Leinemann kündigt an: «Wir sind noch dabei, einige weitere praktische Features zu entwickeln und diese im ‹Rössli› zu testen. Sobald die Testphase durch ist und die Kinderkrankheiten ausgemerzt sind, möchten wir das System an andere kleine Hotels verkaufen.»

(Riccarda Frei)


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