Der neue Direktor von Emmentaler Switzerland Urs Schlüchter möchte die Marke Emmentaler AOP weiter stärken. Dies unter anderem mithilfe der Zielgruppe Millennials.
Urs Schlüchter, seit Juni sind Sie Direktor von Emmentaler Switzerland. Wie gefällt es Ihnen bisher an der Spitze der Sortenorganisation?
Direktor von Emmentaler Switzerland zu sein, ist für mich ein Privileg. Ich darf für eine starke Marke arbeiten, die weltbekannt ist und damit indirekt auch die Schweiz repräsentiert. Das ist schon etwas ganz Besonderes. Kommt hinzu, dass sich das Produkt derzeit in einer Phase befindet, in der es sicher Unterstützung brauchen kann.
Sprechen Sie damit das aktuelle Marktumfeld an?
Exakt. Angefangen beim Ukraine-Krieg über die Unsicherheiten in Taiwan bis hin zur Energiekrise –langweilig wird es uns nicht. Alle reden darüber und auch darüber, wo und wie gespart werden kann. Das kommt einem Qualitätsprodukt wie Emmentaler AOP, das insbesondere im Ausland starke Konkurrenz hat, nicht gerade entgegen. Preislich können wir mit der hochindustrialisierten Konkurrenz nicht mithalten. Diese inflationäre Stimmung, die im Moment herrscht und die wir sowohl in der Schweiz, aber auch im Ausland spüren, wird noch eine Weile bestehen bleiben.
Spüren Sie die Auswirkungen der Inflation auch seitens der Kundschaft aus der Gastronomie und Hotellerie?
Auf jeden Fall. Es ist schon eine Challenge, es mit unserem qualitativ hochwertigen Produkt überhaupt bis in die Käsevitrine des Frühstücksbuffets zu schaffen.
Emmentaler AOP ist doch ein Exportschlager? Da müsste es eigentlich ein Leichtes sein, die Betriebe davon zu überzeugen, diesen Käse ins Sortiment aufzunehmen.
Das müsste man meinen, nur spielt es für einige Betriebe keine Rolle, ob auf dem Frühstücksbuffet nun ein Emmentaler AOP liegt oder sonst ein Grosslochkäse, der anderswo industriell und somit günstiger hergestellt worden ist. Das ist auf jeden Fall eine Herausforderung. Kommt hinzu, dass der Käse vielerorts nicht oder nicht richtig beschriftet wird. Der Gast weiss dann zwar, dass er gerade einen Grosslochkäse gegessen hat. Ob es sich dabei um den Emmentaler AOP handelt, weiss er hingegen nicht.
Was bräuchte es, damit dieses Bewusstsein stärker wächst?
Wir von der Sortenorganisation können das alleine nicht lösen. Hierzu braucht es die Unterstützung vom Handel und der Logistik. Am Ende bleibt es jedoch dem Gastronomen oder der Hotelière überlassen, wie stark die Marke Emmentaler AOP und damit verbundene Werte gegenüber den Gästen kommuniziert werden.
Welches sind denn die Werte von Emmentaler AOP?
Bei Emmentaler AOP ist in einem Pflichtenheft ganz klar festgehalten, welche Ansprüche das Produkt erfüllen muss, um den Zusatz AOP tragen zu dürfen. Beim Traditionsprodukt Emmentaler AOP ist zum Beispiel festgehalten, dass die Distanz zwischen Käserei und Milchproduktionsbetrieb maximal 20 Kilometer betragen darf. Nachhaltigkeit ist sicher ein wichtiger Eckpfeiler, ein weiterer ist auch das Tierwohl.
Also jene Werte, die derzeit auch in der Gesellschaft hoch im Kurs stehen?
Exakt. Die Kunst besteht nun darin, auch der jüngeren Generation aufzuzeigen, dass wir diese Werte, die nun stärker denn je im Trend sind, schon seit Jahrhunderten vorleben.
(Interview Désirée Klarer)
Urs Schlüchter ist seit über 20 Jahren in der «Fast Moving Consumer Goods»-Branche tätig und verfügt über Know-how in den Bereichen Verkauf, Marketing und Trade Marketing. Sein Know-how im Retail- und Gastrogeschäft wird durch fundierte Expertise im Bereich des Wiederverkaufs und der digitalen Betriebswege abgerundet.